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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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gekommen ..Dann schwieg Simon.
    „Sie, Sigrid, hatte sich wohl darauf gefreut, mit Gjavvald verheiratet zu werden?“ fragte Kristin scheu und ängstlich.
    „Ja“, sagte Simon. „Und sie bekam einen Sohn von ihm - in diesem Frühjahr am Tage der Apostelmesse ..."
    „Ach, Simon!“
    Sigrid Andrestochter mit den braunen Locken rings um das kleine runde Gesicht. Wenn sie lachte, hatte sie tiefe Grübchen in den Wangen. Grübchen und kleine kindliche weiße Zähne -die hatte auch Simon. Kristin erinnerte sich, daß sie damals, als sie weniger sanft gegen ihren Verlobten gestimmt war, dies unmännlich gefunden hatte, besonders nachdem sie mit Erlend bekannt geworden war. Sie hatten viel Ähnlichkeit miteinander, Sigrid und Simon - aber an ihr war es nur schön, daß sie so rundlich war und soviel lachte. Damals war sie vierzehn Winter alt gewesen. Ein so frohes Lachen wie bei Sigrid hatte Kristin nie gehört. Simon pflegte die jüngste Schwester stets zu necken und ein wenig zu ärgern - Kristin hatte begriffen, daß er sie von seinen Geschwistern am liebsten mochte.
    „Du weißt, unser Vater hing am meisten an Sigrid“, sagte Simon. „Darum wollte er, daß sie und Gjavvald erst sehen sollten, ob sie einander gern hätten, ehe er diesen Handel mit Arne abschloß. Und das taten sie, mich dünkte, um einiges mehr, als gut war. Wenn sie sich trafen, konnten sie einander nicht nahe genug kommen - und sie scherzten und lachten beständig; das war im Sommer auf Dyfrin. Und sie waren so jung. Niemand jedoch hätte sich dieses erwarten können. Und die Astrid, du weißt, sie war schon verlobt, während du und ich... Na, sie hatte ja nichts dagegen, Torgrim war ja sehr reich und freundlich in seiner Weise - aber niemand und nichts ist ihm recht, und nun glaubt er, alle Krankheiten und Schäden zu haben, die uns Menschen überhaupt nur befallen können. Da waren wir nun alle miteinander froh, als Sigrid so zufrieden mit ihrer bevorstehenden Heirat war. Und als wir Gjavvald so auf den Hof brachten ... Halfrid, mein Weib, nahm Sigrid mit heim nach Mandvik. Und später kam es dann auf, daß Sigrid nicht allein nach Gjavvald zurückblieb.“
    Sie schwiegen eine Zeitlang. Dann sagte Kristin schließlich leise:
    „Das war keine Lustreise für dich, diese Sache, Simon.“
    „Ach nein.“ Dann lachte er ein wenig. „Aber ich bin jetzt schon bald daran gewöhnt, in unglückseligen Angelegenheiten zu reiten, Kristin. Und ich war wohl der nächste dazu - der Vater brachte es nicht über sich, und sie sind jetzt bei mir auf Mandvik, Sigrid und der Knabe. Aber er erhält jetzt seines Vaters Platz in der Sippe, und ich merkte es ihnen allen an, unwill-kommen wird er wohl nicht sein, der arme kleine Junge, wenn er nun dorthin gebracht wird.“
    „Und deine Schwester?“ fragte Kristin atemlos. „Wo soll sie bleiben?“
    Simon blickte zu Boden.
    „Unser Vater will sie jetzt daheim auf Dyfrin haben“, erwiderte er leise.
    „Simon! Wie kannst du das Herz dazu haben, in so etwas einzuwilligen!“
    „Du begreifst doch wohl“, antwortete er, ohne aufzublicken, „es bedeutet einen großen Vorteil für den Knaben, daß er so von Anfang an bereits in die Sippe seines Vaters kommt. Halfrid und ich, wir würden sie alle beide so gern bei uns haben. Keine Schwester hätte treuer und herzlicher gegen die andere sein können, als Halfrid gegen Sigrid war. Keiner von uns Verwandten ist hart gegen sie gewesen - das darfst du ja nicht glauben. Auch nicht der Vater - obwohl er seitdem ein gebrochener Mann ist. Aber kannst du es nicht begreifen - ungerecht wäre es, wenn einer von uns sich dem widersetzte, daß der unschuldige Knabe Erbe und Ebenbürtigkeit nach seinem Vater bekommt.“ Kristins Kind ließ die Brust los. Die Mutter zog rasch das Kleid zusammen und preßte den Kleinen bebend dicht an sich. Zufrieden stieß er ein paarmal auf, so daß die Milch ihm über den Mund und über die Hände der Mutter floß.
    Simon sah verstohlen zu den beiden hinüber und sagte mit einer Art Lächeln:
    „Du hattest mehr Glück, Kristin, als meine Schwester.“
    „Ja, dir kann es wohl nicht gerecht erscheinen“, erwiderte Kristin leise, „daß ich Frau heiße und mein Kind ehelich ist. Ich hätte es wohl verdient, mit einem vaterlosen Buhlenkind dazusitzen ..
    „Das wäre mir wohl als das Ärgste erschienen, was ich hätte erfahren können“, sagte Simon. „Ich gönne dir alles Gute, Kristin“, fügte er leiser hinzu. Gleich darauf erkundigte er

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