Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
für vierundzwanzig Stunden durchgängig offline und voller Techniker gewesen.«
Jack ging auf ein Stück Distanz zur Badewanne und schritt einen Moment lang auf und ab. Ehe Kris Gelegenheit zu der Frage fand, was ihn so ärgerte, warf er sich zu Penny herum. »Möchten Sie mir erzählen, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der auf einer Station dieser Größe die Sicherheit abschalten konnte? Kris, du musst mit dem nächsten Schiff von hier verschwinden!«
Abby schüttelte den Kopf und antwortete an ihrer Stelle: »Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Er oder sie brauchte nur rechtzeitig zu wissen, an welchem Tag die Sicherheitssysteme abgeschaltet sein würden, um Tommys Transit entsprechend zu planen.«
»Ich denke, auch in diesem Fall sollte Kris nicht hier bleiben!«, blaffte Jack und drehte sich zu Kris um. Er schien bereit, sie zu verschnüren und sie in einen ihrer Automatikkoffer zu stopfen, um sie nach Hause zu schicken.
Kris stand lässig auf, ging zur anderen Seite der Wanne und hielt sich bereit, notfalls zu flüchten, ehe sie sagte: »Was können Sie mir sonst noch über die Suche nach Tommy erzählen?«
»Ich habe Verbindungen zur Polizei dort unten auf dem Planeten. Mein Vater war Cop, und ich spreche deren Sprache. Einige örtliche Cops waren in den vergangenen Tagen für uns im Einsatz und haben Taxifahrern und Leuten, die am Orbitalfahrstuhl herumhängen, Fotos gezeigt. Kein Glück.
Ich dachte, der hiesige Wohnungsmangel könnte uns vielleicht helfen. Die Belegung des Hotels liegt bei über fünfundneunzig Prozent. Wir haben alle Zimmer überprüft, in denen in der zurückliegenden Woche die Gäste gewechselt haben. Nichts. Dann haben wir uns mit sämtlichen Wohnungsvermietungen befasst. Wieder nichts.«
»Den Leuten, mit denen wir es hier zu tun haben, fehlt es nicht an Geld«, stellte Kris fest.
»Habe ich gehört. Ich habe mir auch Hausverkäufe, Timesharing und den Markt für Eigentumswohnungen angesehen. Keine Chance.«
»Welchen Zeitraum haben Sie dabei zugrunde gelegt?«, erkundigte sich Jack, inzwischen mehr an der Suche nach Tommy interessiert als daran, Kris nach Hause zu verfrachten.
»Als Ausgangszeitpunkt nahmen wir eine Woche, ehe die Space Adder von Turantic ablegte, und gingen dann chronologisch vor. Diese Entführung kann nicht länger in Planung gewesen sein.«
Nelly, würdest du den Kalender zeigen, den wir auf dem Schiff angefertigt haben?
Auf der Wand gegenüber der Wanne verschwand eine Haremsszene und wurde durch den verlangten Kalender ersetzt. Nelly hatte diesen bereits um die Daten aus Pennys Suche ergänzt. Penny gesellte sich an der Wanne vorbei zu Kris. Mit der Hand ging sie an der Liste von Daten und Zeitpunkten entlang.
»Das ist es. Wie mir scheint, fehlt da nichts.«
»Wann hat Tommy beschlossen, Urlaub zu nehmen?«, erkundigte sich Kris.
»Hm.« Penny fuhr sich mit einer Hand durch die langen blonden Haare und spitzte die vollen Lippen. Manche Frauen haben einfach von Geburt an alles. »Die Offiziere von Angriffsgeschwader Sechs standen in den ersten beiden Monaten nach der Meuterei praktisch unter Arrest. Wenn Sie denken, Sie hätteneine schwere Zeit gehabt, seien Sie lieber froh, dass Sie nicht bei ihnen waren«, sagte Penny und errötete dabei leicht. Das veränderte Kris’ Einschätzung ihrer Persönlichkeit. Penny benutzte den bürokratischen Plural viel zu leichtfertig, wenn es um die Sicherheits- und Geheimdienstmaden ging, die Kris nach den Ereignissen im Paris-System das Leben schwer gemacht hatten.
»Sie müssen Tommy ziemlich gut kennengelernt haben«, sagte Kris mit sorgsam neutraler Stimme.
»Tom war einer von sechs Offizieren, die ich zu befragen hatte. Jeder stammte von einem anderen Schiff. Ich denke nicht, dass der Geheimdienst uns viel mehr traute als euch Meuterern.« Sie lächelte.
»Paranoia kann überlebenswichtig sein«, versetzte Kris trocken.
»Das lerne ich allmählich. Jedenfalls wussten all diese Crews, dass sie nicht die allerkleinste Chance auf Urlaub hatten, solange wir ihnen kein einwandfreies Gesundheitszeugnis ausstellten.« Penny deutete auf den Kalender. »Da bekam die Crew der Taifun ihre Freigabe.« Sie deutete auf einen Montag, gute zwei Wochen, ehe die Space Adder Richtung Castagon 6 aufbrach.
»Sie wurden mit Tommy ziemlich vertraut. Hat er Sie eingeladen, ihn zu begleiten?«
»Es ist leicht, mit Tom Bekanntschaft zu schließen, und es fällt einem sehr leicht, ihn zu mögen«, sagte Penny,
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