Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
ganz gebannt von dem Licht und seinem Versprechen kostbarer Luft über ihr.
Kris rammte ihr jetzt das Mundstück förmlich zwischen die Lippen. Das Mädchen schlug nach ihr, stoppte aber den nächsten Schlag im Schwung. Beider Augen begegneten sich. Entsetzen stand in Naras Blick und ein verzweifelter Hunger nach Luft. Kris verfolgte, wie das Mädchen einmal Luft holte, noch einmal. Dann lief ein Zittern durch sie, und sie schien förmlich in Kris’ ausgebreitete Arme zu sinken. Kris hielt sie fest; sie brauchte selbst Luft, hatte aber nicht vor, Nara das Mundstück wegzunehmen. Dann reichte diese es ihr, und sie teilten die Luft für die verbliebenen Schwimmstöße, die sie zurück an die Oberfläche trugen.
Das Segelboot schaukelte zehn Meter von ihnen entfernt. Andere Boote strebten weiter nach der Ehre, den Juniorenmeister des Planeten zu bestimmen. Zwei Frauen, die gerade herausgefunden hatten, dass sie am Leben bleiben würden, traten Wasser und schnappten nach Luft. Die Barkasse hielt mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zu, Jack wie ein zorniger Gott am Bug.
Kris winkte. Damit fand sie Jacks Aufmerksamkeit ebenso wie die von fünf oder sechs weiteren Bootsbesatzungen und zwei Helikopterpiloten; die eine Maschine mit Rettungsdienst beschriftet, die andere mit Presse . Kris prüfte sich auf Medientauglichkeit und war froh, dass Abby darauf bestanden hatte, sie möge einen BH tragen.
Die Barkasse traf als Erstes ein. Klaggath war auf alles vorbereitet; ein Schwimmer in blauem und gelbem Anzug sprang ins Wasser und half Nara und Kris, die starre Leiter zu erreichen, die jetzt an der Bootsflanke auftauchte. Der Presseheli und ein weiteres Boot mit überdimensioniertem Kamerateam waren schon längsseits gegangen, als Kris sich an den Aufstieg machte.
»Achten Sie darauf, wo Sie hintreten«, mahnte sie der Schwimmer.
»Eine Leiche in schwarzem Neoprenanzug treibt hier irgendwo. Sind Sie für Bergung ausgerüstet?«, fragte Kris.
»Nein«, antwortete der Rettungsschwimmer, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich sage dem Rettungsheli Nummer fünf Bescheid. Soll die Helibesatzung danach suchen.«
»Eine zweite Schwimmerin liegt wahrscheinlich auf dem Seegrund«, erklärte ihm Kris noch, während er schon ins Mikro sprach.
»Ein weiterer Mordanschlag?«, fragte Jack, der Kris eine Decke umlegte, sobald sie am oberen Ende der Leiter eintraf.
»Ich denke nicht«, antwortete Kris leise inmitten der klickenden Kameras auf einem keine zehn Meter entfernten Boot. Die Kriefs kümmerten sich um ihre Tochter, drückten sie, trockneten sie ab und ergänzten jede Stelle, die der See noch nicht nass genug gemacht hatte, um Freudentränen. »Gibt es hier einen Platz unter Deck?«
»Hier entlang«, sagte Klaggath und führte sie einen Niedergang hinab zu einer kleinen Vorderkabine. Einen Augenblick später gesellten sich Penny und Tommy zu ihnen.
»Was ist passiert?«, verlangte Jack zu wissen.
»Möchtest du etwas zu trinken?«, fragte Penny, und eine Flasche Brandy tauchte in ihrer Hand auf.
»Du hast nicht so viel über mich in Erfahrung gebracht, wie du dachtest«, sagte Kris und nahm lieber die heiße Schokolade, die ihr Tommy reichte.
»Kris! Was ist passiert!«, fauchte Jack zwischen zusammengepressten Zähnen hindurch.
»Als wir über Bord gingen, hat ein Taucher sich Nara geschnappt und in die Tiefe gezogen«, sagte Kris und hielt die Tasse umklammert, um sich die Hände zu wärmen. »Da war auch noch eine Frau, aber ich denke nicht, dass sie mit einerzweiten Person im Boot gerechnet haben, zumindest nicht mit jemandem, der Entführer so hasst wie ich.« Sie nickte Penny zu.
»Ach du meine Güte!«, schnappte die Geheimdienstoffizierin nach Luft. »Jemand hat versucht, dieses Mädchen unter deiner Nase zu entführen?«
»Sie könnten einem fast leidtun.« Kris seufzte und nahm einen weiteren Schluck Schokolade. Diese war heiß. Ringsherum warteten die anderen, Jack und Klaggath in professioneller Haltung, Penny und Tom unruhig. Kris fuhr fort: »Einer treibt da draußen im See. Ich habe mir seine Gewichte ausgeliehen. Die Frau hat drei Einschusslöcher. Weißt du, Jack, diese Luftpistolen funktionieren unter Waser gut.« Sie zog die Waffe aus dem Gürtel.
Klaggath nahm sie ihr aus den Fingern, entspannte und sicherte sie. »Tut mir leid«, sagte Kris. »Ich war sehr beschäftigt.«
»Verständlich«, fand der Inspector und sagte etwas in sein Armbandmodul.
»Und überprüfen Sie den Kiel unseres Bootes. Es
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