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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Vaage gewesen. Dagegen kam Sira Eirik wie früher nach Jör-undhof; er traf dabei oft mit Frau Aashild zusammen, und sie waren gute Freunde. Dies sahen die Leute als einen schönen Zug des Priesters an, da er doch selbst ein sehr tüchtiger Arzt war. Hierin lag wohl auch einer der Gründe, weshalb die Bewohner der großen Höfe nicht Frau Aashilds Rat gesucht hatten, jedenfalls nicht offenkundig, da sie den Priester für tüchtig genug erachteten und es nicht leicht für sie zu wissen war, wie sie sich gegen zwei Menschen wie Aashild und Björn verhalten sollten, die gewissermaßen aus ihrem Kreis ausgestoßen waren. Sira Eirik sagte denn auch selbst, was ihn angehe, so tue einer dem anderen nicht weh, und was ihre Zauberei betreffe, so sei er nicht ihr Pfarrherr; es könne wohl sein, daß Frau Aashild etwas mehr wisse, als für ihr Seelenheil gut sei - jedoch dürfe man nicht vergessen, daß unwissende Menschen gerne von Zauberei sprächen, sobald eine Frau klüger sei als der gemeine Haufe. Frau Aashild ihrerseits lobte den Priester sehr und besuchte fleißig die Kirche, wenn es sich so traf, daß sie an einem Feiertag auf Jörundhof war.
    In diesem Jahr gab es ein trauriges Weihnachten. Ulvhild konnte noch nicht auf den Füßen stehen. Und außerdem bekam man von den Leuten auf Sundbu nichts zu hören und nichts zu sehen. Kristin merkte, daß man in der Gemeinde darüber sprach und daß es sich der Vater zu Herzen nahm. Aber die Mutter blieb gleichgültig, und Kristin fand dies häßlich von ihr.
    Eines Abends aber, gegen Ende der Feiertage, kam Sira Sigurd, Trond Gjeslings Hauspriester, im Großschlitten angefahren, und sein vornehmstes Anliegen war, sie alle nach Sundbu einzuladen.
    Sira Sigurd war in den Gemeinden ringsumher wenig beliebt, denn er war es, der eigentlich Tronds Besitztümer verwaltete -oder jedenfalls gab man ihm die Schuld, wenn Trond mit Härte und Unrecht verfuhr, und es war nicht zu leugnen, daß Trond seine Bauern ein wenig plagte. Sein Priester war ungeheuer geschickt im Schreiben und Rechnen, gesetzeskundig und ein tüchtiger Arzt - wenn auch nicht so tüchtig, wie er selbst glaubte. Seinem Gebaren nach aber hätte ihn niemand für einen sehr klugen Mann gehalten; er sagte oft törichte Dinge. Ragnfrid und Lavrans hatten ihn nie gemocht, aber die Leute auf Sundbu schätzten, wie es begreiflich war, ihren Priester sehr, und sie sowohl als er waren sehr gekränkt, weil man ihn nicht zu Ulvhild geholt hatte.
    Und nun sollte es sich so unglücklich treffen, daß bei Sira Sigurds Ankunft auf Jörundhof Frau Aashild und Herr Björn schon da waren, außerdem Sira Eirik, Gyrd und Inga von Finsbrekken, Arnes Eltern, der alte Jon vom Loptshof und ein Prädikantenbruder von Hamar, Bruder Aasgaut.
    Während Ragnfrid die Tische für die Gäste von neuem decken ließ und Lavrans die Briefschaften durchsah, die der Priester gebracht hatte, wollte dieser Ulvhild sehen. Sie war schon für die Nacht zur Ruhe gelegt worden und schlief, aber Sira Sigurd weckte sie, befühlte ihren Rücken und ihre Glieder und fragte sie aus, ziemlich freundlich zuerst, dann aber ungeduldig, denn sie zeigte Angst - Sigurd war ein kleiner Mann, fast ein Zwerg, hatte aber ein großes rotflammendes Gesicht. Als er sie herausheben und auf den Boden stellen wollte, um ihre Füße zu erproben, hub sie an zu schreien. Da stand Frau Aashild auf, trat zum Bett hin und deckte Ulvhild mit dem Fell zu, während sie sagte, das Kind sei so schläfrig, daß es jetzt nicht auf dem Boden stehen könnte, auch wenn seine Füße gesund wären.
    Der Priester fiel ihr heftig ins Wort, auch ihn sähe man für einen tüchtigen Arzt an. Aber Frau Aashild nahm ihn bei der Hand, führte ihn zum Hochsitz und fing an, mit ihm darüber zu reden, was sie mit Ulvhild getan habe, während sie ihn bei allem und jedem um seine Meinung fragte. Da wurde er etwas sanfter und aß und trank von Ragnfrids guten Sachen.
    Aber als das Bier und der Wein ihm in den Kopf zu steigen begannen, geriet Sira Sigurd wieder in schlechte Laune, wurde streitlustig und hitzig; er wußte ganz genau, daß keiner in der Stube ihn leiden konnte. Zuerst wandte er sich an Gyrd, der war Bevollmächtigter des Bischofs von Hamar für Vaage und Sil, und es hatte verschiedene Streitigkeiten zwischen dem Bischofssitz und Trond Ivarssohn gegeben. Gyrd sagte nicht viel, aber Inga war eine hitzige Frau, und dann mischte sich noch Bruder Aasgaut in das Gespräch und sagte:
    „Du solltest nicht

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