Krise im Jahr 2000
aber sie sah rasch weg, als wäre die Sorglosigkeit des Mannes vom Sicherheitsamt ihr ebenso unwillkommen wie die beißende Ironie des Obersten.
Senator Drazin räusperte sich bedeutsam. »Ich brauche wohl kaum zu wiederholen«, sagte er streng, »daß ich dem Oberst in bezug auf taktische Politik nicht zustimme. Ich kann nur betonen … ich kann nur sagen …«
»So sagen Sie es schon!« bemerkte Kyle mit kriegerischer Ungeduld.
»Ziehen wir nicht übereilte Schlußfolgerungen, wenn wir annehmen, daß die Saturnbewohner feindlich sind? Sie haben uns erklärt, daß sie hergekommen seien, um an der Weltausstellung teilzunehmen. Warum sollten wir an ihren Worten zweifeln? Sie haben keine wirkliche Aggressionshandlung begangen. Sie haben eine Sperrwand errichtet und etliche Ausstellungsgebäude beschädigt, aber schließlich sind sie fremdartige Geschöpfe mit einer fremdartigen Geisteshaltung, und vielleicht fühlen sie sich berechtigt, eine Art Verteidigungsschranke zu errichten. Sie sehen uns wahrscheinlich als eine primitive und aggressive Rasse an …«
»Und wie ist es mit ihrer Drohung?« fragte Wayne. »Daß menschliche Wesen, die innerhalb der Feuerwand eingeschlossen werden, nicht lebend entrinnen können?«
»Einfach die Feststellung einer Tatsache«, behauptete der Senator. »Jeder, der von der Sperrwand eingeschlossen wird, muß dort bleiben. Wenn er die Wand zu durchbrechen versuchte, um zu entfliehen, würde er automatisch vernichtet werden. Dr. Farrow hat uns schon erklärt, warum. Es ist keine Drohung, sondern eine Warnung.«
»Und wie ist es mit den Verstärkungen, die in jeder Sekunde einen neuen Mann heranbringen?« beharrte Wayne.
»Ja, wie ist es damit? Vielleicht haben sie einen sehr guten Grund dafür, daß sie eine große Zahl ihrer eigenen Leute auf der Erde haben wollen. Vielleicht ist die Erde nicht der erste Planet, den sie besuchen. Wenn sie die Technik der interplanetarischen Reisen vervollkommnet haben, so ist es nur natürlich, daß sie ihre Forschungsreisen mit einer großen Anzahl von Leuten unternehmen. Vielleicht würden wir dasselbe tun, wenn wir wüßten, wie wir es machen könnten. Bei einer Aufgabe dieser Art kann man nie genug Sachverständige haben. Vielleicht beabsichtigen sie, Delegationen und Reisegesellschaften in andere Länder zu schicken. Da dies ihr erster Besuch auf der Erde ist, wollen sie sicher die Verhältnisse hier sehr sorgfältig studieren, um vollständige Berichte über irdische Zivilisation und Lebensformen mitnehmen zu können. Sie brauchen offenbar einen großen Stab von Fachleuten, um eine solche Aufgabe durchzuführen.«
Oberst Kyle starrte ihn mit seinem stahlharten Blick an und sagte mit sorgfältig beherrschtem beißendem Nachdruck:
»Drazin, Sie sind einer von den Männern, die für jede von einem mächtigen Gegner unternommene Aggression eine Entschuldigung finden. Sie sind der echte Pazifist, der bereit ist, sich zu Boden zu werfen und sich von den Eisenstiefeln der Kriegsmacher zertreten zu lassen. Ich interessiere mich für Ihre Theorien und Vermutungen nicht, sie werden uns nicht schützen. Seit die Saturnbewohner gestern auf unserem Planeten angekommen sind, haben sie kein einziges Zeichen freundlicher Gesinnung von sich gegeben. Sie haben auf sehr energische und aggressive Art ein Stück amerikanischen Bodens besetzt. Sie haben amerikanisches Eigentum zerstört. Sie bringen ohne unsere Zustimmung oder Bewilligung weitere Tausende ihresgleichen hierher. Sie haben keinen Versuch gemacht, uns auf gleicher Ebene zu begegnen oder irgendeine Erklärung für ihre Handlungen abzugeben. Wir sind daher berechtigt, die eingetretenen Ereignisse so schlimm wie möglich auszulegen. Wir sind berechtigt, sie als Aggressoren zu brandmarken und jede Aktion zu unternehmen, die nötig ist, um weitere Aggressionshandlungen zu verhindern und das Gebiet zurückzuerobern, das uns entrissen wurde. Die Befehle, die ich bereits gegeben habe, bleiben in Kraft. Dexter wird das Ultimatum verkünden, und falls sich das als unwirksam erweist, gibt es Krieg, und wir sind bereit.«
Nach dieser ungewohnt langen Rede holte Kyle tief Luft, als wolle er für den bevorstehenden Kampf Sauerstoff ansammeln. Er sah Drazin herausfordernd an.
»Gut«, sagte der Senator niedergeschlagen und bedrückt, »Gut. Nur weiter so, Oberst, wenn Sie es so wollen. Sie haben die Verantwortung!«
»Gewiß will ich es so, und die anderen ebenfalls, wenn ich recht vermute. Aber um sicher zu
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