Krise im Jahr 2000
gut sein, Dexter«, erwiderte Wayne besorgt. »Lassen Sie lieber die übrigen Sachen hier und fahren Sie ab.«
»Sobald Lynn fertig ist«, rief Dexter.
Waynes Antwort verlor sich, da der erste Laster anfuhr und sich rasch entfernte, aber sein entschwindendes Gesicht war ein Bild besorgter Neugier. Dexter winkte ihm heiter zu. In diesem Augenblick trat Lynn aus dem Hause, und zusammen luden sie die letzten Gepäckstücke auf ihren eigenen Wagen. Unterdes entfernten sich auch die beiden anderen Laster.
Endlich waren sie fertig. Lynn bestieg das Auto und setzte sich neben den Fahrer, der seine Aufregung nicht zu verbergen suchte. Dexter, der hinten am Wagen stand, schwang sich mit großer Geschicklichkeit über die Seitenwand. Die Zeit drängte, noch drei und eine halbe Minute, aber es war noch bequem Zeit, aus der Gefahrenzone hinauszukommen, wenn der Fahrer ordentlich auf den Gashebel trat.
In seinem Kopf begann ein Gedanke, der sich schon seit dem Augenblick des Ultimatums entwickelt hatte und herangereift war, Gestalt anzunehmen.
Wieder und wieder ging es ihm durch den Kopf: Ihr könnt nicht von außen kämpfen, nur von innen … nur von innen … Die anderen waren fort: Drazin, Wayne, Clayton, Kyle, alle. Nur Lynn und er waren noch hier und der Fahrer des Lasters. Dexter wußte jetzt genau, was er zu tun hatte, wußte es, ohne zu überlegen, in der blinden, instinktiven Art eines Mannes der Tat.
Er stand hinten auf dem Lastwagen, der noch immer nicht abgefahren war, und der Gedankenaufruhr in seinem Innern hatte nicht länger als einen Augenblick gedauert. Durch das kleine Hinterfenster konnte er Lynn sehen, die sich nach ihm umdrehte. Er winkte ihr leichthin zu, dann rief er: »Los, Fahrer, vorwärts!«
Sofort rollte der Wagen an, während der Fahrer heftig auf den Gashebel trat. Dexter wartete etwa drei Sekunden, dann schwang er sich über die hintere Klappe auf die Straße. Für den Bruchteil eines Augenblicks bemühte er sich, das Gleichgewicht zu halten, fiel aber schwer zu Boden und rollte auf den Rücken. Als er sich aufsetzte, war der Lastwagen nur noch so groß wie ein Spielzeugauto. Er verzog das Gesicht zu einem Lachen.
Lynn war aus der Gefahrenzone heraus, und er hatte das Gefühl, sich darüber freuen zu müssen. Zu einem solchen Zeitpunkt war es nicht angebracht, sich mit anderen Leuten herumzustreiten. Er empfand Genugtuung darüber, daß er so kurz entschlossen gehandelt hatte, ohne andere zu gefährden. In wenigen Minuten würde sie jenseits einer unsichtbaren und undurchdringlichen Sperrwand sein, vielleicht für alle Zeit. Vielleicht hatte er sein eigenes Todesurteil unterzeichnet, – er konnte nur abwarten.
Langsam und mit einer gewissen Stumpfheit ging er zurück zum Hauptquartier und fuhr mit dem Fahrstuhl zum obersten Stock hinauf. Durch das große Fenster in Waynes Büro betrachtete er das vertraute Panorama, das sich unter ihm ausbreitete. Das Ausstellungsgelände war völlig still und verödet, wie eine von einer Epidemie befallene phantastische Miniatur-Metropole der Zukunft.
Noch ein paar Sekunden … dann flammte eine Reihe ferner Gebäude in orangefarbenem Glanz auf. Er hörte das bekannte knisternde Geräusch, und sogleich glühten mit züngelnden Flammen und wirbelndem Rauch die Feuersbrünste auf, die den großen Umkreis der neuen Sperrwand bezeichneten.
Dexter wandte sich trostlos vom Fenster ab und setzte sich müde auf eine Ecke von Waynes Schreibtisch. So war es also: Die Doubles hatten mit größter Pünktlichkeit ihr Wort gehalten, und er befand sich in einer riesigen, unsichtbaren Blase allein mit dem unerforschlichen Feind, allein mit roboterhaften Bewohnern einer seltsamen fremden Welt, die so weit entfernt war, daß sie für das bloße Auge nicht größer als ein blinkender Stecknadelkopf war, wenn man wußte, wo man sie zu suchen hatte.
Er schwang sich vom Schreibtisch und trat vor den Bildschirm, aber die leere, weiße Fläche sagte ihm nichts. Fernsehen gehörte nicht zu seinem Gebiet. Doch er erinnerte sich, daß Wayne an den Knöpfen auf dem Schreibtisch gedreht hatte. Und dann fiel sein Auge auf das Telefon.
Fast gierig ergriff er den Hörer, da er daran dachte, daß eine direkte Leitung zum Armeelager, zu Major Doakes’ Zelt, bestand. Hartnäckig drückte er die Gabel auf und nieder, aber die Leitung war tot, und so legte er den Hörer wieder auf. Offenbar hatte die Sperrwand die Telefonleitungen an irgendeinem Punkt zerstört, und wahrscheinlich war
Weitere Kostenlose Bücher