Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
erst verspätet einzutreffen. Bestimmte Container wurden auf Hamilton entladen statt bei uns. Sie wissen ja – Dinge, die ärgerlich sind, aber niemals das Niveau juristischer Maßnahmen erreichen. Dann senkt Hamiltons Legislative auch noch die Steuern auf bestimmte Güter, sodass sie uns vom Markt drängen können. Und letzten Monat haben sie unseren Wein mit einer Zollgebühr belegt.« Mel schüttelte den Kopf. »Jede Woche etwas Neues. Der Himmel allein weiß, was sie derzeit wieder anstellen.«
»Genau davor fürchte ich mich«, knurrte Dennis.
»Also herrscht böses Blut zwischen Ihnen«, stellte Kris fest.
»Ja«, pflichtete ihr Kay bei, »und seit dem Ende der Society darf man nicht aus den Augen verlieren, dass diese Art von Konflikt in der schlechten alten Zeit mit Kriegsschiffen und Armeen entschieden wurde.«
»Wie könnten wir das vergessen angesichts von ›Eine Flagge für den Black Mountain‹, dem Sommerhit des laufenden Jahres?«, fragte Senator Kui.
»Ich wette, Ihr Opa Trouble weiß gar nicht, dass er das Idol der Hälfte aller Kids hier auf Turantic ist«, sagte LaCross.
»Wie ich Opa Trouble kenne, bezweifle ich, dass es ihm gefallen würde.«
»Sie sehen also«, fuhr Kay fort, »dass wir wirklich Handelsabkommen benötigen, einen zentralen Gerichtshof für Streitfälle und ganz schnell auch Vorschriften für öffentliche Gesundheit sowie Ärzte, die uns von dieser Quarantäne befreien.«
»Wieso erlassen Sie nicht selbst entsprechende Gesetze?«, wollte Kris wissen.
»Ich stimme den Tories nicht häufig zu«, antwortete Kay, »aber wir können uns nicht einfach selbst für gesund erklären. Alle Welten müssen dem zustimmen können, damit nicht alle Schiffe, die bei uns halten, dann anderswo nicht mehr zugelassen werden. Der Zerfall der Society kam für uns viel zu schnell.«
»Für mich nicht schnell genug!«, fauchte Dennis. »Na ja, wir haben dabei vielleicht nicht alles zu Ende gedacht, aber wir mussten die Erde loswerden.«
»Ja, wir haben uns von der Erde befreit, aber was haben wir an ihrer Stelle erhalten?«, fragte Kui.
Niemand wusste eine Antwort darauf. Und drei matronenhafte Frauen nahmen gerade Kurs auf den Zirkel von Kris’ Leibwächtern, eine stolpernd gefolgt von ihrem dürren Sohn. »Wie ich sehe, muss ich mich wieder meinen gesellschaftlichen Aufgaben zuwenden«, sagte Kris im Aufstehen.
»Habe ich schon meinen Sohn ins Gespräch gebracht?«, fragte Senatorin Showkowski und lächelte dabei nur leicht.
»Schicken Sie ein Foto«, sagte Kris und wandte sich an Jack. »Je schneller du mich zum Stationswagen führst, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen Mord begehe.«
»Es ist mir eine Freude, deinem Wunsch zu entsprechen«, erklärte der Sicherheitsmann.
Kris zog mit einem Lächeln und einem Wink ihre Bahn an mehreren Müttern vorbei. Sie machte gute Fortschritte in Richtung auf die Kabine, als auf einmal die Beleuchtung blinkte. Anschlag auf die Stromversorgung! Die ganze Sicherheitstechnik ist ausgefallen!
Nellys Meldung wurde von Jacks leisem Befehl in den Hintergrund gedrängt: »Runter!«
Kris traf Anstalten, sich zu bücken, und griff dabei mit der rechten Hand nach der Automatikpistole. Penny verfolgte jedoch einen anderen Plan. Kris verlor den Boden unter den Füßen, als ihr der Navy Lieutenant die Beine wegtrat. Kris drehte sich im Sturz und griff weiter nach der Pistole, als Tommy tat, wovon sie so oft geträumt hatte.
Der junge Mann warf sich auf sie und federte dabei den Sturzmit den Armen ab, während ein vertrautes Lächeln über sein Gesicht spielte.
Dann zuckte er zusammen, als ihn der erste Pfeil traf. Der Schreck ersetzte das Lächeln, als ein weiteres Zucken den zweiten Treffer markierte. Beim dritten Einschlag zeigte seine Miene nur noch Bestürzung.
Kris fummelte nicht weiter nach der Pistole, sondern packte Tom und versuchte ihn aufzufangen, damit er sachte neben ihr landete. Inzwischen fiel Penny jedoch auf sie beide. Jack schrie, jemand möge endlich den Schützen ausschalten. Überall wurde gekreischt.
Kris ignorierte das alles, versuchte Toms Kopf zu halten, ihn zu trösten, die Schmerzen zu lindern, aber Penny versuchte ihr weiter Deckung zu geben und kam ihr damit in die Quere. »Verdammt, Frau, siehst du nicht, dass Tommy getroffen wurde?«
»Wurde ich gar nicht«, wandte Tommy ein.
»Doch, wurdest du!«, blaffte Kris.
»Nun ja, schon, aber ich denke, diese Jacke hat die Wirkung gestoppt«, erklärte
Weitere Kostenlose Bücher