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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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war.
    Mit der Zeit belebte sich der Weg. Dann und wann ritten Leute nach der einen oder anderen Richtung an ihr vorüber. Sie holte einen Bauernkarren mit Waren nach der Stadt ein - die schweren Scheibenräder rumpelten und polterten über Wurzeln und Steine, schrien und kreischten. Zwei Männer zerrten ein Stück Schlachtvieh hinter sich her. Sie betrachteten die junge Pilgerin ein wenig wegen ihrer Schönheit - im übrigen aber waren die Leute in diesen Gegenden an solche Wanderer gewöhnt. An einer Stelle, ein Stück vom Weg entfernt, zimmerten ein paar Leute an einem Haus; die riefen ihr zu, und ein alter Mann kam ihr nachgelaufen und bot ihr einen Schluck Bier an. Kristin neigte den Kopf, trank und dankte mit jenen Worten, die arme Leute sonst ihr zu sagen pflegten, wenn sie ihnen Almosen gab.
    Einige Zeit danach mußte sie wiederum rasten. Sie fand einen kleinen grünen Hügel am Weg; dort floß ein Bach. Kristin legte das Kind ins Gras; es erwachte und schrie laut, so daß sie eilig und zerstreut die ihr auferlegten Gebete zu Ende murmelte. Dann nahm sie Naakkve auf den Schoß und wickelte ihn aus. Er brauchte frische Windeln, sie hatte jedoch nicht viel zum Wechseln mitgenommen; da wusch sie die Tücher aus und legte sie zum Trocknen auf einige heiße Steine in der Sonne. Die Umschlagtücher hüllte sie nur lose um den Knaben. Es behagte ihm sehr, so daliegen und zappeln zu dürfen, während er am Busen seiner Mutter trank. Glücklich betrachtete Kristin seine feinen rosig weißen Gliedmaßen und drückte seine eine Hand zwischen ihre Brüste, während sie ihn stillte.
    Zwei Männer ritten in scharfem Trab vorbei. Kristin sah flüchtig auf - es waren ein vornehmer Mann und sein Knecht. Plötzlich jedoch hielt der Herr sein Pferd an, sprang aus dem Sattel und ging zu der Stelle zurück, wo sie saß. Es war Simon Andressohn.
    „Ja, vielleicht siehst du es nicht gern, daß ich dich begrüße?“ fragte er. Simon stand da, hielt sein Pferd am Zügel und blickte auf sie hinab. Er war in Reisekleidern: einem ärmellosen Lederwams und einem hellblauen Leinenkittel, trug eine kleine Seidenmütze auf dem Kopf und war ziemlich rot und verschwitzt im Gesicht. „Es war merkwürdig, dich zu erblicken - aber vielleicht hast du keine Lust, mit mir zu sprechen?“
    „Du kannst dir doch denken - wie lebst du, Simon?“
    Kristin zog die bloßen Füße unter das Kleid und wollte das
    Kind von der Brust nehmen. Aber der Knabe schrie, fuhr suchend mit dem Munde herum, so daß sie ihn wieder anlegen mußte. Sie zog den Kittel über der Brust zusammen, so gut sie konnte, saß da und blickte nieder.
    „Gehört es dir?“ fragte Simon und deutete auf das Kind. „Ja, das war dumm gefragt“, lachte er. „Es ist wohl ein Sohn? Er hat immer Glück, Erlend Nikulaussohn!“ Simon hatte sein Pferd an einen Baum gebunden, jetzt setzte er sich, ein wenig von Kristin entfernt, auf einen Stein. Er nahm sein Schwert zwischen die Knie, hielt die Hände um den Knauf und lockerte mit der Scheidenspitze die Erde auf.
    „Das ist eine Überraschung, dir hier im Norden zu begegnen, Simon“, meinte Kristin, um etwas zu sagen.
    „Ja“, erwiderte Simon. „Früher hatte ich ja auch in diesem Teil des Landes nichts zu tun.“
    Kristin erinnerte sich, gehört zu haben - bei ihrem Begrüßungsfest auf Husaby -, daß der jüngste Sohn von Arne Gjavvaldssohn auf Ranheim Andres Darres jüngste Tochter bekommen sollte; nun fragte sie, ob er dort gewesen sei.
    „Du weißt davon?“ fragte Simon. „Ach ja, man hat wohl auch hier in den Gemeinden schon davon erfahren.“
    „Dann ist es also wahr“, sagte Kristin, „daß Gjavvald Sigrid bekommen soll?“
    Simon blickte jäh auf, preßte die Lippen zusammen.
    „Ich merke, daß du doch nicht alles weißt.“
    „Ich bin den ganzen Winter nicht über den Hofplatz von Husaby hinausgekommen“, sagte Kristin. „Und wenige Leute habe ich gesehen. Ich hörte, daß von dieser Heirat die Rede war.“
    „Ja, du kannst es ebensogern aus meinem Munde erfahren -man wird es wohl auch hier bald wissen.“ Er saß eine Weile da. „Gjavvald starb drei Tage vor der Winternacht (14. Oktober) - er stürzte mit dem Pferd und brach sich das Rückgrat. Erinnerst du dich, kurz ehe man nach Dyfrin kommt, dort, wo der Weg östlich vom Fluß führt und wo er jäh und steil abfällt - ach nein, das weißt du wohl nicht. Wir waren auf dem Weg zu ihrem Verspruchsbier; Arne und seine Söhne waren mit dem Schiff nach Oslo

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