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Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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aber der Rat wies darauf hin, dass die Satzung dies nur gebürtigen Mikardandern unserer eigenen Rasse erlaubt. Aber im Grunde ist eine Ehrenmitgliedschaft sogar noch viel günstiger, ist sie doch mit fast allen Rechten und Privilegien einer Vollmitgliedschaft verbunden, hingegen mit kaum irgendwelchen ihrer Pflichten.«
    »Ich bin überwältigt vor Freude und Glück!«
    »Natürlich müsstet Ihr erst noch das Aufnahmeritual über Euch ergehen lassen.«
    »Wie bitte?« Borel hatte Mühe, seine Kinnlade unter Kontrolle zu halten.
    »Tja, das gehört nun einmal dazu. Und da Ihr kein König seid, werden sie auch nicht darauf verzichten. Aber es ist wirklich halb so schlimm: viel Zeremonie und eine Nachtwache. Ich werde Euch auf das Ritual vorbereiten. Und dann brauchtet Ihr natürlich ein passendes Gewand; ich werde Euch eine Liste erstellen von den Dingen, die Ihr sonst noch dazu braucht.«
    Borel wünschte in diesem Moment, er hätte die Druckkosten für den Lotteriekram um hundert statt um fünfzig Prozent höher angegeben.
     
    Das Weiheritual erwies sich nicht nur als teuer, sondern auch als in höchstem Maße langweilig. Eingerahmt von zwei Doppelreihen vermummter Ordensbrüder in phantastischen Gewändern und geisterhaften Masken, im Ohr das mystische Chorgeraune, das selbigen Masken entstieg, stand Borel vor dem Großmeister des Ordens, einem großgewachsenen Krishnaner mit gemeißelten Gesichtszügen, und antwortete auf nicht enden wollende Fragen. Da die Sprache, in der das Ritual gehalten wurde, ein archaischer gozashtandischer Dialekt war, wusste er die Hälfte der Zeit eigentlich gar nicht, was er sagte. Er wurde unterrichtet über die glorreiche Vergangenheit des Ordens, seine noch glorreichere Gegenwart und seine grenzenlose Zukunft sowie über seine Pflicht, die Interessen des Ordens zu schützen und zu verteidigen. Und für den Fall, dass er diese seine Pflichten und Eide verletzen sollte, wurden ihm alle Arten von furchterregenden astrologischen Unglücken und Missgeschicken angedroht.
    »Und nun«, beschloss der Großmeister seinen Sermon, »seid Ihr reif für die Nachtwache. Ich befehle Euch daher: Zieht Euch aus bis auf die Unterkleidung!«
    Gespannt darauf harrend, was jetzt passieren würde, tat Borel wie geheißen.
    »Kommt mit mir!« befahl jetzt der Großmeister Sir Juvain.
    Sie führten ihn mehrere Treppen hinunter, durch Korridore, die immer enger, dunkler und unangenehmer wurden. Zwei der vermummten Brüder, die ihn begleiteten, trugen Fackeln bei sich, die sie schließlich anzünden mussten, weil es so dunkel wurde, dass man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnte. Wir müssen jetzt weit unter der Zitadelle sein, dachte Borel, der auf seinen Socken unsicher vorwärtsstolperte und sich von Sekunde zu Sekunde unbehaglicher fühlte.
    Als er schließlich das Gefühl hatte, sich langsam dem Mittelpunkt der Erde zu nähern, hielten sie an, und der Großmeister sagte: »Hier sollst du die Nacht verbringen, o Aspirant. Gefahr wird über dich kommen; begegne ihr tapfer, wie es sich für ein Mitglied des Ordens von Qarar geziemt.«
    Einer der Brüder zog eine lange Kerze aus dem Gewand. Er schnitt sie an einer bestimmten Stelle durch und stellte das längere Stück aufrecht in eine kleine Nische in der Wand des Tunnels. Ein zweiter Bruder drückte Borel einen Jagdspeer mit einer langen breiten Spitze in die Hand.
    Dann ließen sie ihn allein.
    Hatte Borel sich bis jetzt mit dem Gedanken beruhigt, dass die ganze Sache nichts weiter als ein Bluff war, um ihm ein bisschen Angst einzujagen, so schwand diese Sicherheit spätestens in dem Moment von ihm, als die Schritte der Brüder verhallt waren. Dass die verdammte Kerze den Gang höchstens in einem Umkreis von einem Meter erleuchtete, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Beide Enden des Tunnels verloren sich in pechschwarzer Dunkelheit.
    Er hörte plötzlich ein leises Rascheln und spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Als er den Speer nervös in die Richtung hielt, aus der das Geräusch gekommen war, entfernte sich das Rascheln wieder. Wahrscheinlich irgendein rattenähnliches Wesen, dachte er. Er begann nervös hin- und herzulaufen. Wenn dieser verfluchte Abreu ihm wenigstens seine Armbanduhr gelassen hätte! Dann hätte er wenigstens gewusst, wie schnell die Zeit verging. Nach einer Weile kam es ihm vor, als wäre er schon Stunden auf- und abgegangen, obwohl er wusste, dass das mit Sicherheit Einbildung war.
    Plötzlich

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