Krise im Jahr 2000
aber schon im gleichen Augenblick war die Unsicherheit vergangen und alles war wieder wie vorher.
Alles, das heißt außer dem Fernsehbild in der Höhlung. Hier hatte eine leichte Veränderung stattgefunden, die nicht sofort auffiel, aber als sie genauer hinsah, bemerkte sie, daß das Gleichgewicht zwischen den irdischen und den saturnischen Bauten umgewandelt zu sein schien. Die vertrauten Gebäude, die sie kannte, hatten sich in geisterhafte Umrisse aufgelöst, und das phantastische Bild von Saturnopolis war zu einer festen, unglaublichen Wirklichkeit geworden. Sie begriff mit einem Schlage, daß sie in eine andere Dimension gekommen war. Die Erde und alles, was sich auf ihr befand, war so substanzlos geworden wie ein halbvergessener Traum.
Der Apparat sagte ohne Betonung: »Auf diese Weise wird das Fest der Erde das Fest des Kosmos werden, und in den Ausstellungsgebäuden von Saturnopolis wird die Menschheit sehen, eine wie hohe Ebene unsere wissenschaftliche Kultur erreicht hat.« Nach einer Pause fügte der Apparat hinzu: »Und dies alles hofft ihr sehr bald durch eure Atombombe zu zerstören.«
»Durch eine Atombombe?« fragte Jollie zurück und lachte jetzt nicht mehr. »Was meinen Sie?«
»Im Laufe der Nacht haben Pioniere eine solche Bombe in der Nähe der Feuerwand aufgestellt. Wir sehen voraus, daß bei Tagesanbruch ein neues Ultimatum erfolgen wird und daß man dann die Bombe zur Entladung bringt. Es ist jetzt fast schon Morgendämmerung …«
Die Stimme endete plötzlich in einem lauten splitternden Getöse. Lynn drehte sich bestürzt um und sah etwas, was vielleicht noch unglaublicher war als das Bild, das sie soeben in der Fernsehhöhlung erlebt hatte. Dexter ging, völlig nackt und von einer wilden Angriffslust verzehrt, mit den bloßen Fäusten auf die Saturnbewohner los, wobei sich seine Muskeln wie die eines antiken griechischen Athleten spannten. Einer war bereits auf den Sprechapparat gefallen, wodurch dessen Stimme plötzlich zum Verstummen gebracht worden war. Dann wurde ein zweiter Saturnmann von Dexters weit ausholendem Arm getroffen und brach mit einem furchtbaren metallischen Gerassel auf dem Boden zusammen. Sein Nacken war gebrochen und klaffte weit auseinander. In einem kurzen schaurigen Augenblick sah sie zusammengeballte Drähte in vielen Farben, winzige Metallteile und eine durchscheinende ölige Flüssigkeit, die dick aus der Wunde tropfte, während blaugrauer Rauch sich emporringelte.
Dann wurde noch ein Saturnbewohner geräuschvoll niedergeschlagen, und einen Augenblick später waren die andern aus dem Raum geflohen und hatten sich in wildem Durcheinander durch die ovale Tür in die Nacht hinausgedrängt. Da Dexter keine neuen Opfer mehr fand, beugte er sich drohend über die leblosen Doubles mit noch immer fest geballten Fäusten und zornig blitzenden Augen.
Jollie, der ebenso wie Lynn zu bestürzt war, um gleich etwas zu unternehmen, raffte sich jetzt auf. »Sie Narr! Sie verdammter Tölpel! Sie hätten ihn töten können!« schrie er, und sein Bart flatterte empört.
»Das war meine Absicht«, sagte Dexter.
»Das hättest du nicht tun sollen, Jon«, sagte Lynn ruhig. »Sie sind freundliche Geschöpfe, und sie –«
»Ach was«, erwiderte Dexter hastig »sie haben uns vergast, nicht wahr? Findest du das freundlich?« Dann blickte er mit erstaunter Miene an sich hinunter. »He, meine Kleider – wo sind sie?«
Sie deutete auf den Kunststoffbehälter auf dem Fußboden. Er ergriff ihn rasch und kleidete sich in Windeseile an. Unterdessen berichtete Lynn über das Geschehene.
»Dr. Jollie hat alles festgestellt, was wir über die Saturnbewohner wissen müssen«, schloß sie. »Sie sind eine harmlose Rasse und rein auf Abwehr eingestellt. Sie würden keiner Fliege etwas zu leide tun.«
»Meinst du?« sagte Dexter zweifelnd.
»Aber sie sind wirklich in friedlicher Absicht hergekommen, Jon«, beharrte sie. »Wenn du einen Beweis willst, so sieh dir den Bildschirm an.«
Dexter schloß die Schnalle seines Gürtels und blickte gespannt in die ovale Höhlung hinein, dann wandte er sich gleichmütig zu Lynn. »Das bedeutet nichts, Lynn. Technische Spielereien, das ist alles. Komm mit, wir müssen weg von hier.« Er ging zu der offenen Tür und wartet dort, daß die beiden sich anschließen sollten.
Jollies Miene war mißbilligend. »Ein verbohrter Mensch! Ist er immer so?«
»Er ist halsstarrig«, sagte sie, »er kann über seine eigene Nase nicht hinaussehen.«
»Darüber
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