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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wohl wahr.« Jamak seufzte. »Aber die da unten sind nicht tot. Wenigstens sie haben eine Zukunft.« Er fasste Noelani bei den Schultern und suchte ihren Blick. »Wir müssen jetzt nach vorn sehen!«, sagte er mit fester Stimme. »Was vergangen ist, können wir nicht ändern, aber wir können unserem Handeln trotz allem einen Sinn geben, wenn wir nicht aufgeben und weitermachen. So wie wir es von Anfang an geplant haben.«
    »Können wir das denn noch?« Noelani wünschte, sie würde nur einen Bruchteil der Zuversicht verspüren, die Jamak ausstrahlte. Aber sie fühlte nichts. In ihr war nur Leere. »Ich muss nachdenken«, sagte sie matt. »Es … es ist zu viel geschehen.«
    »Ja, ruh dich aus und versuche ein wenig zu schlafen.« Jamak ließ sie los und deutete auf den Eingang zum Laderaum. »Es ist noch ein weiter Weg bis zur Küste«, sagte er. »Dort werden wir gemeinsam eine Lösung finden und unser Volk in eine bessere Zukunft führen. Dessen bin ich mir sicher.«
     
    *  *  *
    Die ganze Nacht über hatte der Sturm über Baha-Uddins Hauptstadt gewütet, hatte an Bäumen und Häusern gerüttelt und alles mit sich gerissen, was ihm nicht gewachsen war. Mit apokalyptischer Urgewalt hatte er die regenschweren Wolken über das Land gepeitscht, das schäumende Meer an die Küste geschleudert und die Flüchtlingslager vor den Stadtmauern in eine von Trümmern übersäte Sumpflandschaft verwandelt. Die Menschen in der Stadt hatten die Nacht in der Sicherheit der Häuser verbracht. Die Flüchtlinge in den Lagern hatten gebetet.
    Als der Morgen kam, zog der Sturm nach Norden ab. Und während sich die Sonne im Osten aus dem grauen Dunst erhob, wagten sich auch die Menschen wieder aus ihren Unterschlüpfen, um die Zerstörung zu betrachten, die das Unwetter angerichtet hatte, und zu retten, was noch zu retten war.
    General Triffin hatte die Nacht in den Gästegemächern des Palastes verbracht und kaum etwas von der Katastrophe mitbekommen. Nur der Wind, der heulend selbst durch winzige Ritzen im Gemäuer drang und die Kerze auf dem Tisch flackern ließ, sowie der Regen, der unablässig gegen die Glasscheibe des kleinen Fensters getrommelt hatte, hatten ihn ahnen lassen, was für ein gewaltiges Unwetter nächtens über dem Palast niederging.
    Wind und Regen gehörten der Vergangenheit an, als er sich nach der kurzen und kalten Morgenmahlzeit, die ein Page ihm aufgetragen hatte, ankleidete und auf den Weg zu Mael machte, um ihm eine Botschaft für Arkon zu übergeben.
    Nachdem der erste Schritt geglückt war und der Schmied sich unerkannt ins Lager der Rakschun hatte einschleichen können, galt es nun, wichtige Hinweise über die Stärke des Heeres, dessen Ausrüstung und Waffen sowie möglichst genaue Angaben über Ort und Zeitpunkt des geplanten Angriffs zu bekommen.
    Als Triffin den Palast verließ, deutete nur wenig darauf hin, mit welcher Zerstörungskraft der Sturm in der Nacht gewütet hatte. Bedienstete waren dabei, Tonscherben einzusammeln, die auf dem Platz vor dem Palasteingang verstreut lagen, und in den Ziegeldächern der Stallungen und Lagerhäuser klafften Lücken, während das Regenwasser, das sich in großen Pfützen gesammelt hatte, langsam im Boden versickerte.
    Außerhalb des Palastes war das Ausmaß der Zerstörung weit größer. Auf dem Weg zur Schmiede sah Triffin unzählige Händlerstände, die großen Schaden genommen hatten. Holzgestelle waren geborsten und umgestürzt, das dicht gewebte und ölgetränkte Tuch, welches viele Händler als Dach für ihre Stände benutzten, war vom Sturm zerrissen und vom Wind fortgetragen worden. In die abschüssigen Gassen der Stadt hatte der Sturzregen tiefe Furchen gewaschen, auf denen es sich nur schwerlich gehen ließ. An mehreren Stellen hatte sich das Wasser gesammelt und stand so hoch, dass es ins Innere der Häuser gelaufen war.
    Auch Mael hatte mit dem Wasser zu kämpfen. Noch ehe der General die Schmiede erreichte, hörte er den Schmied fluchen und schimpfen. Als er näher kam, sah er Mael vor dem Kohlenschuppen stehen, wo er mit einem Eimer unermüdlich Wasser aus einer Mulde schöpfte, die sich unmittelbar vor und vermutlich auch in dem Schuppen gebildet hatte. Die untere Schicht der Kohlen war völlig durchnässt und würde wohl erst im kommenden Sommer wieder richtig trocknen. Obwohl er beim Schöpfen pausenlos fluchte und wüste Beschimpfungen ausstieß, schien Mael Triffin zu bemerken, denn er hielt in seinem Tun inne, blickte auf, grüßte den

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