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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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daran gedacht, daß unsere Mutter an Aussatz gestorben ist.“
    „Ich aber muß in den Augen Gottes doch wohl wie eine Aussätzige dastehen“, sagte Kristin. Sie legte ihr Gesicht auf den Arm des Priesters, den sie umklammert hielt. „So von Sünden verseucht, wie ich bin.“
    „Meine Schwester“, sagte Gunnulv leise und legte seine andere Hand auf ihr Kopflinnen. „So sündig bist du nun doch wohl nicht, du junges Kind, daß du vergessen hast, wie Gott, so gut er den Körper eines Menschen vom Aussatz zu reinigen vermag, auch deine Seele von der Sünde reinigen kann.“
    „Ach, ich weiß nicht“, schluchzte sie, an seinen Arm geschmiegt. „Ich weiß nicht - ich bereue auch nicht, Gunnulv. Angst habe ich aber trotzdem. Angst hatte ich, als ich mit Erlend vor der Kirchentür stand und der Geistliche uns zusammengab, Angst hatte ich, als ich mit ihm zur Brautmesse ging - mit der Goldkrone auf dem offenen Haar, denn ich wagte nicht, zu meinem Vater von der Schande zu sprechen, mit allen meinen ungesühnten Sünden, ja ich wagte nicht, meinem Pfarrpriester die Wahrheit zu beichten. Aber während ich im Winter hier umherging und sah, wie ich mit jedem Tag häßlicher wurde - da hatte ich noch mehr Angst, denn Erlend war nicht so zu mir wie früher; ich dachte an jene Zeit, da er an den Abenden in meine Schlafkammer auf Skog kam ...“ „Kristin“, Gunnulv versuchte ihr Gesicht zu heben, „jetzt darfst du an so etwas nicht denken! Denke daran, daß Gott jetzt deinen Kummer und deine Reue sieht. Wende dich an die milde Jungfrau Maria, die sich über jeden Bekümmerten erbarmt.“
    „Begreifst du nicht - ich trieb einen anderen Menschen dazu, sich selbst das Leben zu nehmen.“
    „Kristin“, sagte der Priester streng. „Wagst du so hochmütig zu sein, daß du glaubst, das Maß deiner Sünden vermöchte Gottes Barmherzigkeit zu übertreffen ?“
    Immer wieder strich er über ihr Kopflinnen.
    „Erinnerst du dich nicht, meine Schwester, wie der Teufel Sankt Martein in Versuchung führen wollte? Der Feind fragte ob Sankt Martein gewißlich daran zu glauben wage, wenn er allen jenen Sündern, die ihm beichteten, Gottes Barmherzigkeit verspreche. Da antwortete der Bischof: ,Auch dir wage ich
    Gottes Verzeihung zu versprechen, in der gleichen Stunde, in der du darum bittest - wolltest du nur deinen Hochmut fahrenlassen und glauben, daß seine Liebe größer ist als dein Haß.“'
    Gunnulv fuhr fort, der weinenden Frau den Kopf zu streicheln. Unterdessen dachte er - so hat Erlend also gegen seine junge Braut gehandelt. Sein Mund wurde dabei weiß und hart.
    Audfinna Audunstochter kam als erste der Frauen. Sie fand die Wöchnerin drüben in der Kleinstube; Gunnulv saß bei ihr, und ein paar Mägde machten sich im Raum zu schaffen.
    Audfinna begrüßte den Priester ehrerbietig, aber Kristin stand auf und ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
    „Hab Dank, daß du gekommen bist, Audfinna - ich weiß, es ist nicht leicht für die Deinen daheim, dich zu entbehren.“
    Gunnulv hatte die Frau forschend betrachtet. Jetzt stand auch er auf.
    „Schön ist es von dir, daß du so rasch gekommen bist; es tut not, daß meines Bruders Frau jemand bei sich hat, an dem sie sich trösten kann - sie ist fremd hier in dieser Gegend, jung und unerfahren.“
    „Jesus! Sie ist so weiß wie ihr Kopflinnen“, flüsterte Audfinna. „Meint Ihr, Herr, daß ich es wagen darf, ihr einen kleinen Schlaftrunk zu geben - sie bedarf gewiß ein wenig der Ruhe, ehe es sie härter überkommt.“
    Still und eifrig machte sie sich zu schaffen, prüfte das Lager, das die Mägde auf dem Boden zurechtgemacht hatten, und bat sie, noch mehr Kissen und noch mehr Stroh zu bringen. Dann stellte sie kleine Steintöpfe mit Wurzeln darin ans Feuer. Danach machte sie sich daran, alle Bänder und Knoten an Kristins Gewand zu lösen, und zuletzt zog sie der Kranken die Nadeln aus dem Haar.
    „Niemals habe ich etwas so Schönes gesehen!“ sagte sie, als die ganze Flut der goldbraunen Seidenmähne um das weiße Gesicht herabrollte. Sie mußte lachen. „Es hat ihm wohl kaum Abbruch getan, weder an Fülle noch an Glanz, daß du es ein wenig länger offen getragen hast, als recht war.“
    Sie bettete Kristin sorgsam in die Kissen auf dem Boden und deckte sie zu.
    „Trink nun dieses hier, dann fühlst du die Wehen nicht so stark - versuche dazwischen immer ein wenig zu schlafen.“
    Gunnulv wollte jetzt gehen. Er kam heran und beugte sich über Kristin.
    „Du

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