Krise im Jahr 2000
bemerkten ihn im gleichen Augenblick wie er sie und blieben mit einem Ruck stehen. Der Zylinder fiel laut klappernd zu Boden.
Da trat auch das Mädchen in das Scheinwerferlicht. Einige wenige Augenblicke standen sie sich wie gelähmt gegenüber, die Saturnbewohner, wächsern und ausdruckslos wie riesige Puppen, und die ängstlichen Erdbewohner – dann brach der Bann. Die Doubles machten kehrt und flohen in blinder Panik mit kurzen, hastigen Schritten über die betonierte Fläche, die das Stadion umgab. Dexter schnellte herum, da er einen Angriff von hinten voraussah, merkte aber zu seinem Erstaunen, daß alle Saturnbewohner wie rasend in offenbarem Entsetzen Deckung zu nehmen versuchten. Er senkte die Pistole und heftete seine ungläubigen Augen auf Lynn, die irgendwie belustigt zu sein schien.
»Es ist, wie ich dir gesagt habe«, bemerkte sie. »Sie haben Angst vor uns. Wir hätten ihnen als Freunde näherkommen sollen.«
»Zum Teufel!« rief Dexter lebhaft. »Aber es begünstigt unsern an Plan. Wir gehen einfach hinein und zerstören die Apparate. Das ist ganz leicht.«
Er hob den langen schlanken Zylinder auf, der von den Saturnbewohnern auf den Boden geworfen worden war und wog ihn prüfend in der Hand. Er war schwer, aber handlich. »Dies wird alles vereinfachen«, sagte er munter. »Ich werde den saturnischen Apparat umgestalten, durch rohe Kraft.«
»Ich bin nicht überzeugt, daß du das Richtige tust«, widersprach Lynn. »Ich muß meine Gedanken revidieren …«
Aber Dexter eilte schon vorwärts.
Sie folgte ihm durch das offene Tor des Stadions, vorbei an den Reihen der Drehkreuze und der leeren Eintrittskassen, die von Leuchtröhren an der Decke hell erleuchtet waren, dann hastete er eine Flucht von Treppen hinauf, um schließlich oben zwischen den Sitzreihen aufzutauchen. Die Doubles waren überall, kletterten über die Sitze, wirbelten in der Arena umher, stürzten auf die Ausgänge zu, wie die Zuschauermenge auf einem Fußballplatz nach dem Schlußpfiff. Die Luft war von dem Getrappel laufender Füße erfüllt.
Er begab sich zu der Balustrade, die die Arena umgab, und hob Lynn hinüber. Sie gingen über den feinen Kies und den feuchten Rasen auf die Scheibe zu, die wie eine riesige, flachgedrückte Seifenblase auf der einen Seite der Arena ruhte. Die Doubles balgten sich noch immer, um zu entkommen, und drängten sich in panischer Hysterie vor den Ausgangstoren zusammen, um in das freie Gelände hinauszuströmen. Die Arena war jetzt verlassen, aber man konnte natürlich nicht wissen, ob sich im Schiff noch weitere Saturnbewohner befanden.
Sie näherten sich der Scheibe, ohne daß irgendein Widerstand bemerkbar wurde, und plötzlich stießen sie auf die Funkstation. Dieses etwas schräge, rechteckige Gebäude war genauso beschaffen, wie es auf dem Bildschirm ausgesehen hatte, mit den schiefen Metallwänden und dem Dach, das von den paraboloiden Antennen überragt war. Aber irgend etwas stimmte nicht. Aus der großen, breiten vorderen Türöffnung strömte eine dicke, klebrige, lavaähnliche Masse, die sich elementarem Leben gleich mit wallenden, zuckenden Bewegungen ausbreitete. Aus der vielfarbigen schleimigen Oberfläche ragten hier und da Teile von Saturnbewohnern auf, aber zerbrochen und verkrümmt, in einem matten, metallischen Glanz blinkend. Es sah aus, als wären sie durch eine ungeheure Fleischhackmaschine gedreht worden. Die Masse verstopfte die Türen, strömte langsam hindurch und goß sich sirupähnlich über den Boden aus.
Während Dexter Widerwillen empfand, bezeigte Lynn ein gewisses Interesse an dem Schauspiel. Sie sagte: »Es sieht beinahe so aus, als hätten die Streitkräfte der Erde endlich ein Mittel gefunden, wirksam zurückzuschlagen …«
»Inwiefern?«
»Die Funkwellen …«
Weiter kam sie nicht. In diesem Augenblick tat sich hoch oben in der gewölbten Scheibe eine winzige kreisrunde Öffnung auf, und etwas Metallisches, Eiförmiges kam herausgeschossen. Als es aufschlug, gab es einen leisen Knall. Ein Pilz aus dichtem, grünen Gas breitete sich überwältigend aus.
Bevor sie sich entfernen konnten, waren sie von dem Dunst umgeben, der den Himmel und alles auslöschte und sie in eine kalte, betäubende Dunkelheit einhüllte. Keine Zeit zu kämpfen oder fliehen, keine Zeit zu denken …
Das Bewußtsein floh ihre versteinerten Gemüter, und sie spürten nur die Temperatur des absoluten Nullpunkts. Sie brachen auf dem Boden zusammen, von einem feinen weißen Reif
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