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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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hier auf Husaby geboren sind, die anderen Kinder von Erlend?“
    „Nein“, erwiderte Gunnulv rasch. „Der Knabe ist bei Hunehals geboren und das Mädchen drinnen in Strind - auf einem Hof, den Erlend damals besaß. - Steht es so“, fragte er kurz darauf, „daß dich die Erinnerung an jene andere Frau, die früher hier mit Erlend gelebt hat, quält?“
    „Ja“, antwortete Kristin.
    „Du kannst Erlends Betragen in diesem Handel mit Eline nur schwer beurteilen“, sagte der Priester ernsthaft. „Es war nicht leicht für Erlend, sich zurechtzufinden - es war nie leicht für Erlend, zu wissen, was recht ist. Denn schon als wir noch kleine Kinder waren, verhielt es sich so, daß alles, was Erlend tat, von der Mutter gelobt und vom Vater getadelt wurde. Ja, er hat dir wohl so viel von unserer Mutter erzählt, daß du das alles weißt.“
    „Ich kann mich nicht erinnern, daß er öfter als zwei- oder dreimal von ihr gesprochen hat“, sagte Kristin. „Aber ich habe wohl begriffen, daß er sie liebhatte ...“
    Gunnulv sagte leise:
    „Nie hat es wohl solch eine Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn gegeben. Die Mutter war viel jünger als mein Vater. Da geschah dies mit Muhme Aashild - unser Oheim Baard starb, und es hieß ... Ja, du weißt es wohl? Vater glaubte das Schlimmste und sagte zu Mutter ... Erlend warf einmal mit dem Messer nach seinem Vater, er war noch nicht groß - er fuhr ihm mehr als einmal um der Mutter willen ins Gesicht, in der Zeit, in der er daheim aufwuchs.
    Als unsere Mutter krank wurde, trennte er sich von Eline Ormstochter. Der Mutter fielen offene Wunden ins Fleisch, und unser Vater sagte, es sei der Aussatz. Er schickte sie von daheim fort, wollte sie zwingen, in die Pfründe bei den Schwestern im Spital zu gehen. Da holte Erlend die Mutter und reiste mit ihr nach Oslo - sie waren auch bei Aashild, die eine gute Ärztin ist, und der französische Arzt des Königs sagte ebenfalls, daß es nicht Aussatz sei. Damals nahm König Haakon Erlend liebevoll auf und bat ihn, es mit dem Grab des heiligen Königs Erik Valdemarssohn, des Vaters der Mutter des Königs, zu versuchen. Dort hatten schon viele Heilung bei Hautkrankheiten gefunden.
    Erlend fuhr mit der Mutter nach Dänemark, aber sie starb südlich von Stad an Bord seines Schiffes. Als Erlend mit ihr heimkehrte - ja, du mußt bedenken, daß Vater sehr alt war und Erlend sein Leben lang ein ungehorsamer Sohn gewesen war; als Erlend mit Mutters Leiche nach Nidaros kam, hielt der Vater sich in unserem Hof in der Stadt auf. Er wollte Erlend nicht ins Haus lassen, ehe es sich gezeigt habe, ob der Sohn von der Seuche angesteckt sei oder nicht. Erlend nahm sein Pferd und ritt weg und rastete nicht eher, als bis er zu dem Hof kam, wo Eline mit seinem Sohn lebte. Seitdem hielt er fest an ihr, trotz allem, obwohl er selbst ihrer überdrüssig war, und so geschah es, daß er sie hierher nach Husaby brachte und daß er, als er Herr auf dem Hof wurde, alles in ihre Hände legte. Sie hatte ihn dadurch in der Gewalt, daß sie sagte, wenn er sie nach dieser Sache verlasse, sei er wert, selbst mit Aussatz geschlagen zu werden.
    Aber jetzt ist es wohl an der Zeit, daß die Frauen sich deiner annehmen, Kristin“, er blickte in das graue junge Gesicht hinab, das in Entsetzen und Qual erstarrt war. Aber als er zur Tür gehen wollte, schrie sie laut hinter ihm her:
    „Nein, nein, geh nicht von mir fort!“
    „Desto früher ist es vorüber“, tröstete der Priester, „wenn du schon so krank bist.“
    „Das ist es nicht!“ Sie umschloß hart seinen Arm. „Gunnulv!“ Ihn dünkte, er habe nie ein solches Entsetzen im Gesicht eines Menschen gesehen.
    „Kristin - du mußt doch bedenken, daß es für dich nicht schlimmer ist als für andere Frauen.“
    „Doch. Doch.“ Sie drückte ihr Gesicht gegen die Arme des Priesters. „Denn jetzt weiß ich, daß Eline und ihre Kinder hier sitzen sollten. Er hatte ihr Treue und Ehe versprochen, noch ehe ich seine Buhlerin wurde.“
    „Du weißt das?“ sagte Gunnulv ruhig. „Erlend verstand sich nicht besser darauf. Aber du begreifst doch, daß er dieses Versprechen nicht halten konnte - nie hätte der Erzbischof seine Einwilligung zu einer Ehe zwischen diesen beiden gegeben. Denke doch nicht so, als sollte deine Heirat nicht gelten. Du bist Erlends richtige Gemahlin.“
    „Oh, ich hatte alles Recht, auf Erden zu leben, verspielt, lange ehe ich dies wurde. Und obendrein war es noch schlimmer, als ich es

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