Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
nach Baha-Uddin?« Noelani warf Jamak einen verständnislosen Blick zu. »Aber wir …«
    »Ich weiß, dass ihr nur ungern dorthin zurückkehrt«, fiel der Kapitän ihr ins Wort. »Und bei den Göttern, ich kann es verstehen. Aber Königin Viliana hat Befehl erlassen, dass keine weiteren Flüchtlinge in Hanter aufgenommen werden. Wir haben schon mehr, als unser kleines Land verkraften kann. Es tut mir leid, dass ich keine bessere Nachricht für euch habe. Doch bin ich gewiss, dass ihr in Baha-Uddin sicherer seid als hier auf dem Ozean.«
    »Aber wir …«
    »Wir danken für Eure Hilfe, Kapitän.« Diesmal war es Jamak, der Noelani nicht ausreden ließ. »Ohne Euch wären wir gewiss alle tot. Bringt uns dorthin, wo Ihr es für richtig haltet. Hauptsache, wir haben wieder festen Boden unter den Füßen.«
    »Das ist eine vernünftige Einstellung.« Der Kapitän nickte Jamak lächelnd zu. »Und falls ihr noch einmal über das Meer fliehen wollt, sucht euch lieber ein richtiges Schiff.«
    »Das werden wir.« Auch Jamak gelang ein Lächeln. Noelani wollte auch etwas sagen, aber er verstärkte den Druck seiner Hand an ihrer Schulter und bedeutete ihr mit einem kaum merklichen Kopfschütteln zu schweigen. Dann führte er sie an der Reling entlang zu der Luke, hinter der eine Leiter unter Deck führte.
    »Was soll das?« Als der Kapitän sie nicht mehr sehen konnte, entwand Noelani sich Jamaks Arm und schaute ihn aufgebracht an. »Baha-Uddin? Königin Viliana? Hanter? … Ich verstehe kein Wort. Was will er uns damit sagen?«
    Jamak seufzte. »Ich weiß nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund scheinen hier alle zu glauben, dass wir aus einem Land namens Baha-Uddin geflohen sind. Offenbar fliehen von dort gerade viele Menschen über das Meer – oder sie versuchen es zumindest –, denn der Kapitän war nicht verwundert, als ich ihm nach der Rettung sagte, dass wir Flüchtlinge wären. Ich habe versucht, ihm zu erklären, woher wir kommen, aber er hat mir gar nicht zugehört und mich nicht richtig zu Wort kommen lassen. Am Ende war ich froh, als er mir zugesichert hat, auch nach den anderen Booten zu suchen und die Überlebenden an Land zu bringen. Mehr können wir nicht von ihm verlangen.«
    »Aber drei Boote fehlen noch!«
    »Ich bin überzeugt, dass er sein Möglichstes getan hat«, sagte Jamak und fügte hinzu: »Wir sind in einen furchtbaren Sturm geraten, Noelani. Auch wenn es bitter ist: Ich fürchte, wir müssen uns mit dem Gedanken abfinden, dass nicht alle Boote das Unwetter heil überstanden haben.«
    »Aber er muss sie suchen. Er muss.« Noelani wollte zurück an Deck, aber Jamak hielt sie fest. »Tu es nicht«, sagte er sanft, aber bestimmt. »Der Kapitän ist ein guter Seemann. Er hat einen Tag und eine Nacht für die Suche geopfert. Wenn er sagt, dass es keine Hoffnung mehr gibt, dann ist es so.«
    »Gibst du immer so leicht auf?«, fragte Noelani. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie Wut auf Jamak in sich aufsteigen. Wie konnte er so genügsam sein und drei Boote voller Freunde einfach aufgeben? Es war unfassbar. »Da draußen sind noch drei Boote«, wiederholte sie eindringlich. »Willst du sie wirklich im Stich lassen?«
    »Wenn überhaupt, ist es nur noch ein Boot«, sagte Jamak leise und senkte den Blick.
    »Was … was heißt das?« Noelani spürte, wie sich eine eisige Kälte in ihrer Magengegend ausbreitete. »Sag schon.«
    »Ich selbst habe ein Boot sinken sehen«, sagte Jamak bedrückt. »Ich wollte dir die traurige Wahrheit ersparen, aber …« Er verstummte und fuhr dann fort: »Sie waren ganz in der Nähe. Wir hörten ihre Schreie durch den Sturm und konnten sie manchmal sogar sehen. Dann kam eine riesige Welle. Ihr Boot wurde angehoben, kenterte und brach auseinander. Alle wurden von Bord geschleudert. Danach war es ruhig.«
    Noelani schluckte trocken. »Und … das zweite Boot?«, fragte sie gedehnt. »Was weißt du davon?«
    »Nicht viel. Aber der Kapitän berichtete uns, dass er ein zerstörtes Boot gesehen hätte, ehe er uns entdeckte. Es waren keine Menschen darauf.«
    »Vielleicht war es das Boot, das du kentern gesehen hast«, folgerte Noelani hoffnungsvoll. Aber Jamak schüttelte nur traurig den Kopf. »Das Boot, das ich kentern sah, brach in unzählige Stücke«, sagte er. »Das, von dem der Kapitän sprach, war noch weitgehend seetüchtig.«
    »Bei den Göttern!« Plötzlich fühlte Noelani sich unglaublich müde. »So viele«, sagte sie matt. »So viele sind tot.«
    »Das ist

Weitere Kostenlose Bücher