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Krise im Jahr 2000

Krise im Jahr 2000

Titel: Krise im Jahr 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Eric Maine
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uns.«
    »Verbindlichen Dank, Herr Oberst«, murmelte Drazin mit beißender Ironie. »Ich möchte nur einige Einzelheiten der Situation unterstreichen, die anscheinend übersehen worden sind. Als Präsident des Ausstellungskomitees möchte ich Sie daran erinnern, daß die Ausstellung ein internationales Unternehmen ist, an dem die meisten Nationen teilnehmen. Alle haben wesentliche finanzielle Beiträge geleistet. Überdies umfaßt das Komitee Delegierte aus 25 Ländern, und sie alle haben das gleiche Recht, bei dem, was hier auf dem Gelände geschieht, mitzusprechen. Folglich muß jeder Umstand, der in irgendeiner Weise die Ausstellung angeht, den verschiedenen nationalen Vertretern im Komitee zur Kenntnis gebracht werden. Da es sich um kein rein amerikanisches Unternehmen handelt, kann ein Amerikaner nicht allein entscheiden, ob die Ausstellung stattfindet oder nicht.«
    »Aber hören Sie, Senator …«, begann Kyle, doch Drazin unterbrach ihn mit gebieterisch erhobener Hand. »Bitte lassen Sie mich aussprechen«, beharrte er. »Es gibt noch andere Gesichtspunkte außer den Ihren, Oberst Kyle.«
    »Gut«, murmelte Kyle, »fahren Sie fort.«
    »Der nächste Punkt«, sprach Drazin langsam und nachdrücklich, »ist, daß, selbst wenn die Fremden, die Saturnbewohner, tatsächlich eine Aggression gegen unsrem Planeten vorhaben, was ich auf das energischste bestreite, dies nicht eine Angelegenheit der Vereinigten Staaten allein ist. Der ganze Planet wäre davon berührt, und es wäre äußerst unklug, wenn amerikanische Streitkräfte irgendeine entscheidende Aktion unternähmen, ohne vorher mit andern führenden Mächten zu beraten.«
    Jetzt gab Drazin seiner Stimme rhetorischen Schwung. »Welche Berechtigung haben Sie, die ganze Erde allein gegen eine interplanetarische Invasion verteidigen zu wollen, Oberst Kyle? Wer sind Sie, daß Sie ohne besondere Ermächtigung im Namen aller Nationen dieser Erde handeln?«
    Kyle trat einen Schritt vor. Seine Fäuste ballten sich, so daß die Knöchel unter der gebräunten Haut seiner Hände weißlich schimmerten. Einen atemlosen Augenblick lang sah es aus, als wolle er die Fragen des Senators mit einem Faustschlag beantworten, aber er beherrschte sich, holte tief Atem und entspannte sich. Drazin sah ihn unsicher an, dann huschten seine Augen rasch durch den Raum, auf der Suche nach Zustimmung, aber er fand keine. Nachdem Kyle seinen Anfall von Kampflust überwunden hatte, fuhr Drazin fort, aber seine Stimme war nicht mehr ganz so forsch und herausfordernd.
    Er sagte: »Die Verwicklungen sind so ungeheuer, daß ich nur ernsthaft empfehlen kann, jeden Punkt aufs sorgfältigste zu erwägen, bevor irgendeine Aktion unternommen wird. Was wissen wir schließlich von diesen Besuchern vom Saturn? Gar nichts – außer daß sie eine wissenschaftlich hochentwickelte Rasse sind. Wir könnten viel von ihnen lernen, und vielleicht könnten sie auch von uns einiges lernen.
    Bevor wir ein auf tödliche Waffen gestütztes Ultimatum an sie richten, fordere ich dringlich, daß ein ehrlicher Versuch gemacht wird, mit ihnen in Verbindung zu treten. Ein Lautsprecherwagen der Polizei wäre ideal. Wir müßten sie bitten, ein oder zwei geeignete Personen in das Stadion einzulassen, Sachverständige für die psychologische Ausdeutung eines bestimmten Verhaltens, die den Grad der intellektuellen Entwicklung der Saturnbewohner aus der Art ihres Sprechens und Handelns und aus ihren Maschinen und Geräten erkennen können. Selbst wenn sie sich weigerten, einen solchen Vertreter der Erde zuzulassen, sollte er dennoch hierhergebracht werden, um eine sachverständige Meinung darüber abzugeben, wie sich die Fremden mutmaßlich verhalten dürften. Auf Grund seiner Analyse der saturnischen Kultur und Psychologie könnten wir dann entscheiden, ob sie in der Tat feindlich gesinnt sind oder ob die anscheinend feindseligen Handlungen nur harmlose Kennzeichen einer nicht-irdischen Mentalität sind, die jenseits unserer Erfahrung und unseres Verständnisses liegt.«
    Drazin hielt inne, um kurz zu überdenken, was er bereits gesagt hatte. Er stellte fest, daß er genug gesagt hatte, allerdings noch nicht alles. Seine Zuhörer waren jedenfalls still und aufmerksam. Selbst in Kyles Augen war die aufflammende Feindlichkeit einem widerwilligen Interesse gewichen. Jetzt also mußte Drazin den letzten Appell an sie richten.
    »Ich sage Ihnen, Herr Oberst«, fuhr er fort, wobei er wie ein Anwalt alle Punkte der Verteidigung

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