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Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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erzwingen. Die Hälfte des Rennens war vorüber, und Nara lag nach wie vor in Führung.
    Das Drama, das Nara und Billy für die Umrundung der dritten Boje aufgeführt hatten, verblasste jedoch neben der Sandy-und-Sam-Show. Als die miteinander fertig waren, hatte einer den Mast verloren, und der andere war gekentert. Kris hatte durchaus ein bisschen Zeit auf dem Wasser verbracht, aber sie würde sich die Aufnahmen nach dem Rennen ansehen müssen, um daraus schlau zu werden, wie sie das geschafft hatten.
    »Jetzt, wo wir Billys Spiel kennen, machen wir diesen Fehler nicht noch einmal!«, rief Nara. Dieser Rennabschnitt entwickelte sich zu einer Folge schneller Wenden, während ein Konkurrent versuchte, den anderen abzudrängen. Kris war richtig froh darüber, dass Billy und Nara das Rennen mit Jollen der Star-2-Klasse fuhren. Auf einem größeren Boot hätte sich die Mannschaft an den Winden erschöpft, während sie die Segel für ein Manöver nach dem anderen dichtholen musste.
    Selbst auf einem kleinen Boot war es nicht leicht. Kris sprang von einer Seite auf die andere, wich dabei dem Baum des Hauptsegels aus und führte die Fock auf den Vorwindkursen. »Ich wette, du bist froh, dass deine Eltern nicht dabei sind.«
    »Ich wette, dass auch Ann froh ist, nicht hier zu sein. Sie hasst es, wenn ich das mache. Sagt, wir Liberalen wären viel zu wettkampforientiert.«
    »Sie verliert wohl gern.«
    »Sie hasst es maximäßig. Hasst es einfach maximalst, einen schönen Tag auf dem See durch maximalstes Schuften zu ruinieren.«
    Ich bin gerade mal zehn Jahre älter als Nara. Ich werde sie nicht um eine Übersetzung bitten. Kris fluchte, als sie beim Seitenwechsel erneut dem Baum ausweichen musste. Dieser Schwenk verlief hart am Wind, und das Boot legte sich in die steife Brise. Kris streckte ihre einen Meter achtzig lange Gestalt so weit über die Bordwand, wie sie nur wagte, und blickte voraus, um zu sehen, wie weit es bis zur nächsten Streckenmarkierung war.
    Eine dunkle Stelle im Wasser zog ihren Blick auf sich. Der Wind wehte in eine Richtung, und die Wellen liefen in eine andere. An diesem Punkt aber passte die Wasseroberfläche zu keinem von beiden. Der Himmel war so strahlend blau, dass es fast schmerzte, wenn man hinaufblickte, und verlieh dem Wasser ein eigenes klares, durchscheinendes Blau. Und doch schien ein Stück voraus ein Schatten unter dem Wasser zu lauern.
    »Nara, pass auf! Ich denke, dort treibt ein Holzstück unter Wasser!«, rief Kris und deutete darauf.
    Das Mädchen kontrollierte gerade die Segel. Sie starrte eine Sekunde lang genau vorwärts und erhob sich teilweise von ihrem Sitz, um das Wasser vor ihr besser zu erkennen. Sie änderte den Kurs nicht.
    Die Dunkelheit war verschwunden. Kris zuckte die Achseln; vielleicht war es ja nichts.
    Dann bäumte sich der Kiel auf. Die Segel flatterten, als nicht mehr Winddruck von rechts oder links drückte, sondern etwas von unten hoch kam. Die Jolle folgte weiter ihrer Bahn, während sie zugleich das Unfeinste tat, was ein Segelboot tun kann: Sie drehte sich auf die Seite.
    Kris hörte auf damit, sich über die Steuerbordwand zu lehnen, und kletterte auf Händen und Knien auf die rechte Seite des Boots. Dieses blieb so liegen, wobei der Kiel links von Krisauf dem Wasser schaukelte und die Segel rechts von ihr im Wasser lagen, wo die Segelfläche momentan verhinderte, dass der Mast einsank und das Boot durchkenterte. Nara purzelte ins Nass. Sie kam in einer Sekunde wieder an die Oberfläche, lachte und sagte Dinge, für die man ihr den Mund mit Seife ausgewaschen hätte, selbst wenn die Senatorin eine Liberale war.
    Kris erwiderte das Lachen und wies sie an, vorsichtig zu sein.
    Da griff eine schwarz bedeckte Hand Nara über die Schulter; eine weitere Hand bediente die Schnellöffnungstaste der Rettungsweste. Einen Augenblick später trieb die Weste allein im Wasser, und nur Blasen markierten noch die Stelle, wo das Mädchen gewesen war.
    Kris kreischte zweimal Naras Namen, während ihr Verstand darum rang, zu verstehen, was hier geschah. Jemand hatte sich das kleine Mädchen geschnappt.
    Irgendjemand entführte Nara gerade direkt unter Kris’ Nase.
    Genauso wie Eddie entführt worden war, während Kris gerade nicht bei ihm war und Eis besorgte. Die Zehnjährige hatte ihren sechsjährigen Bruder im Stich gelassen.
    Ich bin nicht zehn, und Nara ist nicht sechs, hieß es kalt und tödlich.
    Sie öffnete rasch die eigene Rettungsweste und befreite sich sofort

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