Krise im Jahr 2000
Presse, dem Rundfunk und dem Fernsehen mitteilen?«
»Alles außer den militärischen Einzelheiten«, erwiderte Kyle. »Mit andern Worten: wir können die grundlegenden Tatsachen über die Ankunft der Doubles und über die Feuerwand bekanntgeben, dürfen aber die Truppenbewegungen oder die ›Operation Sperrwand‹ nicht erwähnen.«
»Hubschrauber der Presse haben das Stadion bereits überflogen«, bemerkte Drazin.
»Mehr als das – sie haben für das Fernsehen von der Luft aus das Stadion aufgenommen. Ja, diese Bilder haben sie bekommen, aber mehr bekommen sie nicht. Die Sicherheitschefs in Washington gehen gegen Beobachtungen aus der Luft vor. Unser Verteidigungsprogramm muß absolutes Geheimnis bleiben.«
Kyle sah seine Zuhörer mit einem sachlichen Blick an. »Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte«, erklärte er. »Wenn also einer von Ihnen etwas zu berichten hat …«
Drazin kreuzte die Arme und stellte sich breitbeinig auf, als wolle er sich für eine schwungvolle Rede den richtigen Halt geben. Aber bevor er den Mund öffnen konnte, ertönte Lynn Farrows Stimme ruhig aus dem Hintergrund:
»Ich bin inzwischen mit meiner Analyse weitergekommen, Herr Oberst«, sagte sie. »Ich glaube, daß ich Ihnen jetzt etwas mehr über die Doubles und ihre Herkunft sagen kann.«
»Großartig«, bemerkte Kyle strahlend.
Sie trat an den Schreibtisch, öffnete einen Aktendeckel und entnahm ihm eine Anzahl großer Fotografien und mehrere Platten, die wie Röntgenaufnahmen aussahen. Die Bilder, erklärte sie, seien Telefotos von einzelnen Doubles, aufgenommen von einem Punkt hoch über dem Stadion, bevor die Sperrwand erweitert worden sei. Hier zum Beispiel sei eine Aufnahme eines Auges im Schatten, hier eine ähnliche Aufnahme eines Auges während einer kurzen Sonnenbelichtung, in beiden Fällen sei aber die Größe der Pupille gleich. Sie seien deutlich zu erkennen und meßbar, und die logische Folgerung sei, daß die Augen der Doubles nicht auf gleiche Weise funktionieren wie menschliche Augen.
»Warum nicht?« fragte Kyle.
»Weil die Pupillenöffnung des menschlichen Auges verschieden groß ist, je nach der einströmenden Lichtmenge« ,erklärte Lynn. »Je heller das Licht, um so kleiner die Pupille. Diese selbsttätige Einstellung ist ein automatischer Reflex. Ein solcher Reflex ist aber in den Augen der Fremdlinge nicht zu bemerken. Dies deutet auf die Möglichkeit hin, daß es überhaupt keine richtigen Augen sind.«
Inzwischen hatten sich alle vier Männer um den Schreibtisch gedrängt, folgten der ruhigen Logik von Lynns Worten mit gespanntem Interesse und prüften die Fotos mit der starren Ungläubigkeit, die man einer gefälschten Banknote gegenüber an den Tag legt. Sie griff nach einem andern Bild.
»Dieses Bild«, erklärte sie, »ist die Aufnahme von einem Handgelenk.« Sie bat sie, das Gelenk mit dem des Senators zu vergleichen. Drazin schob ziemlich ärgerlich und einigermaßen verlegen seinen Ärmel zurück, um seinen kurzen, dicken, dunkelbehaarten Unterarm zu zeigen. Der Unterschied war sofort zu bemerken: der Unterarm auf dem Bild war glatt und haarlos. Er war so glatt, daß er das Licht in winzigen Kreisen und Mustern zurückwarf, wie ein blanker Puppenleib.
»Beachten Sie«, sagte Lynn, »daß die Haut keine Porenbildung und keine Fältchen zeigt.«
»Was besagt das alles?« fragte Kyle.
»Ich komme gleich darauf zu sprechen«, sagte sie und nahm zwei von den Röntgenaufnahmen zur Hand.
»Dies sind Aufnahmen, die mit einer besonderen Kamera gemacht wurden, um eine genügend kräftige X-Strahlung zu erzielen.« Die beiden Aufnahmen stellten verschiedene Doubles dar, die jedoch die gleichen Merkmale zeigten.
Sie hielt die Platten gegen das Licht des Fensters. Da war nicht viel zu sehen: ein sinnloses Mosaik von Formen innerhalb der menschenähnlichen Umrisse des Körpers. In der Mitte, genau in der Gegend des Unterleibs, befand sich ein dichtes, undurchsichtiges Oval.
»Bitte beachten Sie«, sagte Lynn sachlich, »daß die beiden Aufnahmen gleich sind, außer in einem Punkt. Die Form und Größe dieses schwarzen Ovals in der Mitte der Fremdlinge ist nämlich verschieden. Die übrige Körperstruktur stimmt genau überein und ist nicht einmal entfernt menschlich. Es sind kein Knochengerüst vorhanden und keine Organe, wie wir sie voraussetzen. Aber Licht und Schatten sind da, die sich, wenn man sie vergrößert, in geometrische Figuren auflösen.«
Lynn legte die Aufnahmen in den
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