Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
stimmte ihm Kris zu.
Jack blickte ihr in die Augen. Sie blinzelte nicht. Er zuckte schließlich die Achseln. »Sobald wir wieder zu Hause sind, kann ich um einen neuen Auftrag bitten.«
So war es also letzten Endes so weit gekommen, dass jeder von ihnen die letzte Karte ausspielte. Kris konnte losschreien und dafür sorgen, dass sie alle im tiefsten Kerker Turantics landeten, von wo sie weder entfliehen noch Sandfires Pläne zu vereiteln vermochten. Und Jack konnte Kris den Rücken zukehren. Wusste er, wie sehr sie sich auf ihn verließ? Wie sehr sie es genoss, ihn um sich zu haben? Kris schluckte schwer.
»Das wirst du entscheiden müssen, sobald wir wieder zu Hause sind.«
»Falls wir zurückkehren«, hielt ihr Jack entgegen. »Abby, du stellst besser irgendwas mit ihren Haaren an, oder ich erhalte einen Verweis, weil ich verantwortlich für schweren Schaden an meiner Zielperson bin.« Mit finsterer Miene wandte er sich ab.
»Zurück ans Waschbecken, junge Frau. Du hast vielleicht die Macht, meine zarte Haut einer Welt voller Schmerzen auszusetzen, aber nach wie vor bin ich dafür verantwortlich, dich präsentabel zu machen.«
Kris leistete der Anweisung Folge … zur Abwechslung. Tom und Penny folgten ihr mit den Blicken. Sah man dort Verzweiflung oder war das nur die übliche Erwartung, dass Kris sie alle wieder aus dem Schlamassel hinausführen würde, in den sie sie gezogen hatte?
21
A bby legte gerade letzte Hand an Kris’ Frisur, als die Türglocke zur Suite läutete. »Ich mache auf«, sagte Jack in dem eisernen Tonfall, den er benutzte, seit Kris seinen Plan vereitelt hatte, vom Planeten zu fliehen.
»Sehe ich okay aus?«, fragte Kris Abby im Spiegel. Die Zofe nickte, und Kris warf einen abschließenden Blick aufs eigene Spiegelbild. Abby hatte die Haare zu Strudeln hochgesteckt, die von einer im Juwelierladen des Hotels gemieteten diamantenen Angelegenheit zusammengehalten wurden. Die schmale Taille des aquamarinblauen Kleids weitete sich oberhalb und unterhalb kräftig. Petticoats stellten sicher, dass der Rock mit jeder Bewegung schwang, die Kris ausführte. Das Mieder stoppte kurz vor dem Versprechen dessen, was sie zu bieten hatte. In Anbetracht der Bomben war dieses Versprechen beinahe einlösbar. Und sobald sie sie losgeworden war, würde niemand schlauer sein als zuvor.
Na ja, außer vielleicht Hank, je nachdem, wie eng umschlungen sie tanzten.
Sie stellte mit einem abschließenden Blick fest, dass ihre Nase nicht kleiner geworden war – selbst Abbys Magie hatte Grenzen –, und ging hinaus, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten.
Das Wohnzimmer barg keine Überraschungen. Drei verschiedene Sicherheitsmannschaften suchten herum und spulten dabei ihr Dominanzgehabe ab. Hanks Leute waren links von der Tür aufgestellt, die grauen Gorillas rechts und Jack – mit Tom in voller Navy-Dinneruniform an seiner Seite – hielt alle in Schach,während sie ihre jeweiligen Absichten für den kommenden Abend kundtaten. »Wir werden mit allem fertig«, erklärte der Anführer von Hanks Leuten, als wäre damit alles gesagt. »Niemand hat uns informiert, dass irgendjemand irgendwohin gehen würde!«, jammerten die Grauen und verloren damit jeden Anspruch, sich durchzusetzen. »Kris geht ohne ihre Sicherheitsleute nirgendwohin«, sagte Jack, was den Grauen den Tag zu retten schien, bis sie erkannten, dass Jack sie damit nicht gemeint hatte. Abby eilte aus Kris’ Zimmer herbei, gekleidet in ein dunkelgraues Kostüm, und bezog auf Jacks anderer Seite Stellung.
»Sind wir soweit?«, fragte sie niemanden im Besonderen.
Hank blinzelte Kris verschwörerisch zu. »Du siehst heute Abend wunderschön aus«, sagte er, als wären sie ganz normale Leute und unter sich.
Kris wackelte leicht, was ihr komplettes Ensemble rascheln ließ, und erwiderte die Gunst. »Du siehst selbst nicht schlecht aus.« Was ganz klar untertrieben war. Der hellbraune Smoking setzte sich gut von einem roten Kummerbund ab. Das mit feinen Rüschen besetzte Hemd war für diesen Abend auf zwanglos getrimmt, indem jede Fliege fehlte und der oberste Hemdknopf offen stand.
Hank bot Kris den Arm und bewies damit, dass die Ritterlichkeit nicht mehr im Koma lag. Dann führte er sie an den nach wie vor zankenden Sicherheitsmannschaften vorbei, als wären diese gar nicht vorhanden. Nach nur einer Sekunde der Überlegung gelangte Kris zu der Entscheidung, dass dies eine gute Möglichkeit sein konnte, mit dem heutigen Abend
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