Krise im Jahr 2000
beide!« sagte sie. »Jetzt ist nicht die Zeit, sich zu zanken.«
»Ich lasse mich nicht von diesem unverschämten Burschen herumstoßen!« sagte Clayton hitzig. »Ich weiß, was er vorhat!«
»Was denn?« fragte Dexter höflich.
Lynn näherte sich ihnen mit aller Entschlossenheit. »Schluß damit«, befahl sie. »Bob, tu, was Dexter sagt. Er hat das Recht, Befehle zu geben.«
Dexter lächelte. »Allerdings habe ich das. Gehen Sie jetzt, Bob!«
Clayton bewegte sich auf ihn zu, geschmeidig wie ein Panther, der zum Sprung ansetzen will. Seine Fäuste waren nur Knochen und Sehnen. Er stand einen Augenblick in wortloser Wut da, und seine Augen waren heiß und trocken wie glühende Kohlen.
»Seien Sie nicht närrisch, Clayton«, sagte Dexter ruhig. »Ich handle in Kyles Namen. Übrigens bin ich vielleicht zäher als Sie, wenn es darauf ankommt.«
Claytons feindseliger Zorn ließ langsam nach. »Gut, Sie neunmal Kluger!« sagte er endlich. »Ich respektiere Oberst Kyle, wenn ich auch Sie nicht respektiere. Aber ich werde es Ihnen zeigen. Ich liebe es nicht, wenn Leute so auftrumpfen. Ich werde mich bei Wayne beschweren.«
»Viel Glück!« murmelte Dexter.
Clayton verließ ohne ein weiteres Wort das Labor, und Dexter sah sich den tadelnden Augen Lynns gegenüber. Er ging auf sie zu.
»Das war anmaßend, Jon«, sagte sie. »Das gefiel mir ganz und gar nicht.«
»Gut, also es gefiel Ihnen nicht.« Er trat nahe an sie heran und sah sie mit funkelnden Augen an. »Ihnen gefiel es nicht, Clayton gefiel es nicht, und mir ebensowenig. Normalerweise trete ich so auch nicht auf. Aber die Zeit ist knapp, und ich kann keinen Augenblick davon vergeuden.«
Sie wandte sich von ihm ab, hob einen transportablen Kraftmesser auf und tat ihn vorsichtig in eine Kiste. »Dann wollen wir an die Arbeit gehen. Hier ist mehr als genug zu tun.«
Dexter ergriff rasch ihre Hände und zog sie zu sich heran. Sie errötete zornig und versuchte, sich ihm zu entwinden, aber er war schneller und kräftiger, und im nächsten Augenblick lag sie in seinen starken Armen und wurde sich schmerzvoll der Kraft und Härte seines Körpers bewußt. Plötzlich wandte sie den Kopf mit einem Ruck von seinen sich nähernden Lippen ab und rief: »Lassen sie mich los!«
»Ich werde Sie sehr bald loslassen, Lynn«, erwiderte er. »Es war mir ernst mit dem, was ich gestern abend im Auto gesagt habe.«
»Das ist mir einerlei …« sagte sie, aber weiter kam sie nicht, denn Dexter küßte sie mit einer Heftigkeit, die Antwort verlangte. Sie kämpfte einen Augenblick dagegen an, dann ergab sie sich hoffnungslos und leistete keinen Widerstand mehr. Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie, daß er sie aus einer Entfernung von nicht mehr als fünfzehn Zentimetern ansah und daß seine kühnen blaugrauen Augen ein unterdrücktes Blinken triumphierender Befriedigung zeigten. Sie machte sich aus der überwältigenden Klammer seiner Umarmung frei und schob ihn auf Armeslänge von sich. Ihr Gesicht glühte in Verwirrung, und ihr Haar war in Unordnung geraten.
»Sie sind ein Wolf«, sagte sie heftig, »und ich hasse Sie!«
Dexter lachte. »Ein wirklicher Haß ist besser als überhaupt nichts.«
Ihre Augen blitzten rachsüchtig. »Ich dachte, Sie wären hergekommen, um mir beim Packen zu helfen. Sie haben Bob Clayton weggeschickt, um mich überfallen zu können.«
»Bezeichnen Sie es so?«
»Ja, nicht anders!«
Dann näherte sie sich ihm wieder, widerwillig und haßerfüllt. »Sie vergeuden Ihre Zeit, Jon. Sie bedeuten mir nichts und werden mir nie etwas bedeuten. Warum nehmen Sie das nicht in Ihrem dicken Schädel zur Kenntnis und denken darüber nach? Ich komme für Sie nicht in Betracht.«
»Das möchte ich nicht beschwören«, bemerkte Dexter.
»Wie spät ist es?« fragte sie. Ihre Stimme war völlig unpersönlich.
Er sah auf seine Uhr. »Zwanzig Minuten noch.«
»Meinen Sie nicht, wir sollten …«
»Gewiß. Ich werde Ihnen zeigen, wie wir das machen.« Er trat zu ihr an den Tisch. »Wir packen dies alles ein, und ich fahre es mit dem Fahrstuhl hinunter.«
Genau fünf Minuten vor fünfzehn Uhr standen vier Lastwagen vor dem Haupteingang. Drazin war bereits in einem Auto weggefahren, und Wayne wollte mit dem ersten der vier Laster das Haus verlassen. Dexter, der eine schwere Holzkiste trug, stellte sie nachdenklich neben einen massiven stählernen Aktenschrank auf den Boden und rief: »Ich fahre mit dem letzten Lastwagen mit!«
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