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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wachsam bleibst«, sagte Olufemi. »Sollten sich Beweise für ein schändliches und ehrloses Treiben im Zelt des neuen Schmieds finden, werde ich ihn und seinen Sklaven bestrafen lassen.«
    »Ich werde Augen und Ohren offen halten.« Nuru nickte, machte aber keine Anstalten zu gehen.
    »Ist noch etwas?«
    Nuru glaubte einen leichten Unmut aus Olufemis Worten herauszuhören und straffte sich. »Ja … da ist noch etwas.«
    »Ist es wichtig?«
    »Vielleicht … ich … ich weiß es nicht.«
    »Worum geht es?« Der knappe Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass Olufemi das Gespräch längst als beendet betrachtete.
    »Um die Tauben.« Nuru war sich nicht sicher, wie er sein Anliegen am besten vorbringen sollte. Dennoch wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Olufemi seine Beobachtungen mitzuteilen.
    »Tauben?« Olufemi zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. »Welche Tauben?«
    »Ich … ich weiß auch nicht, woher sie kommen«, räumte Nuru ein. »Aber sie scheinen an Arkon einen besonderen Gefallen zu finden. Wo immer er ist, sind auch Tauben zugegen. Manchmal fängt er sie ein und verschwindet mit ihnen für kurze Zeit.«
    »Um sie zu töten?«
    »Nein, er fängt sie ein und lässt sie wieder frei.« Nuru freute sich, als er spürte, dass es ihm gelungen war, das Interesse des Heerführers zu wecken. »Ich bin ein guter Beobachter«, lobte er sich selbst. »Arkon fühlt sich sicher, aber mir entgeht so leicht nichts. Ich habe drei oder vier Tauben gezählt, die immer in seiner Nähe sind. Sie scheinen zahm zu sein, zumindest bei ihm. Ich habe versucht, eine einzufangen, aber es ist mir nicht gelungen.«
    »Und Arkon? Kann er sie einfangen?«, wollte Olufemi wissen.
    »O ja. Ja, das kann er.« Nuru nickte heftig. »Er muss nur die Hand hinhalten, und sie hüpfen darauf.«
    »Hm.« Olufemi rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das ist in der Tat seltsam. Ich habe noch nie von so zahmen Tauben gehört und auch keinen Rakschun getroffen, der etwas anderes mit den Tauben getan hätte, als sie zu rupfen und zu braten.« Er schaute Nuru durchdringend an. »Bist du dir ganz sicher, dass er sie nicht tötet?«
    »Ganz sicher! Inzwischen kann ich sie schon an ihrem Gefieder auseinanderhalten.« Plötzlich fiel Nuru noch etwas ein. »Ach ja und sie haben manchmal etwas am Bein, wenn sie angeflogen kommen. Das ist immer dann, wenn Arkon sie einfängt. Wenn sie nichts am Bein haben, beachtet er sie kaum.«
    »Am Bein?« Olufemi zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. »Mir scheint, du bist wirklich ein guter Beobachter.« Er verstummte und schien etwas zu überlegen, dann sagte er: »So eine Taube würde ich mir gern einmal ansehen. Und das, was sie am Bein trägt, auch. Meinst du, du könntest mir eine beschaffen?«
    »Ich werde mein Möglichstes tun.« Nuru verneigte sich.
    Er war stolz, als er Olufemis Rundzelt verließ. Dieser neue Schmied war ihm von Anfang an nicht geheuer gewesen. Wie aus dem Nichts war er im Lager aufgetaucht. Niemand kannte ihn, keiner hatte ihn je zuvor gesehen. Die rührende Geschichte, die er in wenigen Worten auf ein Pergament gekritzelt hatte, um seine Herkunft zu erklären, konnte wahr sein, aber auch frei erfunden. Niemand konnte sie nachprüfen. Und dann noch sein seltsames Gebaren dem Sklaven gegenüber …
    Je länger Nuru darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass Arkon ihnen etwas verheimlichte. Aber nicht mehr lange. Ein dünnes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als er sich auf den Weg zur Schmiede machte. Olufemi hatte ihm den Auftrag gegeben, eine von Arkons Tauben einzufangen, und genau das würde er auch tun.
     
    *  *  *
    Nach der Geistreise gönnte Noelani sich nur einen kurzen Augenblick der Ruhe im Schutz der Tannenzweige. Es drängte sie, an den Strand zurückzukehren, und so machte sie sich schon bald auf den Weg, denn das Sonnenlicht schwand, und sie fürchtete, sich im Dunkeln zu verlaufen.
    Als sie den Strand erreichte, bot sich ihr ein Bild, als wäre sie nicht Stunden, sondern nur Minuten fort gewesen. Obwohl die Sonne den Horizont schon fast erreicht hatte und ein frischer Wind vom Meer kommend eine kühle Nacht ankündigte, brannten am Strand nur zwei spärliche Lagerfeuer. Die Segeltuchballen waren unberührt, nur an den Vorräten hatte sich jemand zu schaffen gemacht und auch an einem Fass mit Trinkwasser.
    Es war erschreckend zu sehen, wie die Überlebenden von Nintau einzeln oder in kleinen Gruppen in Decken gehüllt am

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