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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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machen? Warum wachte sie wütend auf und blieb den ganzen Tag über wütend? Manchmal wusste sie, warum sie verrückt war, aber viel häufiger nicht. Sie fand keinen Grund dafür. Sie war einfach nicht glücklich. An manchen Morgen fühlte sie sich dick, am nächsten Tag glaubte sie, dürr zu sein. Und die halbe Zeit hatte sie das Gefühl, völlig grundlos zu weinen.
    Sie wollte, dass alles so war, wie es einmal gewesen war. Sie wollte sich nicht die ganze Zeit so hässlich und verloren fühlen. Sie wollte irgendwohin gehören.
    Sie wusste, dass sie eine Enttäuschung für ihre perfekte Mutter war - Madelaine, das Wunderkind, das ihr Highschool-Diplom gemacht hatte, bevor sie fünfzehn war. Die heilige Madelaine, bei der jedes Haar korrekt saß, die während ihres Medizinstudiums eine Tochter allein großgezogen hatte, die nie die Beherrschung verlor oder weinte oder jemand um Hilfe bat.
    »Ich werde nie wieder stehlen, lieber Gott«, flüsterte sie gebrochen und presste die Augen zu, um eine neue Welle von Tränen zu unterdrücken.
    Plötzlich rappelte die Tür ihres Schlafraumes. Schlüssel rasselten im Schloss, klickten schnappend, und dann öffnete sich die Tür quietschend.
    »Hillyard, aufstehen.«
    Lina drehte sich zur Tür und sprang auf. Ihr Herz schlug, weil sie von plötzlicher Angst erfüllt war. »Wohin komme ich?«
    Die dicke, polyesterbekleidete Frau verzog keine Miene. »Sehe ich wie eine Reiseführerin aus?« Sie neigte ihren Kopf Richtung Korridor. »Beweg dich.«
    Lina riss sich zusammen und ging an der Frau vorbei. Langsam bewegte sie sich über den Gang, hielt den Blick gesenkt.
    Schließlich erreichten sie eine weitere verschlossene Tür. Die Frau drückte einen Knopf an der Gegensprechanlage und sagte mit lauter, dröhnender Stimme: »Hillyard!«
    Die Tür schwang auf.
    Lina zögerte eine Sekunde. Die Frau gab ihr einen Schubs und Lina stolperte vorwärts. Das erste Gesicht, das sie sah, war das von John Spencer. Das zweite das ihrer Mutter.
    Sie starrte ihre Mom an, sah die Traurigkeit in den Augen ihrer Mutter, die Enttäuschung, die ihre Lippen kräuselte, und spürte ein schmerzliches Gefühl von Schuld. Sie wollte einen Schritt vorwärts machen, sich in die Arme ihrer Mom werfen und von ihr umarmt, getröstet und gehalten werden, aber sie schien sich nicht bewegen zu können.
    »Lina«, sagte Mr Spencer, »deine Mutter ist bereit, dich nach Hause zu bringen - nachdem du dich bei dem Geschäftsführer von Savemore Drugs entschuldigt hast.« Er ließ ihren Rucksack auf den Tisch neben sich fallen. Er schlug dumpf auf.
    Lina schluckte schwer. »Okay.« Das Wort kam quiekend heraus.
    Spencer trat ganz nahe zu ihr. Sein Schatten fiel auf Linas Gesicht. »Du hast eine Stunde im Arrest verbracht, kleines Mädchen. Glaube mir, du wirst dort nicht mehr Zeit verbringen wollen.«
    Sie hatte solche Angst, dass sie nur nicken konnte.
    »Ich werde mit deiner Mom in Verbindung bleiben, und wenn du mehr Ärger machst...« Er ließ die Drohung im Raum stehen. »Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Ja, was?«, fragte er mit dröhnender Stimme.
    »J... ja, Sir.«
    »Gut.« Er wandte sich an Madelaine. »Ich erlaube Ihnen, das minderjährige Kind jetzt nach Hause zu bringen, Doktor Hillyard. Aber ich werde einmal wöchentlich anrufen. Ich nehme an, dass dies das letzte Vergehen ist, von dem ich höre.«
    Madelaine nickte. »Danke, Mr Spencer.«
    Darauf verließ Spencer den Raum und Lina war mit ihrer Mom allein. Sie standen eine Minute da und starrten einander an.
    Lina überlegte, was sie sagen sollte, wie sie es sagen sollte. »Es ... es tut mir Leid, Mom.«
    Eine unerträglich lange Zeit verging, bevor ihre Mutter antwortete. Sie wirkte verwirrt, ebenso erschreckt, wie Lina sich fühlte. »Es tut mir auch Leid.« Sie machte einen zögernden Schritt vorwärts, streckte eine kleine Hand aus.
    Es war nicht genug, nur diese Hand auszustrecken. Lina wollte von den Armen ihrer Mutter umschlungen sein, aber sie wusste nicht, wie sie darum bitten sollte, und sie hatte Angst, sich zum Narren zu machen.
    Madelaine hielt inne. Ihre Hand fiel langsam herab. »Ich denke, wir gehen besser nach Hause und sprechen mal ernst miteinander.«
    Lina starrte ihre Mutter an, fühlte sich ihr ferner denn je, noch einsamer. Die Tränen waren so nahe, dass sie ihren Kopf abwenden musste. Sie starrte mit brennenden Augen auf den Boden. »Ja, sicher. Was du willst.«
     
    Madelaine wusste, dass Lina Angst hatte,

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