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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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turmhoch bepackt mit herrlichen weißen Pelzen, und erfuhr, dies sei der Preis für sie selbst. Sie wusste sehr wohl, wie hoch diese Hermelinfelle in Konstantinopel und auch in Europa gehandelt wurden, und war verblüfft, dass diese Kostbarkeiten an die Kosch abgegeben wurden wie eine Ladung Brotlaibe. Es stimmte, was ihre Aufseherin gesagt hatte. Die Zhandu zahlten, was verlangt wurde, mochte der Preis auch noch so unverschämt sein – fair oder nicht, das war ihnen schlichtweg egal.
    Katharina wurde auf ein Maultier gesetzt, Adriana auf ihren Schoß, dann band man das Maultier an das Kamel des Abgesandten, der selbst in einer Sänfte mit zugezogenen Vorhängen saß. Eine hundertköpfige Garde in einer Uniform aus blauer Hose, scharlachroter Jacke und kanariengelbem Turban gab ihnen Geleit.
    Als die seltsame Prozession durch die schweren Stadttore zog, warf Katharina einen Blick zurück und sah, dass die Kosch schon dabei waren, ihr Lager abzubrechen. Sie wollten schleunigst fort von hier, zurück zu den großen Städten, wo sie hundertfachen Gewinn aus ihren Pelzen schlagen würden.
    Sie und Adriana wurden nicht in die Stadt hineingeführt, sondern gleich von einer Gruppe rot und blau gekleideter Diener, die seltsame Pantoffeln mit hochgebogener Spitze trugen, zum Absteigen aufgefordert. Dann winkte man sie durch ein Tor, wo sie einem prächtig gekleideten Kammerherrn übergeben wurden, der mit ihnen wortlos einen langen Gang entlangeilte, drei Wendeltreppen hoch, weitere Gänge entlang, durch riesige Torbögen und Portale, bis er sie schließlich ohne alle Umschweife in einem Garten absetzte.
    Hier fanden sie sich Aug in Aug mit den seltsamsten Vögeln, die Katharina je gesehen hatte: fast mannshohe rosa Geschöpfe, die auf einem Bein standen.
    Wie aus dem Nichts glitt eine stattliche Dame in einem Meer von Seide herein. Sie besaß das runde, flache Gesicht und die Mandelaugen der Kosch, ihrem Lächeln fehlte ein Zahn. Vor allem aber erstaunte ihre Frisur: Die roten, mit bunten Bändern durchflochtenen Zöpfe waren über den Ohren zu zwei riesigen Schnecken zusammengesteckt und mit Haarspangen aus Silber, Gold und Perlen geschmückt. Die feine Stickerei auf ihrem Seidengewand stellte sogar die edlen Stickarbeiten aus dem Sultanspalast in den Schatten, wie Katharina fachmännisch beurteilen konnte: Der türkis-goldene Pfau schien jeden Moment sein Rad schlagen und aus dem Stoff heraussteigen zu wollen.

    Der glückliche, hoffnungsfrohe Ausdruck auf dem Gesicht der Dame erlosch, sobald sie die Gefangene erblickte. Stirnrunzelnd begutachtete sie Katharinas lange blonde Haare, dann sah sie ihr prüfend in die Augen. »Pah!«, machte sie nur und wandte sich zum Gehen.
    »Ich bitte Euch, Herrin«, sagte Katharina rasch in der Sprache der Kosch.
    Die Matrone drehte sich überrascht um. »Du sprichst unsere Sprache?«
    »Ich habe vier Jahre bei Eurem Volk verbracht«, erklärte Katharina, die aus den typischen Gesichtszügen der Dame schloss, sie müsse eine Kosch sein. »Dürfen meine Tochter und ich jetzt bitte gehen?« Die Dame sah Katharina an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf, wedelte ungeduldig mit der Hand und segelte auf ihrer Seidenwolke wieder hinaus.
    Katharina wandte sich nun an den Kammerherrn, der einen langen roten Seidenmantel und ein kleines schwarzes Seidenhütchen trug: »Ich muss fort von hier. Ihr könnt mich nicht festhalten.« Er sah sie genauso verständnislos an wie vorher die Dame und antwortete gleichgültig: »Du kannst gehen. Die Himmlische Schwester will dich nicht haben.« Auch er sprach Kosch, allerdings in einer so abgewandelten Form, dass Katharina ihn nicht sofort verstand. Sie kniff die Augen zusammen. »Ich kann fortgehen? Ich kann Zhandu verlassen? Mit meiner Tochter? Wir sind keine Gefangenen?«
    »Du musst fort. Gefangene haben wir nicht, und Gäste mögen wir nicht.« Er rümpfte die Nase, als hätte er einen üblen Geruch wahrgenommen. »Die Wachen werden euch zum Tor zurückbringen.«
    »Jetzt gleich? Aber wir haben kein Geld, nichts zu essen.«
    »Das ist nicht unsere Angelegenheit.«
    »Warum wurden wir dann hergebracht?«
    Er machte eine abweisende Handbewegung. »Das war ein Fehler«, wich er aus. »Und jetzt entfernt euch beide.«
    Katharina sah ihm nach, wie er davonschritt, und versuchte zu protestieren, als sie und Adriana von Wachen in farbenprächtigen seidenen Uniformen aus dem Garten geschoben wurden. Im Gegensatz zu den Wächtern und Eunuchen im

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