Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
jemanden, winkte, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, schlüpfte dann durch Kris’ Sicherheitskordon und nahm ein angeregtes Gespräch auf. Kris nickte Jack zu und gab ihm so zu verstehen, er solle die Schilde senken, und schon sah sie sich drei Weinbergbesitzern gegenüber, die Botschafter Middenmite ihr vorstellte. Kris schenkte ihnen ein hübsches Lächeln, lobte die Weine, die sie ihr zu kosten gaben. Sie versuchte allen drei Marken diplomatisch Wertschätzung entgegenzubringen, ohne etwas zu sagen, was tags darauf in einem Werbespot zitiert wurde. Als sich die drei wieder entfernten, blieb der Botschafter zurück.
»Es tut mir leid zu hören, was meiner Mitarbeiterin widerfahren ist, die mit Ihnen zusammenarbeitet. Verdammt schlimme Geschichte.«
»Haben Sie schon erfahren, wer das getan haben könnte?«
»Es tut mir leid, aber ich muss zugeben, dass mich derzeit andere Dinge beschäftigen. Alle diese kursierenden Geschichten, wie Wardhaven im Verlauf der Jahre Hamilton bevorzugt hätte. Ich weiß nicht, woher das stammt. Es heißt, die Sache wäre dokumentiert. In unseren Dateien findet man aber nichts, was sie belegen könnte.«
»Aber den Medien liegen ›umfassende Dokumente‹ zu ihrer Story vor?«
»Na ja, sie behaupten es. Ich kann jedoch nicht sagen, dass ich sie gesehen hätte; Sie wissen ja, wie ungern Reporter etwas herausrücken, das vielleicht eine Quelle offenlegt. Ich weiß jedoch, was wir alles auf Turantic kaufen, und das ist ein ordentlicher Batzen Geschäfte. Ich bemühe mich darum, in Sendungen eingeladen zu werden und den Menschen alles zu erklären, was wir getan haben, aber niemand scheint zuzuhören.«
»Den Leuten zu erklären, was sie schon wissen, ist keine Nachricht.«
»Genau das sagt man mir immer. Verdammt, ich wünschte, ich hätte mehr Wardhaven-Unterlagen zur Verfügung! Ich bin stets davon ausgegangen, dass wir von zu Hause bekommen würden, was wir jeweils brauchten. Ich wollte keine vertraulichen Unterlagen über den Handel in meinem System haben. Man sagt mir zwar, die Sicherheitsmaßnahmen wären gut, aber man hört immer wieder von diesem Teenager oder jener niedlichen Sechsjährigen, die im Netz dieses oder jenes gefunden haben.«
»Schwer zu sagen, was ein akzeptables Risiko darstellt und was zu viel ist«, pflichtete sie ihm bei, und der alte Mann spazierte kopfschüttelnd davon. Die nächste halbe Stunde verbrachte Kris damit, Hände in einem gemächlicheren Rhythmus zu schütteln. Entweder waren heute Abend weniger Gäste zugegen, oder die Zahl derjenigen war geringer, die am nächsten Tag damit prahlen wollten, die Hand einer echten Prinzessin von Wardhaven geschüttelt zu haben. Kris vermutete, dass Letzteres zutraf.
Als eine Stunde verstrichen war, fragte sich Kris, ob Hank vielleicht allmählich mit den ihm übertragenen Aufgaben fertig war. Nelly, rufe Hanks Computer an und sieh mal, ob er dir verrät, wo Hank steckt.
»Deine gelangweilte Miene gefällt mir nicht«, bemerkte Jack.»Du überlegst doch wohl nicht gerade, dass es schön wäre, etwas Zeit in Gesellschaft dieses gut aussehenden Billionärs zu verbringen?«
»Und wenn doch?« Kris rümpfte die Nase.
Jack kratzte sich hinterm Ohr, rückte den Empfänger wieder zurecht und zuckte die Achseln. »Ich habe mir überlegt, Klaggath über das böse Blut zwischen deiner Familie und den Peterwalds zu informieren. Ich frage mich, wie er es fände, wenn du Zeit mit …«
»Wie, soll da ein Sicherheitsrisiko bestehen? Verdammt, Jack, Hank weiß so viel wie ich darüber, wie das Universum funktioniert.«
»Wie wäre es mit einer großen Gefahr für Leib und Leben? Kris, er ist auch auf Olympia aufgetaucht, und du bist dort beinahe umgekommen.«
»In meinem Büro ist eine Rakete eingeschlagen, während ich mit Hank zu Mittag aß. Das hat mir das Leben gerettet.«
»Kris, du weißt über die anderen Anschläge so gut Bescheid wie ich. Verdammt, du bist inzwischen ein großes Mädchen und solltest dich allmählich auch so benehmen!«
Das Problem war, dass Jack Recht hatte; sie verhielt sich wie ein großes Mädchen. Eine echte erwachsene Frau. Sie wollte schon auf ihn losgehen und ihn fragen, wo sie seiner Meinung nach einen Mann, ihren Mann finden sollte. Tommy gesellte sich inzwischen zu all den anderen, die seit der High School in ihren Einzugsbereich geraten waren. Sie kamen ihr nahe genug, um einen guten Blick zu erhaschen und dabei selbst gut auszusehen, ehe sie sich dann eine andere
Weitere Kostenlose Bücher