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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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saß da, die Arme verschränkt, starrte aus dem Fenster und wartete darauf, dass sie hereinkamen. Das taten sie nicht.
    Schließlich stiegen sie aus dem Wagen aus und schlenderten gemächlich den Weg hoch. Das Schloss klickte und die Tür schwang auf. Mom und Angel traten in das Zimmer, hielten sich bei den Händen, schauten einander an, einen strahlenden, abwesenden Ausdruck in ihren Augen.
    Lina fühlte sich plötzlich ausgeschlossen. Sie wollte, dass Angel sie so anschaute, nur sie. Sie wusste, dass sie dumm und egoistisch und kindisch war, aber es schmerzte. Gott, wie es schmerzte. Sie wollte einen Daddy, der ihr gehörte und nur ihr allein. Der ihr bester Freund auf der ganzen Welt war. Die Art, wie sie sich ansahen - als ob sie verliebt seien -, machte Lina wütend und sie fühlte sich innerlich leer. »Mom?«, flüsterte sie.
    Sie wirkten überrascht - als ob sie nicht einmal bemerkt hätten, dass sie im Zimmer war - und ihre Missachtung machte sie noch wütender. Mom blinzelte und entzog Angel ihre Hand. »Hi, Baby«, sagte sie mit schläfriger Stimme. »Wir dachten, du seist schon im Bett. Du hättest nicht aufbleiben müssen.«
    Die Worte waren wie Pfeile. Sie trafen tief. Sie hatten nicht einmal an Lina gedacht. Sie hatten sie völlig vergessen. Sie lachte bitter. »Ja, richtig. Als ob ich schlafen könnte, wenn du nicht da bist.« Sie schleuderte ihrer Mutter die Worte entgegen und spürte eine winzige Erregung, als sie zusammenzuckte.
    Mom machte einen Schritt auf sie zu. Das Verstehen in ihren Augen machte den Schmerz nur schlimmer. »Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest, Liebes. Nichts kann unsere Gefühle für dich ändern.«
    Lina wusste, dass es eine Lüge war. Wenn ihre Mutter Angel liebte, würde das alles ändern, und plötzlich wollte sie nicht, dass sich etwas änderte. Sie wollte ihr altes Leben wiederhaben, wollte Francis draußen auf dieser alten Verandaschaukel haben, wollte, dass Mom im Rosengarten werkelte. Sie wollte nicht, dass dieser dunkelhaarige Fremde zwischen ihnen stand.
    Sie hatte das Gefühl, explodieren zu müssen, wusste aber nicht, warum. Es war, als ob all ihre Kleinmädchenträume zerbrechen würden. Sie starrte Angel an. »Du sagtest, du seist mein Freund.« Schmerz durchfuhr sie bei diesen Worten, erschütterte sie und machte sie wütend. Plötzlich wollte sie ihn verletzen, wollte sie beide ebenso verletzen, wie sie sie verletzten. »Du bist nicht mein Vater«, sagte sie mit kalter Stimme. »Du hast sein Herz, aber du bist nicht er.« Ihre Stimme brach und es machte sie wütend, dass sie diese Schwäche zeigte. »Du hast sein Herz nicht verdient.«
    »Lina!«, sagte Mom barsch.
    »Halt den Mund!«, zischte Lina.
    Angel schaute plötzlich finster drein und die Art, wie sein Gesicht sich veränderte, war erschreckend. Er warf seinen Mantel auf das Sofa und traf dabei den Lampenschirm. Die Kristalllampe zerschellte auf dem Boden. »Wag es ja nicht, so mit deiner Mutter zu reden, junge Dame.«
    Es brachte sie zum Lachen, dass er plötzlich versuchte, wie ihr Vater mit ihr zu reden. Aber er war nicht ihr Vater. Er war jetzt oben im Himmel und er hatte Lina nie so angesehen, hatte Lina niemals das Gefühl gegeben, in ihrem eigenen Haus eine Fremde zu sein. »Du bist nicht mein Vater.«
    »Lina«, sagte Mom, »das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Du weißt nicht, was mein Ernst ist. Du kennst mich gar nicht. Ich hasse dich ... ich hasse euch.« Sie hörte, dass sie sie anschrie, und sie wusste, dass es ein Fehler war, aber sie schien nicht aufhören zu können. Ärger und Schmerz zerrissen sie innerlich.
    »Geh auf dein Zimmer«, sagte Angel mit einer Stimme, die so gelassen und ruhig war, dass es Lina Schauer über das Rückgrat jagte. »Geh raus. Auf der Stelle.«
    Tränen erstickten sie, brannten in ihren Augen. Sie wirbelte herum, wandte sich äb von dieser Liebesszene, wie man sie auf Weihnachtskarten fand, und wankte blindlings über den Korridor, rannte zu der Geborgenheit ihres Zimmers. Aber als sie dort war, hatte sie überhaupt nicht mehr das Gefühl, dass es ihr Zimmer war. Es wirkte fremd und beengend. Sie öffnete das Fenster und kletterte hinaus.
    Sie riss ihr Fahrrad auf der Veranda an sich, schwang sich auf den harten Plastiksitz und fuhr schnell die Auffahrt hinunter, über den Bordstein und auf das Pflaster. Ärger trieb sie an, ließ sie in die Pedale treten, bis sie von dem Haus fortraste.
    Als sie die Ecke erreicht hatte, hatte es zu regnen

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