Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
langsam von oben bis unten und schüttelte den Kopf. »Sicher gibt es Dinge, über die dein Dad nicht mit seiner wohlgesinnten Opposition reden möchte. Du würdest auch nicht darüber reden, und ich würde dich nicht dazu drängen. Dränge du mich also auch nicht.« Es klang beinahe flehend.
»Du hast Recht; ich weiß Dinge über meinen Vater, die ich niemals in der Presse sehen möchte, aber ich brauche mich auch über nichts zu schämen, was er je getan hat.«
»Jedenfalls nichts, wovon du wüsstest.«
Jetzt war Kris an der Reihe, die Achseln zu zucken. »Wir reden schließlich über das, was du und ich wissen, nicht wahr?«
»Ja, aber ist alles, was im Namen deines Papas gemacht wird, auch wirklich das, was er möchte? Seit die Kommunikationszentrale zerlegt wurde, kann ich keine Fragen mehr an meinen alten Herrn schicken. Verdammt!« Hank blickte zum leeren Weltall und der sternenübersäten Nacht hinauf, in den Augen ein Flehen, als gewährten ihm die Sterne Antworten auf die Fragen, die an ihm nagten.
Konnte aus Hank ein Bundesgenosse werden? Konnte er ihr dabei helfen, diesen Planeten vor dem heraufziehenden Krieg zu retten? Wagte sie es, ihm die Frage zu stellen? Beinahe hätte sie darüber gelächelt. Mädchen trifft Jungen; Mädchen lädt Jungen ein, an einer welterschütternden Verschwörung mitzuwirken. Was geht wohl daraus hervor?
Der Tisch zitterte unter ihren Händen.
»Was war das?«, fragte Hank die leere Luft ringsherum.
Wie die Zeit vergeht, wenn man Spaß zu haben versucht! Kris seufzte. »Ich habe so was noch nicht gespürt, seit ich hier bin. Denkst du, dass die Kreiselstabilisierung vielleicht gestört ist?Jemand aus unserer Botschaft hat mir berichtet, diese Station wäre sehr hastig zusammengestückelt worden. Vielleicht haben sie dabei etwas übersehen?«
»Was immer das war, es hat nichts Gutes zu bedeuten. Da kommen Bertie und Jack. Warum denke ich nur, dass deine Tanzkarte schon wieder voll ist?«
»Nur, wenn du nicht darauf bestehst, es wäre anders«, sagte Kris mit einem Ausdruck, von dem sie hoffte, dass er als kokettes Lächeln gedeutet werden konnte.
»Ich kann meine Sicherheitsleute nur bis zu einer gewissen Grenze überstimmen. Danach wenden sie sich an Dad.«
»Bertie hätte aber große Probleme dabei, heute Abend dort anzurufen.« Jetzt war ihr Lächeln durch und durch schelmisch.
»Du bist gefährlich, Miss Longknife.«
»Nicht mehr annähernd so, seit sie mich zu Prinzessin Kristine gemacht haben.«
»Erwartest du, dass ich dir das glaube? Also, was gibt es, Bertie? Sind die Eingeborenen unruhig geworden? Das klang gar nicht nach Dschungeltrommeln.«
»Nein, Sir. In der Abwasseraufbereitung scheint es zu einer Methanexplosion gekommen zu sein. Das Ausmaß der Gefahr ist nicht klar, aber ich muss den Vorschlag unterbreiten, dass Sie an Bord Ihres Schiffes zurückkehren.«
»Du wirst doch nicht abreisen?«, fragte Kris.
»Unwahrscheinlich«, setzte ihr Hank auseinander, »aber sobald die Rumpfintegrität der Station in Frage steht, möchte Dad, dass ich auf der Barbarossa in Sicherheit bin. Möchtest du dich uns anschließen? Es dauert vielleicht einige Zeit, ehe die Gefahrenstufe aufgehoben wird.«
»Ich denke, Jack bekäme einen Anfall, wenn ich das täte«, sagte Kris und musterte ihren Agenten. Er hustete leicht in seine Faust.
»Richtig. Dein Mann traut meinen Männern nicht mehrals … Sag mir, Kris, hast du jemals dieses uralte Stück über zwei Liebende unter einem schlechten Stern gesehen? Die aus Familien stammen, die einander hassen?«
»Romeo und Julia, nicht wahr?«
»Ich denke.«
»Sie sterben beide, oder?«
»Vielleicht ähneln wir ihnen gar nicht so sehr«, sagte Hank. Bertie räusperte sich. »Richtig. Kris, melde dich morgen früh. Vielleicht können wir morgen etwas unternehmen, wenn sie diese Sache bis dahin ausgeräumt haben.«
»Da ist eine Menge auszuräumen«, sagte Tom, der sich zu ihnen gesellte. »Sie hatten eine Wasserfontäne aus den Abflüssen. Es stinkt da drin, aber so richtig.«
Auch Abby tauchte an Kris’ Seite auf. »Ich hoffe, du musst die Damentoilette nicht noch einmal aufsuchen. Dort herrscht ganz schöne Unordnung.«
Der Geruch erreichte Kris. »Ich werde mich bemühen, an mich zu halten, bis wir wieder die Suite erreicht haben«, versicherte Kris ihr.
Draußen umringte das Rudel der Grauen sie, die anscheinend nichts über das Problem wussten. Auf der Promenade zeigte ein Blick nach oben Risse im Spiegel
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