Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
terranischen Bomben oder Gewehre zu bekommen waren.
Doch für alles Wenn und Wäre und Hätte war es jetzt zu spät. Borel überflog in Gedanken und mit raschem Blick noch einmal das Waffenarsenal, zu dessen Erwerb er sich schließlich durchgerungen hatte: ein Schwert für ihn (welches mehr die Funktion eines Statussymbols als die einer Schutzwaffe hatte), eine billige Keule mit einem Holzgriff und einen eisernen Morgenstern für Yerevats. Des weiteren diverse Messer für beide und schließlich eine Armbrust. Borel, jedem Säbelgerassel abhold, hegte im stillen die Hoffnung, dass der Gegner einen möglichst großen Abstand zu ihm halten würde, wenn sie schon in einen Kampf verwickelt werden sollten. Er hatte in dem Ausrüstungsgeschäft in Novorecife auch versucht, einen Langbogen zu spannen, aber in seinem ungeübten Griff hatte die Waffe viel zu sehr gewackelt, und eine einigermaßen sichere Beherrschung hätte mehr Training erfordert, als er zeitlich erübrigen konnte.
Borel faltete den Mantel zusammen, legte ihn über seinen Koffer und setzte sich hin, um die Pläne noch einmal zu überdenken. Die einzige Schwachstelle, die er sehen konnte, lag in dem Problem, wie er Zutritt zum Orden von Qarar finden würde, sobald er in Mishe angekommen war. Wenn er erst drin war und sich mit den Mitgliedern der Brüderschaft angefreundet hatte, durfte der Rest nicht mehr allzu schwierig sein. Nach allem, was er gehört hatte, waren die Mikardanduma die geborenen Dummköpfe. Aber wie sollte er diesen schwierigen ersten Schritt machen? Wahrscheinlich würde er erst einmal improvisieren müssen, sobald er da war.
Wenn er erst einmal die erste Hürde überwunden hatte, würden ihm seine sorgfältige Vorbereitung und seine Erfahrung in solchen Aktionen schon helfen, alle Klippen sicher zu umschiffen. Und das schönste dabei war, dass ihm der alte Abreu auch nicht das geringste würde anhängen können, sosehr ihn das auch wurmte. Da Borel Ehrlichkeit für ein Indiz für Dummheit hielt und da Abreu ungeachtet seiner wichtigtuerischen Art alles andere als dumm war, ging Borel davon aus, dass Abreu wie jeder andere einigermaßen gewitzte Bursche darauf aus sein musste, zu kriegen, was er kriegen konnte, und dass sein moralisches Gehabe und seine Prinzipienreiterei nichts weiter waren als pure Heuchelei.
»Ao!« Der Schrei eines der Flößer riss Borel aus seinen Träumereien. Der Krishnaner zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das rechte Ufer, wo sich plötzlich ein Boot aus dem Gewimmel von Inselchen gelöst hatte.
Yerevats sprang auf und legte die behaarte Hand wie einen Schirm über die Augen. »Räuber!« murmelte er heiser.
»Wie kannst du das auf diese Entfernung erkennen?« fragte Borel. Eine plötzlich aufflammende panische Angst ließ ihm das Herz bis zum Hals schlagen.
»Yerevats wissen einfach«, flüsterte der Koloftu, wobei sein Schwanz nervös zuckte. Er warf Borel einen flehenden Blick zu. »Tapfere Meister töten Räuber? Meister nicht lassen zu, dass Räuber uns weh tun?«
»N-natürlich«, antwortete Borel. Er zog sein Schwert ein Stück aus der Scheide, betrachtete einen Moment lang die Klinge und ließ es wieder zurückgleiten. Es war mehr eine nervöse Geste als sonst was.
»Ohe!« rief einer der Flößer. »Habt Ihr vor, gegen die Räuber zu kämpfen?«
»Ich denke schon«, entgegnete Borel unsicher.
»Nein, das sollt Ihr nicht tun! Wenn wir nicht kämpfen, bringen sie nur Euch um, denn wir sind nur arme Leute.«
»Tatsächlich?« Das Adrenalin, das ihm durch den Körper schoss, brachte ihn in Wut, und er brüllte den Mann an: »Du glaubst also, ich lasse mir ruhig die Gurgel durchschneiden, um deine Haut zu retten, hä? Ich werd’s dir gleich zeigen, Baghana!« Das Schwert fuhr aus der Scheide, und die flache Seite der Klinge klatschte dem Flößer so heftig gegen die Schläfe, dass er ins Stolpern geriet und um ein Haar ins Wasser gefallen wäre. »Wir werden kämpfen, ob ihr wollt oder nicht! Und wer sich drücken will, den bring ich eigenhändig um, ist das klar?« brüllte er die drei Flößer an, die ängstlich zusammengekauert dastanden. »Los, an die Arbeit! Baut eine Barrikade aus dem Gepäck! Schiebt den Ofen nach vorn! Los, bewegt euch!« Er stand vor ihnen wie ein Sklavenaufseher, brüllend und mit dem Schwert in der Luft herumfuchtelnd, bis sie alle beweglichen Gegenstände auf dem Floß so zurechtgeschichtet hatten, dass sie eine quadratische Umfriedung bildeten.
»So«, sagte Borel, nun
Weitere Kostenlose Bücher