Kristin Lavranstochter 1
Besitz ausgeschieden würden, bevor die Ehe mit Kristin Lavranstochter eingegangen worden sei. Zum Schluß erbot sich Erlend, die Hochzeit mit aller geziemenden Pracht bei sich auf Husaby auszurichten.
Lavrans ergriff das Wort und sagte:
„Dies ist ein schönes Angebot. Ich verstehe, daß es Eurem Verwandten sehr am Herzen liegt, mit mir einig zu werden. Ich ersehe dies auch daraus, daß er Euch, Herr Munan, dazu vermocht hat, zum zweitenmal in einer solchen Angelegenheit zu einem Manne wie mir zu kommen, der außerhalb dieses Tales keine große Geltung hat, und daß ein Herr wie Ihr, Herr Baard, die Beschwerden dieser Reise auf sich genommen hat, um Herrn Munan zu unterstützen. Nun aber will ich zu Erlends Angebot sagen, daß meine Tochter nicht dazu erzogen ist, selbst über Güter und Reichtümer zu verfügen, denn ich hatte stets im Sinne, sie einem solchen Manne zu geben, dem ich ruhig das Wohlergehen des Kindes in die Hände legen könnte. Nicht weiß ich, ob Kristin dazu taugt, mit solcher Macht ausgestattet zu werden, aber ich glaube kaum, daß sie sich dabei wohl fühlen wird. Sie ist milde und fügsamen Sinnes - und dies war einer der Gründe, die mir im Sinne lagen, als ich mich dieser Heirat widersetzte, nämlich, daß Erlend doch in vielen Stücken Unverstand bewiesen hat. Wäre sie eine gebieterische, derbe und eigenwillige Frau, dann stünde die Sache gleich ganz anders.“
Herr Munan brach in Gelächter aus und sagte:
„Lieber Lavrans, klagt Ihr darüber, daß das Mädchen zu wenig eigenwillig ist?“
Und Herr Baard sagte mit einem kleinen Lächeln:
„Es dünkt mich doch, Eure Tochter hätte bewiesen, daß es ihr nicht an Willen fehlt - zwei Jahre lang hat sie, Euch zum Trotz, an Erlend festgehalten.“
Lavrans sagte:
„Das weiß ich gut genug, trotzdem weiß ich, was ich sage. Schlimm ist es für sie selbst gewesen in der Zeit, in der sie mir getrotzt hat, und sie wird nicht lange froh sein mit einem Manne, außer er vermag über sie zu gebieten.“
„Das wäre doch zum Teufel“, sagte Herr Munan. „Da müßte Eure Tochter allen Frauen, die ich gekannt habe, sehr wenig gleichen, denn ich habe nicht eine einzige gesehen, die nicht am liebsten über sich selbst und auch noch über ihren Mann hätte gebieten wollen.“
Lavrans zuckte mit den Schultern und antwortete nicht.
Da sagte Baard Peterssohn:
„Ich kann mir denken, Lavrans Björgulvssohn, daß Eure Freude an dieser Heirat zwischen Eurer Tochter und meinem
Pflegesohn nicht größer geworden ist, seit es mit der Frau, die er bei sich gehabt hat, ein solches Ende nahm. Aber nun mögt Ihr wissen, es ist aufgekommen, daß dieses arme Weib sich von einem anderen Mann, Erlends Verwalter auf Husaby, hat verführen lassen. Erlend wußte darum, als er mit ihr durch das Tal fuhr, er hatte sich erboten, sie mit geziemender Mitgift auszustatten, wenn der andere sie heiraten wollte.“
„Seid Ihr dessen gewiß, daß es sich so verhält?“ fragte Lavrans. „Wenngleich ich nicht weiß, ob die Sache dadurch schöner wird. Hart muß es sein für eine Frau aus gutem Geschlecht, an der Hand des Herrn auf dem Hof einzuziehen und vom Knecht hinausgeleitet zu werden.“
Munan Baardssohn fiel ein:
„Ich verstehe, Lavrans Björgulvssohn, das, was Ihr hauptsächlich gegen meinen Verwandten einzuwenden habt, ist, daß er dieses Mißgeschick mit Sigurd Saksulvssohns Frau gehabt hat. Und es ist richtig, schön war das nicht. Aber ihr müßt bedenken, Mann, in Gottes Namen, da lebte der junge Bursche in einem Hause mit einem jungen und schönen Weib, und sie hatte einen alten, kalten, untauglichen Gemahl - und Nacht ist es dort oben ein halbes Jahr lang; mich dünkt, man konnte nicht viel anderes erwarten, es sei denn, Erlend wäre geradezu ein heiliger Mann gewesen. Es läßt sich nicht leugnen, Mönchsfleisch hat Erlend nie gehabt, aber ich glaube auch nicht, daß Eure junge schöne Tochter damit zufrieden wäre, wenn Ihr ihr einen Mönch zum Manne gäbet. - Es ist richtig, Erlend machte seine Sachen dumm und nachher noch schlimmer. Aber diese Geschichte muß doch einmal ein Ende nehmen - wir, seine Verwandten, haben uns bemüht, dem Jungen wieder auf die Beine zu helfen; die Frau ist tot, und Erlend hat nach besten Kräften für ihren Leib und ihre Seele gesorgt, der Bischof in Oslo selbst hat ihn von seiner Sünde erlöst, und nun ist er heimgekehrt, gereinigt durch das Heilige Blut in Schwerin - wollt Ihr strenger sein als der Bischof in Oslo
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