Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
halbe Minute später. »Ich denke, ich habe hier eine Datensammelstation. Ich scheine Zugriff auf eine Menge Datenverkehr von Polizei und Militär zu haben.«
»Aber sie haben die Festnetzleitung schon vom Hauptnetz getrennt. Ich habe die abgekoppelte Datenleitung gesehen.«
»Die Daten kommen mit einem gebündelten Strahl herein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass jemand das Hauptsicherheitsnetz gehackt hat.«
»Seltsam und immer seltsamer«, flüsterte Kris, die nach wie vor die Lampen auf dem Navigationspult betrachtete. »Nelly, es wäre richtig schön, wenn ich ein paar Dinge tun könnte.«
»Ich denke, ich habe deine Konsole geknackt, Kris. Probiere etwas aus.«
Kris tippte eine leichte Erhöhung der Reaktorleistung ein.
Zugriff verweigert.
»Ich versuche es weiter, Kris.«
»Mach das.« Kris hätte am liebsten geschrien oder auf die Konsole gehämmert oder wäre im Kreis gelaufen. Stattdessen unternahm sie einen langsamen Rundgang auf der Brücke. Alle Konsolen standen vor den Wandmonitoren, wie auf Handelsschiffen üblich, da niemand Kauffahrerschiffe in defensive Gefechtsrotation versetzte. Eine der Konsolen bildete die Reserve für die Navigationshauptstelle; dort hatte die Frau gesessen. Die daran anschließend um den Brückenbogen herum angeordneten Konsolen waren ausgeschaltet. Eine davon müsste die Sensoren bedienen, falls dies ein Sprungschiff war. Kris würde abwarten, bis Nelly sämtliche Konsolen eingeschaltet hatte, umauf Nummer sicher zu gehen. Die Arbeitsplätze an der Rückwand dienten der Datenaufnahme, manche geschäftlich, andere wissenschaftlich orientiert. Seltsame Mischung. Penny war in irgendetwas vertieft, und so störte Kris sie nicht.
Die Pulte zeigten allmählich Bereitschaftstatus, während Kris zurück zur Navistation ging … Doch die Konsole direkt neben der Navigation wirkte anders. Sie war völlig inaktiv, und dennoch bereit, hochgefahren und initialisiert zu werden. Aber als was?
Kris setzte sich an die Navi. »Nelly, es wäre wirklich nett, wenn wir diese Anlage endlich unter Saft bekämen.«
»Versuch es bitte noch einmal.«
Kris schob die Reaktorleistung von fünf auf zehn Prozent. Der Reaktor leistete dem Folge. Kris wandte ihren Sitz ganz der Konsole zu und erhöhte den Fluss der Reaktionsmasse zum Reaktor noch stärker. Der Plasmazustrom zur Standby-Beschleunigerspule erhöhte sich ebenso wie in der Folge der von den magnetohydrodynamischen Maschinen erzeugte Strom. Kris leitete diesen in die Kondensatoren … und stellte fest, dass diese Yacht eine gewaltige Kapazität für die Speicherung nicht benötigten Stroms aufwies.
»Jack, bist du bereit, die Luken dichtzumachen?«
»Bin schon dabei, die letzten Statisten von Bord zu schaffen und die Gangway zu schließen.«
»Kopple sämtliche Verbindungen ab außer den Dockshalterungen. Dann halte dich bereit. Nelly, wie lange noch, bis die Lage in der Raumstation richtig interessant wird?«
»Drei Minuten oder so«, antwortete Nelly.
»Und warum gibst du mir auf einmal so allgemein gehaltene Antworten?«, wollte Kris wissen, während sie die Manövriertriebwerke kontrollierte. Das Schiff bockte ein wenig, aber die Dockshalterungen hielten.
»Ich bin mir über den Umstand klar geworden, dass dieKommandonaniten zwar ihre Anweisungen haben, dass aber die Möglichkeit von Gegenmaßnahmen bedeutet, dass diese Anweisungen vielleicht nicht zum von mir geplanten Zeitpunkt ausgeführt werden.«
»Gut, Nelly, du erkennst langsam, wie es in der wirklichen Welt läuft.«
»Deine ›wirkliche Welt‹ ist chaotisch.«
»Welche Teile dieses Steuerungssystems steuern wir bislang nicht?«
»Ich versuche noch immer, die Sprungpunktsensoren zu starten«, sagte Nelly. »Sie sind mit einem ganz eigenen Sicherheitssystem abgeriegelt worden.«
»Vermutlich von der Frau, die ich niedergeschossen habe«, sagte Tom und ging vom Fahrstuhl zur Zweitkonsole der Steuerung. Er drückte mehrere Tasten, dann noch einige mehr und schüttelte langsam den Kopf. »Ich sehe hier einen Atomlaserkreisel, aber er lässt sich nicht initialisieren. Das Gleiche gilt für das Gravimeter. Kris, wir können nicht springen.«
»Nelly, arbeite weiter.«
»Kris …« Jacks Worte wurden über die Lautsprecheranlage des Schiffs weitergegeben. »Ich könnte wirklich Hilfe dabei gebrauchen, diese letzte Kabine zu knacken.«
»Schießt irgendjemand daraus auf dich?«
»Derzeit nicht.«
»Dann wird Nelly erst mal
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