Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
von ihr gehört?«, fragte Kris. Penny schüttelte den Kopf. Die beiden hatten unterwegs ebenfalls neue Kleider gefunden. Penny trug jetzt Sicherheitsgrau. Tom hatte sich einen hellblauen Smoking und einen roten Kummerbund angezogen, was gut zu seiner Uniformhose passte. »Tom, du und Penny, ihr bleibt auf dieser Seite der Promenade. Jack und ich drücken uns zur linken Seite hinüber. Falls jemand in Schwierigkeiten gerät, helfen wir, so gut es geht.«
Ohne auf weitere Probleme zu stoßen, erreichten sie die Stelle, wo Promenade Zwölf in Kreis Eins mündete.
»Abby zufolge liegt der private Yachthafen links von hier«, sagte Nelly.
»Wann hat sie das durchgegeben?«, fragte Kris.
»Ich weiß nicht. Sie hat einen kleinen Nachrichtennaniten an der Ecke zurückgelassen, um es mir zu sagen.«
Kris wandte sich nach links.
Die Rotation der Station war langsam genug, dass selbst riesige Frachter und Passagierliner keine Schwierigkeiten dabei hatten, gleich beim ersten Versuch anzudocken und sich ans Pier ziehen zu lassen. Yachten und Flitzer, die kleiner und manövrierfähiger waren, mussten sich selbst einen Platz an mehreren Landungsstegen suchen, aus denen Pier Elf sich bildete. Kris wollte ein großes Schiff. Das bedeutete eines, das zusätzliche Dockgebühren für einen äußeren Liegeplatz entrichtete. Das richtige Schiff zu finden, konnte Zeit kosten; Zeit, die sie nicht hatte.
Abby tauchte aus einer Damentoilette auf, zwölf Schrankkoffer fügsam folgend. »Du bist pünktlich«, sagte sie zu Kris. »Eine große Yacht liegt an Anlegestelle D, eine etwas kleinere an Anlegestelle C. Welche möchtest du?«
»Welche ist weniger stark bewacht?«, fragte Jack.
»Das weiß ich nicht. In Anbetracht all der Probleme, die einige Leute hier anrichteten, schien es mir unklug, dabei gesehen zu werden, wie ich den Platz sondierte.«
»Stets die Heldenhafte«, knurrte Jack.
»Wir sind immer noch am Leben«, gab Abby munter zu bedenken.
»Nehmen wir die größere. Ich habe einen Plan, um die Wachmannschaft zu überwinden«, sagte Kris.
»Worin könnte der bestehen?«, fragte Tom, als er und Penny hinzukamen.
»Der gleiche Plan wie am ersten Abend.« Kris versuchte gar nicht, sich ein boshaftes Grinsen zu verkneifen. »Mir möchtedoch bestimmt niemand sagen, von den Yachten der Reichen gingen keine Anrufe mehr aus, um seltsames, neues und interessantes weibliches Fleisch zu bestellen?«
»Ich denke, ich habe ein Monster erschaffen!«, ächzte Abby, aber sie durchstöberte dabei schon das Seitenfach eines der Koffer.
»Abby hat kein Monster erschaffen«, sagte Jack. »Sie legt nur letzte Hand an Kris’ selbstgeschaffenes Kunstwerk an.«
»Und wo wir gerade von letzter Hand sprechen: Du möchtest vielleicht das hier nehmen«, sagte Abby und warf Kris eine kleine Handtasche zu.
Kris öffnete sie. Eine Puderdose, ein altmodischer Spiegel, sechs Riegel Kaugummi und – Kris brauchte eine Sekunde, um das zu erkennen – vier verschiedene Arten von Kondomen. »Ich denke, ich kann einiges davon gebrauchen«, sagte sie und hustete leicht.
Jack blickte ihr über die Schulter und musterte Abby dann finster. »Und du hast auch noch erstaunt getan!«
»Erstaunt ja, unvorbereitet nie.« Und sie zückte eine Handtasche für sich. »Gehen wir, Schwester?« Sie warf Jack die Fernsteuerung für die Koffer zu. »Verliere keinen von denen und öffne keinen, der nicht dir gehört. Sie sehen einander alle so ähnlich!«, strahlte sie und führte Kris in den Tunnel zur Anlegestelle.
Die zehn Meter weit im Kreis führende spiralförmige Anlegestelle war ein behaglicher Fußweg mit breiten Fenstern, die Ausblick auf bunt angestrichene Flitzer und kleine Ausflugsboote gewährten. Genau das Richtige für Reisen innerhalb eines Sonnensystems. Kris kaute hundert Meter lang auf einem sich ausdehnenden Stück Kaugummi, bekam es unter Kontrolle und warf Abby ein Lächeln zu.
»Ich weiß, dass ich eigentlich nach dieser verrückten Videoprinzessin aussehen müsste«, sagte Kris, ließ Kaugummiblasenplatzen und schnalzte bei jedem Wort, »aber wer würde auf dich abfahren?« Sie wusste, dass sie ihr Mundwerk dem Schalk auslieferte, aber sie sah hier eine neue Seite an ihrer Kammerdienerin und musste einfach an dieser Oberfläche kratzen.
»Manche Männer stehen auf steife, unnachgiebige Frauen, und außerdem verfüge ich«, sagte Abby, öffnete die Handtasche und holte eine zusammengerollte Peitsche hervor, »noch über weitere
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