Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
drehte er sich um und küsste sie. Lange, elektrisierende Küsse, die ihn wie von Sinnen machten. Er spürte, dass sie ihn wieder ergriff, ihn zu ihr führte, in sich führte.
Er wäre fast sofort gekommen, hielt sich aber zurück, biss sich heftig auf die Unterlippe. Sie umklammerte ihn, flüsterte seinen Namen, während ihre Hüften sich mahlend bewegten, gegen seine stießen. Sie fielen in einen Rhythmus, der so alt wie die Zeit ist, aber für Angel fühlte er sich neu an, so neu. Mit unglaublicher Anstrengung hielt er sich zurück, brachte sie näher und näher an die Schwelle ...
Er spürte, wie sie zum Höhepunkt kam, und war verloren. Seine Erlösung war eine zuckende Explosion. Danach fiel er neben ihr auf den Fellteppich und sein Atem kam in kurzen Stößen.
»So war es nie, als wir Teenager waren«, sagte er.
Sie lächelte und schmiegte sich enger an ihn. »Nicht ganz. Es war damals mehr wie schneller, schnellere«
Sie lachten zusammen und lagen da, umschlungen von den Armen des anderen, erinnerten sich an so viele Dinge. Er legte die Wange auf ihre Brust und musterte ihren nackten Körper in dem zuckenden, goldenen Feuerschein, strich mit einem Finger über ihren flachen Bauch. Sie war so schön ...
Er wollte sie niemals verlassen. Er wollte, dass dieser Augenblick, diese Intimität immer währte, wollte seine Seele in der Wärme ihrer Berührung, ihres Lächelns wiegen.
Aber wie sagte ein Mann wie er so etwas einer Frau wie ihr? Wie lauteten die magischen Worte, die sie dazu bringen würden, zu glauben, dass das, was sie gerade getan hatten, etwas Besonderes war und dass er endlich erwachsen genug geworden war, um das zu begreifen?
Ihm fielen keine Worte ein und so benutzte er seinen Körper, um ihr zu sagen, dass er sie liebte, dass er nicht genug von ihr bekommen konnte. Seine Hände, seine Lippen, seine Zunge -er benutzte sie alle, um ihren Körper wieder zu verehren, bis sie vor Lust aufschrie und dann gegen ihn sank.
So lagen sie umschlungen eine Ewigkeit da. Dann versuchte sie sich mit einem zitternden Lachen von ihm zu lösen. »Wir sollten besser gehen...«
»Kommt nicht in Frage.« Er zog sie näher an sich, bis ihre Körper ein verschwitztes, nahtloses Ganzes waren. »Es ist wahrscheinlich noch nicht einmal Mitternacht.«
Sie drehte sich um und lächelte auf ihn hinab. Das Haar fiel in einem Durcheinander von Honigbraun herab, liebkost vom Feuerschein, und die Lippen waren von seinen Küssen gerötet und geschwollen. Ihre Brustwarzen streichelten über seinen nackten Oberkörper. »Willkommen im Club der Liebhaber alleinstehender Mütter.«
Die Worte waren wie der winzige Stich eines Messers. Er zuckte zusammen. »Bin ich das für dich? Ein Liebhaber?«
Ihr Gesicht verdunkelte sich. Nervös steckte sie sich eine Haarlocke hinter ihr Ohr. »Nun ja ... wie würdest du das nennen?«
Er führte eine Hand zu ihrem Gesicht, berührte die Wange, strich über die rosa Kontur der Oberlippe. Er überlegte plötzlich, wie ein Mann überleben könnte, wenn er eine Frau so sehr liebte. Wenn sie wollte, könnte sie seine Seele herausreißen und sie unter den Füßen zertreten. So, wie er es mit ihr getan hatte.
Zum ersten Mal verstand er - verstand er wirklich -, was er diesem wunderschönen, vertrauensvollen sechzehnjährigen Mädchen angetan hatte, und das Schamgefühl war fast überwältigend. Und über dieses Schamgefühl hinaus war da Bedauern, tief und schmerzend und unauslöschbar.
Er sah sie an, liebte sie so sehr, dass es wehtat. »Ich würde es >ein Verliebter« nennen.«
Kapitel 26
Ich würde es >ein Verliebter< nennen.
Für eine Sekunde konnte Madelaine sich nicht bewegen, konnte nicht einmal atmen. Sie lag neben ihm, noch immer nackt, und der Bärenfellteppich unter ihrem Körper war feucht. Sie biss sich auf die Lippe, fürchtete plötzlich, dass sie Dinge sagen würde, die sie nicht sagen sollte, Worte, die, einmal ausgesprochen, nicht zurückgenommen werden konnten, niemals ungesagt sein konnten.
Sie wollte jetzt nicht an die Vergangenheit denken, aber sie kehrte wieder zu ihr zurück, schlich auf winzigen, flüsternden Füßen in ihren Verstand. All die Dinge, die sie jemals einander gesagt hatten, blähten sich zwischen ihnen auf, hingen über ihnen in der Luft. So viele ihrer Träume waren mit diesem Mann verknüpft gewesen und sie hatte Angst - solche Angst -, ihn wieder diese Macht über sich haben zu lassen. Und doch hatte er sie, hatte sie bereits.
Sie drehte sich
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