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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Rakschun über den Gonwe bringen sollen.«
    »Das glaube ich nicht.« Der Fürst schüttelte den Kopf. »Es können unmöglich so viele sein. Davon hätten wir erfahren. Als die Festung am Gonwe noch stand, war das Heer der Rakschun lange nicht so …«
    »Ein halbes Jahr ist eine lange Zeit«, gab der General zu bedenken. »Es heißt, der Mut und die Entschlossenheit ihres Anführers Olufemi hätten die Herrscher jenseits der Steppe tief beeindruckt. So sehr, dass sich einige von ihnen dem Feldzug angeschlossen haben …«
    »… in der Hoffnung, hier reiche Beute zu machen.« Der Fürst gab einen verächtlichen Laut von sich. »Wie die Raben hoffen sie, sich die besten Stücke rauspicken zu können, wenn unser Land am Boden zerstört ist.«
    »Ich vermute eher, dass sie die Rakschun jenseits des Gonwe sehen wollen«, wandte der General ein. »Ein so kriegerisches Volk vor den Toren des eigenen Landes zu wissen, dürfte manchem Herrscher schlaflose Nächte bereitet haben. Wir wissen, dass sie die Rakschun schon viele Jahre mit Nahrung, Sklaven und Handelswaren versorgt haben in der Hoffnung, dass Olufemi sie dann nicht angreifen wird. Nun sehen sie eine Möglichkeit, sich der fortwährenden Bedrohung durch die Rakschun zu entledigen, und zögern nicht, es zu tun.«
    Der König hatte dem Gespräch aufmerksam gelauscht. »Wenn dem so ist, werden wir wohl zum allerletzten Mittel greifen müssen und unverzüglich alle Bewohner des Landes zu den Waffen rufen. Männer, Frauen, Kinder und Greise, wer immer ein Schwert zu halten vermag, wird seine Heimat verteidigen.«
    »Aber so viele Waffen haben wir nicht«, gab der Fürst zu bedenken.
    »Auch eine Spitzhacke vermag einen Rakschun zu töten.« Der König hatte seinen Entschluss gefasst.
    »Frauen, Kinder und Greise werden den Rakschun kaum etwas entgegenzusetzen haben.« Der General schüttelte den Kopf. »Sie wären nicht mehr als Futter für ihre Pfeile und Schwerter.«
    »Und wennschon. Jeder, den sie töten, kann sein Schwert nicht mehr gegen unsere Krieger erheben«, erwiderte der Fürst.
    »Ein Rakschun für zehn?« Der General schüttelte den Kopf. »Ein wahrlich schlechtes Verhältnis, möchte ich meinen. Ich würde …«
    »Das war keine Bitte. Es war ein Befehl, General«, fiel der König dem Einäugigen ins Wort. »Vor den Toren dieser Stadt lungern Tausende nichtsnutziger Parasiten herum, die glauben, ein Recht darauf zu haben, sich an unseren Vorräten zu laben. Bisher habe ich es ihnen versagt, nun aber werde ich verfügen, jedem seinen Teil zukommen zu lassen, sofern er sich verpflichtet, unserem Heer in der Schlacht zur Seite zu stehen.«
    »Du wirst sehen, wie schnell wir so ein neues Heer aus Freiwilligen zusammengestellt haben, die darauf brennen, in den Kampf zu ziehen«, sagte der Fürst an den General gewandt. »Hunger kann ein mächtiger Verbündeter sein.«
    »Ihr schickt diese Menschen in den sicheren Tod.«
    »Der Tod ist ihnen bereits sicher.« Fast sah es so aus, als würde der Fürst schmunzeln. »Entweder sie sterben qualvoll an Hunger und Seuchen oder ruhmreich auf dem Schlachtfeld. Wobei sie im Kampf wenigstens noch ein gutes Werk für ihre Heimat und, wenn sie überleben sollten, auch für sich selbst tun.«
    »Das ist entwürdigend!« Der General schaute den Fürsten entrüstet an.
    »Ach ja? Was würdest du denn tun? Den Rakschun das Land kampflos überlassen?« Der Fürst schüttelte den Kopf. »Du weißt so gut wie ich, dass das unmöglich ist. Sie würden unsere Krieger sofort hinrichten. Die Frauen würden sie als Gebärfrauen in ihre Zelte verschleppen, um mit ihnen ein Heer von Bastarden zu zeugen. Die Kinder würden sie versklaven. Wer nicht arbeiten kann und zu alt ist, endet auf ihren blutigen Opferaltären oder …«
    »Fürst Rivanon hat recht«, mischte der König sich in das Gespräch ein. »Das Heer aus Freiwilligen ist unsere einzige Hoffnung. Wir alle wissen, wie schlecht es um unsere Truppen bestellt ist, aber wenn das Heer der Rakschun wirklich so groß ist, wird es unsere Krieger schon im ersten Ansturm überrennen. So weit darf es nicht kommen. Baha-Uddin ergibt sich nicht kampflos. Noch sind wir nicht besiegt. Wir werden uns zur Wehr setzen – bis zum letzten Blutstropfen.« Sein grimmiger Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er jedes Wort ernst meinte. Dann fügte er etwas ruhiger hinzu: »Im Übrigen darf ich daran erinnern, dass der Beschluss über dieses letzte Aufgebot im Rat einstimmig

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