Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
einer ganzen Weile tot sehen. Ich atme immer noch. Dasselbe wird man von ihm nicht mehr lange sagen können.«
»Longknife bis zum letzten Atemzug«, schnaubte Tom. »Weißt du, man kann euch schon umbringen. Eddy ist umgekommen. Hattest du nicht auch ein paar Großeltern, die weniger Glück hatten als General Trouble?«
»Eddy hatte keine Chance. Er war sechs. Ich bin nicht sechs«, sagte Kris leise, aber ihr Ton schlug Funken.
»Ich. Möchte. Dass. Du. Von. Hier. Verschwindest!«, betonte Jack.
»Und ich verschwinde von hier, sobald ich die Werft und die Docks hochgejagt habe.«
»Und Sandfire umgebracht hast. Das zwischen euch ist inzwischen persönlich.«
»Falls er mir ins Visier gerät, ist er tot.« Kris nickte. »Aber erste Priorität hat es, die Werft und die verdammte Flotte zu sprengen, die dort zusammengebastelt wird. Jack, du weißt, dass furchtbar viele Menschen ums Leben kommen werden, wenn Sandfire seinen Willen durchsetzt. Klaggath ist bereit, sich Sandfires irrem Wunsch nach Krieg in den Weg zu werfen. Klaggath und einige Senatoren. Doch sie haben keine Chance.«
»Was bringt dich auf die Idee, du hättest eine?«, feuerte Jack auf sie ab.
Kris öffnete den Mund zu einer spontanen Entgegnung und klappte ihn wieder zu. Sie konnte nicht behaupten, sie wäre in diesem Spiel der Joker. Sie war von Anfang an eine Karte auf seiner Hand gewesen … und sie hatte sich ausspielen lassen. In Gedanken ging sie schnell die zurückliegende Woche durch. Wie viele ihrer Aktionen waren bloße Reaktionen auf Sandfires Schritte gewesen? Wie viel davon hatte wirklich darin bestanden, seine Kreise zu stören? Die Entführung der kleinen Nara Krief war nicht nach Sandfires Plan verlaufen. Was sonst noch?
»Jack, Sandfire lenkt das Geschick dieses Planeten, als wäre dieser sein Lieblingspudel. Ja, er hat auch mich gelenkt. Er hat sich Tom geschnappt, und ich bin glatt in die Falle getappt. Aber nenne mir eine einzige Person, die meinen Aufklärungseinsatz von gestern hätte durchziehen können. Ein Satz von Fotos, und alles, wofür Sandfire gearbeitet hat, ist zum Teufel gegangen.«
»Also hat er seinen Schoßpräsidenten überredet, das Kriegsrecht auszurufen, und schon leitet er die Show wieder«, gab Jack zu bedenken.
»Richtig.« Kris unterbrach sich. »Jack, du weißt, dass ich diese Fotos niemals erhalten hätte, wenn nicht ein gewisser Taxifahrer bereit gewesen wäre, für mich den Kopf hinzuhalten. Ich hätte es nicht mal hierher zurück geschafft, wenn nicht eine Menge Frauen und Männer ihr Leben für mich riskiert hätten.«
»Und jetzt möchtest du mir sagen, dass du in ihrer Schuld stehst!«, blaffte Jack.
»Das hatte ich vor.« Kris seufzte. »Vielleicht sollte ich es aber einfach damit bewenden lassen. Da unten leben eine Menge Menschen, die Besseres verdient haben. Sie wünschen es sich. Sie haben dafür gearbeitet. Ich denke, wir können es ihnen geben. Warum sollten wir also nicht genau das versuchen? Was wäre denn so toll daran, wenn wir uns heute Abend verdrückten? Warum nicht morgen oder übermorgen Abend? Warum sollen wir nicht erst mal an Sandfires beschissenem Plan nagen?«
»Weil du Sandfire damit zwangsläufig wütend machst. Und selbst wenn er nicht als Ursache für diesen oder jenen Schlamassel mit dem Finger auf dich zeigen kann, wird er dich dahinter vermuten und die Schlinge um deinen Hals fester zuziehen.«
Kris nickte; Jack hatte auf alles, was sie sagte, eine Entgegnung. Ohne nachzudenken, stemmte sie die Hände in die Hüften. »Dann läuft es auf Folgendes hinaus: Wir gehen so vor, wie ich es sage.« Man fand auf Wardhaven Gletscher, die wärmer waren, als sich Kris in diesem Augenblick fühlte. Eiskalt. Entschlossen. Keine Alternative. Kein Kompromiss.
»Ich kann dich in fünf Sekunden rundum verschnürt haben«, flüsterte Jack.
»Abby, komm lieber nicht mal auf den Gedanken, nach mir zu greifen!«, sagte Kris und entfernte sich einen Schritt weit vonihrer Kammerdienerin, auch wenn sie sich damit Jack weiter näherte. »Sollte jemand nach mir greifen, schreie ich los. Die Wachleute werden im Zimmer sein, ehe mir jemand einen Knebel in den Mund stopfen kann.«
»Das wäre wirklich ein Schlamassel«, sagte Tom aufreizend vernünftig.
»Kein Zweifel«, pflichtete ihm Kris bei. »Wir machen es auf meine Art, oder ich sorge dafür, dass wir es zumindest nicht auf deine Art machen, Jack.«
»Du bist eine Göre.«
»Amtlich beglaubigt, auf Prinzessinnenniveau«,
Weitere Kostenlose Bücher