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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Händen.“
    „Das hier erinnert mich an die Zeit, da wir Knaben waren.“ Gunnulvs Stimme wurde seltsam weich und mild. „Ich habe so oft an sie gedacht in diesen Jahren, in denen ich von daheim weg war - an unsere Knabenzeit. Oft waren wir aufeinander böse, aber es dauerte nie lange, Erlend.“
    „Jetzt, Gunnulv“, sagte der andere traurig, „kann es nie mehr so werden wie damals, als wir Knaben waren.“
    „Nein“, antwortete der Priester still. „Das kann es wohl nicht..
    Sie standen lange schweigend da. Endlich sagte Gunnulv:
    „Ich reise jetzt ab, Erlend. Ich gehe hinunter zu Eiliv und nehme Abschied von ihm, dann reise ich ab. Ja, ich will hinaus zu dem Priester in Orkedal, ich werde nicht nach Nidaros gehen, während sie dort ist.“ Er lächelte.
    „Gunnulv! Ich meinte es nicht so - geh nicht so von mir fort!“
    Gunnulv stand da. Er holte ein paarmal heftig Atem, dann sagte er:
    „Du sollst eines über mich erfahren, Erlend - nachdem du nun weißt, daß ich dies alles über dich erfahren habe. - Setz dich!“
    Gunnulv setzte sich wie zuvor. Erlend streckte sich vor ihm aus, legte die Hand unter das Kinn und blickte in das seltsam starre und gespannte Gesicht des Bruders auf. Dann lächelte er leise.
    „Was ist es, Gunnulv - willst du mir beichten?“
    „Ja“, sagte der Bruder leise. Dann aber schwieg er wieder lange Zeit. Erlend sah, wie er einmal die Lippen bewegte und dann seine gefalteten Hände über den Knien zusammenpreßte.
    „Was ist es?“ Erlend mußte flüchtig lächeln. „Es wird doch wohl nicht so sein, daß - daß eine holde Frau dort unten in den südlichen Ländern ..
    „Nein“, sagte der Priester. Seine Stimme wurde seltsam rauh. „Es handelt nicht von Liebe. - Weißt du, Erlend, wie es zuging, daß ich zum Geistlichen bestimmt wurde?“
    „Ja. Als unsere Brüder gestorben waren und die daheim glaubten, sie würden auch uns beide verlieren ..
    „Nein“, sagte Gunnulv. „Munan hielten sie für gesund, und Gaute war überhaupt nicht von der Seuche erfaßt, er starb erst im Winter darauf. Du aber lagst da und warst dem Ersticken nahe, und da gelobte die Mutter, mich dem Dienst Sankt Olavs zu weihen, wenn er dein Leben retten wollte ..."
    „Wer hat dir das gesagt?“ fragte Erlend nach einer Weile. „Ingrid, meine Pflegemutter.“
    „Ja, ich selbst wäre ja wohl auch eine seltsame Gabe für Sankt Olav gewesen“, sagte Erlend und lachte ein wenig. „Mit mir wäre ihm nur schlecht gedient gewesen. - Aber du hast doch gesagt, Gunnulv, du seist sehr zufrieden damit, daß du von Kindesbeinen an zum Geistlichen berufen warst.“
    „Ja“, sagte der Priester. „Aber es war nicht immer so. Ich entsinne mich eines Tages, da du, begleitet von Munan Baardssohn, von Husaby wegrittest, um zu unserem Verwandten, dem König, zu fahren und ihm zur Hand zu sein. Dein Pferd tanzte unter dir, und deine neuen Waffen glänzten und schimmerten. Ich sollte nie Waffen tragen dürfen, ich... Schön warst du, Bruder - du warst erst sechzehn Winter alt, und es war schon Jahr und Tag darüber vergangen, seit ich bemerkt hatte, daß Frauen und Mädchen dich liebten.“
    „Diese Herrlichkeit währte kurz“, sagte Erlend. „Ich lernte, meine Nägel quer abzuschneiden, mit jedem zweiten Wort den Namen Jesu zu mißbrauchen und den Schaden, den ich mit dem Schwert angerichtet, mit dem Dolch zu flicken. Dann wurde ich nach dem Norden gesandt und begegnete ihr - und wurde mit Schande aus dem Königsgefolge gejagt, und unser Vater verschloß seine Türe vor mir.“
    „Und du verließest das Land mit einer schönen Frau“, sagte Gunnulv still wie zuvor. „Und wir erfuhren daheim, daß du Befehlshaber auf Graf Jacobs Burg geworden warst.“
    „Ja, das war nun nicht so großartig, wie es sich daheim anhörte“, meinte Erlend lächelnd.
    „Der Vater und du, ihr wart nicht gut Freund - mich achtete er nicht einmal so viel, um schlecht Freund mit mir zu sein. Die Mutter hatte mich gern, das weiß ich - aber wie wenig wert sie mir war im Vergleich zu dir, das merkte ich erst wirklich, als du außer Landes gefahren warst. Du, Bruder, warst der einzige, der mich richtig gern hatte. Und Gott weiß es, daß du mein liebster Freund auf Erden warst. Aber in der Zeit, da ich jung und unverständig war, da konnte es geschehen, daß ich dachte, du habest doch so ungleich viel mehr bekommen als ich. Jetzt habe ich es dir gesagt, Erlend!“
    Erlend lag da, das Gesicht ins Gras gedrückt.
    „Geh nicht weg,

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