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Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ferngesteuerter Roboter in die Richtung von Sklars Hotel. Der dominierende Teil seines Geistes entwarf Pläne, wie Sklar am besten umzubringen sei. Er musste zum Beispiel darauf achten, dass er in dem Moment, wenn er Sklar vor dem Lauf hatte, nicht zu aufgeregt war und das ganze Magazin in den Polizisten hineinpumpte, weil er dann keine Kugel mehr für sich selbst hätte. Und wenn er sich selbst tötete, musste er darauf achten, dass er die Mündung oberhalb des Ohrs ansetzte. Manchmal schossen sich die Leute in die Schläfe, mit dem Resultat, dass sie am Leben blieben und lediglich erblindeten …
    Währenddessen kämpfte der andere Teil seines Geistes, eingeschlossen wie ein Tier in einem Käfig, einen verzweifelten, aber aussichtslosen Kampf, um die Herrschaft über seinen Körper wiederzuerringen. Wie ein hilfloser Zuschauer war er dazu verdammt, Zeuge der Verbrechen zu sein, die zu begehen seinem Körper aufgetragen worden war. Was auch immer die osirische Pseudohypnose sein mochte, sie schien zu funktionieren. Narrensicher. Ob sich die anderen Mitglieder der Bande in gleicher Weise unter The’erhiyas Herrschaft befanden? Sein Bruder Ivor hatte ihm einmal erzählt, dass Osirer erst versprechen mussten, diese unheimliche Fähigkeit nicht anzuwenden, bevor sie eine Genehmigung zum Besuch der Erde bekamen. Doch wenn sie ihr Versprechen brachen, gab es keinerlei Möglichkeit, diese Fähigkeit physisch zu versiegeln.
    Das Hotel lag im nächsten Block.
    Und warum hatten sie dasselbe nicht mit Jeru-Bhetiru gemacht? Richtig – erinnerte er sich, irgendwo mal gelesen zu haben, dass von allen zivilisierten Arten die Menschen am leichtesten auf diese Art der hypnotischen Behandlung ansprachen. Bei Krishnanern hingegen dauerte die Wirkung nur sehr kurz …
    »Nein«, sagte der Mann an der Rezeption des Baldwin-Hotels, »Mr. Sklar ist nicht da.«
    »Dann warte ich«, erwiderte Graham und ließ sich in einem Sessel in dem schäbigen Foyer nieder.
    Stunden vergingen.
    Immer noch stemmte sich der autonome Teil von Grahams Bewusstsein gegen die Mauern seines psychischen Gefängnisses, während der andere Teil sich damit beschied, mit ungewohnter Ruhe auf sein Opfer zu harren. Obwohl es draußen schon dunkel war und sein Magen gegen den Mangel an Nahrung protestierte, saß er reglos wie eine Statue in dem mottenzerfressenen alten Plüschsessel und wartete.
    Schließlich kam Reinhold Sklar durch die Drehtür herein. Er gewahrte Graham genauso schnell wie dieser ihn, hob eine Augenbraue und trat mit zum Gruß erhobener Hand auf ihn zu.
    »Hallo!« begrüßte er ihn. »Das ist aber eine Iberraschung! Ich hätte nicht gädacht, Sie so schnall wiederzusähen. Kommen Sie, gähen wir auf mein Zimmer, da kennen wir in Ruhe räden.«
    Graham lächelte, erwiderte den Gruß mit einem mechanischen »Hallo« und folgte dem Polizisten zum Aufzug. Das klappte ja besser, als er gedacht hatte. Die Sache würde ganz schlicht und unkompliziert über die Bühne gehen. Sobald der Aufzug sich in Bewegung setzte, würde er die Pistole aus der Tasche ziehen und auf Sklar schießen – mehrere Male. Da das Magazin neunzehn Schuss enthielt, jeder mit genügend Durchschlagskraft, um einem Menschen glatt ein Bein abzureißen, würden ein paar Schüsse genügen. Dann die Mündung über das rechte Ohr, den Finger leicht krümmen, und sein Gehirn würde an die Wand des Aufzugs spritzen.
    Halt! Vorsicht! Pass auf! schrie in stummer Ohnmacht der andere Teil seines Geistes. Doch konnte er ebenso wenig Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen, wie ein Zuschauer in einem Kino kraft seines Willens den Gang der Handlung verändern kann.
    Die Tür des Aufzugs glitt auf. Graham rief sich noch einmal ins Bewusstsein, dass er nichts tun durfte, was den Argwohn Sklars hätte erregen können.
    Sklar trat einen Schritt zur Seite und bedeutete Graham, einzutreten. Dann folgte er ihm und drückte den Knopf zur neunten Etage. Die Tür glitt lautlos zu, und der Aufzug setzte sich mit einem sanften Ruck in Aufwärtsbewegung.
    Graham zog langsam die rechte Hand, die den Pistolenknauf umklammert hielt, aus der Tasche.
    Das letzte, was er wahrnahm, war das verschwommene Bild eines Totschlägers in Sklars Hand, der mit der Geschwindigkeit einer zuschnappenden Schlange auf seinen Kopf zuschnellte …
     
    Er erwachte mit rasenden Kopfschmerzen, so als hätte jemand die Miniaturausgabe einer Gamanovia-Made in die Windungen seines Hirns gebohrt und ihre atomare Sprengladung gezündet.

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