Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
daran, erklärte Nelly Kris.
»Einen Augenblick nur«, sagte Kris zu den anderen. Die Luft prasselte und zischte ringsherum.
He, einige davon sind meine! Tom hat einige Aufklärungswanzen mitgebracht!
Befrage sie später. Tom muss uns etwas berichten.
Ich bin mir deiner Prioritäten sehr wohl bewusst, Kris. Nur noch einen Augenblick, bitte.
Kris trommelte mit den Fingern auf den Beistelltisch, während sie neben Tom kniete. Penny hatte sich neben Tom gesetzt und ihm einen Arm um die Schultern gelegt. Abby stand hinter Kris. Jack ging ein Stück weit zur Seite, sodass er Tom … und die Tür gut im Blick hatte.
»Alles sauber«, sagte Nelly. »Tom, du hast einige meiner Aufklärungsnaniten von der Werft zurückgebracht!«
»Ich hatte gehofft, ein paar davon einzusammeln. Ich hatte mir Abbys zweiten Computer ausgeliehen, und er meldete, dass ich die Ladung von heute Morgen prima abgesetzt hatte. Du kannst ihn zurückhaben, Abby. Ich habe für Penny und mich in der Botschaft neue Geräte besorgt.«
»Hast du deshalb so lange gebraucht?«, wollte Penny wissen und hüpfte vor Ungeduld förmlich auf dem Sofa.
»Na ja, wie nicht anders zu erwarten, wollte der Botschafter persönlich mir einschärfen, ich sollte Kris sagen, sie dürfte nichts ›Unziemliches‹ unternehmen. Seine Wortwahl. ›Wir werden das alles klären. Wir können nicht gebrauchen, dass sie im jugendlichen Überschwang etwas Unziemliches in die Wege leitet.‹«
»Ich werde mich bemühen, nicht unziemlich zu sein«, sagte Kris und justierte ihren Bademantel, um sicherzugehen, dass er ordentlich geschlossen war.
»Pennys Boss hat mich auch für ein Schwätzchen auf die Seite genommen.«
»Ach du liebe Zeit!«, sagte Penny.
»Kris, er möchte ebenfalls, dass du nichts unternimmst.«
»Penny, du hast mir gegenüber den Eindruck erweckt, dein Boss besäße Mumm. Er klingt aber nach einem Gimpel, der sich aus der Sammlung langer Röcke des Botschafters bedient.«
»Normalerweise ist er nicht so. Tom, hat er dir einen Grund genannt, warum sich Kris bedeckt halten sollte? Hat er vielleicht selbst ein paar Eisen im Feuer?«
»Und wie gern er die hätte! Er hat nicht viel gesagt; es gingnur darum, sich von meiner Identität zu überzeugen und mir möglichst viel über das zu entlocken, was Kris in der zurückliegenden Woche alles in die Wege geleitet hat.«
»Was hast du ihm gesagt?«, knurrte Kris.
»Nichts, was er nicht auch in der Zeitung lesen könnte«, antwortete Tom, strich sich aber zimperlich über die Hosenbeine.
»Also hat er dir nicht verraten, warum er möchte, dass wir die braven kleinen Kinder geben und winken, während die Armee in den Krieg marschiert?«, fragte Kris und gewährte ihrem Sarkasmus freie Bahn.
»Doch, er hat es mir verraten«, sagte Tom, und echte Besorgnis zeigte sich in seiner Miene. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Kris. Er wollte mir nicht sagen, woher er die Informationen hatte, aber er sagte, Sandfire hätte etwas Persönliches gegen dich. Ich sagte ihm, ich wüsste von ein paar guten Gründen. Ihn schien zu beunruhigen, dass ich so viel über die ganze Vorgeschichte des Schlamassels im Paris-System wusste. Jedenfalls sagte er, dass Sandfire dich in Ketten sehen möchte, wenn das alles vorbei ist. Er scheint zu denken, dass dich Hank Smythe-Peterwalds Dad nur zu gern nackt ausgeliefert sähe. Was er als Nächstes anstellen würde, das hätte mit Messern zu tun, und du würdest es nicht überleben.« Tom schloss, indem er schwer schluckte.
Kris prallte zurück. Buchstäblich. Sie landete mit gekreuzten Beinen auf dem Boden. Sie hatte schon Angst gehabt, ja nacktes Grauen erlebt. Gewöhnlich trat das ein, ehe geschossen wurde. Sobald die Geschosse in beide Richtungen flogen, war sie zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben, um sich noch mit Angst zu befassen. Dicke Tropfen liefen ihr über die Stirn; sie wischte sie weg. Abby brachte ein Handtuch zum Vorschein und wickelte es ihr geschickt um den Kopf. Kris nahm die Lotushaltung ein und bemühte sich, die aufgewühlten Eingeweide zu beruhigen.
Sandfire möchte mich gefangen nehmen, foltern und töten, dachte sie und kostete diesen Gedanken. Spürte ihn.
Das war nicht überraschend; sie wusste schon, dass sie seit mindestens einem Jahr seinen Meuchelmördern auswich. Als Eddy entführt und ermordet wurde, hatte auch da schon Sandfire die Fäden gezogen? Hatte er uns beide im Visier? Hat mich gerettet, dass der arme Eddy ein Eis haben
Weitere Kostenlose Bücher