Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Luft. »Die Regatta wird auf dem Long Lake ausgetragen. Die Yachten starten hier vom neuen Pier des Yachtclubs.«
»Wo verläuft die Rennstrecke?«
»Hier draußen auf dem See«, antwortete er, und die Bahn tauchte mitten im Blau auf. »Die Partyflotte wird rechts davon ankern; das ist heute leewärts.«
»Und die Rennboote?«, fragte Kris. »Wo liegt ihr Startpunkt?«
»Die meisten kleineren Segelboote liegen im alten Bootsbecken bereit«, erklärte Klaggath. »Die großen Segler in der offenen Klasse starten ebenfalls vom Yachtclub aus.«
»Wenn ich also Senatorin Kriefs Tochter viel Glück für das Rennen wünschen möchte …«
»… würde ich den Fahrer anweisen, uns zum kleinen Bootsbecken zu bringen. Ich gebe auf der Präsidentenyacht bekannt, dass sie vielleicht ohne Sie ablegen müssen, wenn sie es zum ersten Rennen schaffen möchten«, sagte Klaggath lächelnd. »Wir haben ein Boot gemietet, das Sie von Schiff zu Schiff bringt. Ich weise es an, uns vom kleinen Bootsbecken abzuholen.«
»Verflixt!« Kris lächelte. »Schon sind wir hinter dem Zeitplan zurück.«
Das kleine Bootsbecken präsentierte sich als Wald von Masten, aber der Fahrer steuerte direkt das Fußende von Pier H an, einer kleinen hölzernen Angelegenheit, an der entlang Dutzende weißer Einmastboote im leichten Wind schaukelten. Kris entdeckte Senatorin Krief und ihren Gatten neben einem Boot und näherte sich ihnen auf dem Pier. Kris’ Annäherung blieb unbemerkt, so vertieft war das Paar in sein Gespräch mit einem dunkelhaarigen Mädchen, das schon an der Ruderpinne saß.
»Nun!«, rief der Vater. »Was hast du vor, Nara?«
»Ich werde das Rennen gewinnen«, entgegnete das Mädchen.
»Aber du brauchst eine zweite Person im Boot«, wandte die Senatorin ein, blickte in die Runde und erblickte jetzt erst Kris. »Oh hallo, Eure Hoheit. So muss man doch eine Prinzessin anreden, nicht wahr? Mit Eure Hoheit und einem Knicks.«
»Ich bin heute einfach Kris«, wandte diese ein, »und ich denke nicht, dass sich irgendjemand auf Turantic auf einen Hofknicks versteht.«
»Ich tue es«, mischte sich die junge Stimme aus dem Boot ein. Das Mädchen in den lohfarbenen Shorts und dem blauen Tanktop sprang auf und zeigte im schaukelnden Boot prompt eine ansehnliche Nachahmung.
»Sei vorsichtig«, mahnte ihr Vater sie. »Du fällst noch über Bord.«
»Ich bin seit Jahren nicht mehr über Bord gefallen, Vater«, sagte das Mädchen und setzte sich wieder an die Ruderpinne. »Und ich gewinne dieses Rennen, wenn wir nur einen Ersatz für Ann finden.«
»Was ist passiert?«, erkundigte sich Kris.
»Naras Partnerin bei diesen Rennen ist Ann Earlic«, antwortete Mel. »Ihr Dad ist auch Senator, von der Konservativen Partei, aber das macht Nara und Ann nichts aus.«
»Doch, tut es. Ihr Dad ist ein Spielverderber«, ertönte es aus dem schaukelnden Boot.
»Und deine Eltern sind es nicht?«, fragte ihr Vater.
»Zumindest nicht diese Woche«, versicherte ihm seine Tochter.
»Wann hat sich das geändert?« Die Senatorin seufzte.
»Jedenfalls«, fuhr ihr Ehemann fort, »veranstaltet der Präsident heute eine Grillparty auf seiner Ranch, und so ist seine ganze Partei heute dorthin unterwegs und versäumt die Regatta.«
»Ich dachte, der Präsident wäre heute an Bord der Präsidentenyacht«, sagte Kris.
»Bis Donnerstag galt das auch. Gestern Abend hat sich alles verändert«, erklärte Senatorin Krief und zuckte dabei die Achseln. »Präsident Iedinka macht sich nicht viel aus Menschengedränge, zumindest nicht dem Gedränge solcher, die ihn womöglich gar nicht wählen. Um die Wahrheit zu sagen: Mich hatte überrascht, dass er überhaupt kommen wollte. Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass seine Einladung auf die Ranch die Kids ebenso einschließt wie die Eltern.«
»Also wird die Vizepräsidentin auf der Yacht sein?«, fragte Jack.
»Nee, sie wird leicht seekrank«, antwortete Mel, der die Debatte mit seiner Tochter unterbrach. »Sie fährt niemals hinaus. Sie verabscheut es sogar, den Orbitalfahrstuhl zu nehmen. Genau der Typ für den festen Erdboden.«
Kris drehte sich zu Jack um. »Also wird sich kein Regierungsmitglied auf der Präsidentenyacht befinden«, sagte sie.
»Mir gefällt das nicht«, sagte Tom und biss sich dann auf die Lippe, weil er etwas so Überflüssiges gesagt hatte.
Hinter Kris widmete sich die Familie wieder der Krise des heutigen Vormittags. »Siehst du hier niemanden, der mit dir fahren könnte?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher