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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Herr König, versuchen, in diesem Punkt mit Erlend Nikulaussohn einig zu werden. Ihr müßt ihm das freie Geleit, das Ihr ihm versprochen habt, gewähren und ihm eine Unterredung vergönnen.“
    „Ja, er ist mein Verwandter und Euer Verwandter, und Herr Ivar überredete mich dazu, ihm freies Geleit zu versprechen -aber er hielt seine Eide nicht, und er entsann sich auch nicht der Verwandtschaft zwischen uns“, König Magnus lachte ein wenig und legte wiederum die Hand auf Erlings Arm. „Meine Verwandten, liebe Freunde, scheinen nach jenem Sprichwort zu leben, das wir hierzulande haben und das lautet: Der Bruder ist des Bruders ärgster Feind. Nun bin ich durchaus willig, meinem Verwandten Erlend von Husaby um Gottes und Unserer Lieben Frau willen und um meiner jungfräulichen Verlobten willen Gnade zu erweisen, ihm Leben und Güter zu schenken und den Bann aufzuheben, wenn er sich mit mir aussöhnen will, ferner ihm reichlich Frist zu geben, aus meinen Landen zu kommen, wenn er zu seinem neuen Herrn, Herzog Haakon, fahren will. Die gleiche Gnade will ich jedem Manne erweisen, der mit ihm verbündet war - aber ich will wissen, wer es ist und welche von meinen Männern hier im ganzen Lande mir falsch gedient haben. Was sagt Ihr, Simon Andressohn -ich weiß, daß Euer Vater eine treue Stütze meines Muttervaters war, Ihr selbst habt König Haakon mit Ehren gedient -, meint Ihr nicht, daß ich ein Recht habe, in dieser Sache nachzuforschen?“
    „Ich meine, Herr und König“, Simon trat vor und grüßte wiederum, „solange Euer Gnaden nach dem Gesetz und dem Brauch dieses Landes mit Milde regieren, werdet Ihr wohl niemals erfahren, wer diese Männer waren, die zu Ungesetzlichkeit und Königsverrat überzugehen gedacht haben. Denn in derselben Stunde, da das Volk sieht, daß Euer Gnaden Recht und Brauch so halten wollen, wie es Euere Vorfahren eingesetzt haben, wird gewiß kein Mann in diesem Lande daran denken, den Frieden aufs Spiel zu setzen. Sondern sie werden schweigen und weit eher denken - was eine Zeitlang vielleicht schwer glaubhaft zu sein schien -, daß Ihr, Herr, trotz Euerer Jugend, zwei große Königreiche mit Weisheit und Kraft zu lenken vermöget."
    „So ist es, Herr und König“, fiel Erling Vidkunssohn ein, „kein Mann in diesem Lande hat daran gedacht, Euch den Gehorsam zu verweigern in Dingen, die Ihr mit Rechten gebietet ..."
    „Nicht? Ihr meint also, Erlend habe nicht auf Umsturz und Landesverrat gesonnen - wenn wir die Sache näher betrachten?“ Einen Augenblick schien Herr Erling die Antwort schuldig bleiben zu müssen, da ergriff Simon das Wort:
    „Ihr, Herr, seid unser König - von Euch erwartet jeder Mann, daß Ihr Ungesetzliches mit dem Gesetz züchtigt. Folgt Ihr jedoch derselben Spur, die Erlend Nikulaussohn vorangegangen ist, dann könnte es geschehen, daß jene hervortreten und ihre Namen nennen, die zu erfahren Ihr jetzt so hart drängt, oder andere Männer, die vielleicht anfangen, darüber nachzudenken, wie denn diese Sache zusammenhing - denn es wird viel darüber geredet werden, wenn Euer Gnaden so Vorgehen, wie Ihr zu tun gedroht habt, gegen einen so bekannten und hochgeborenen Mann wie Erlend Nikulaussohn.“
    „Was meint Ihr, Simon Andressohn?“ sagte der König scharf. Er wurde gleichzeitig rot.
    „Simon meint“, fiel Bjarne Erlingssohn ein, „daß es sich für Euer Gnaden schlecht lohnen dürfte, wenn das Volk anfinge zu fragen, weshalb Erlend nicht der gleiche Schutz der Mannesehre gewährt wurde, wie er jedermann zusteht, ausgenommen Dieben und Schurken. Es könnte ihnen da einfallen, an die anderen Tochtersöhne König Haakons zu denken ...“
    Erling Vidkunssohn wandte sich heftig seinem Sohne zu, er sah zornig aus - aber der König fragte trocken:
    „Zählt Ihr Königsverräter nicht zu den Schurken?“
    „Niemand wird so genannt, wenn ihm sein Plan gelingt, Herr“, erwiderte Bjarne. Einen Augenblick standen sie alle verstummt. Dann begann Erling Vidkunssohn:
    „Wie man auch Erlend nennen mag, Herr, so geziemt es sich für Euch nicht, um seinetwillen das Gesetz umzustoßen.“ „Dann muß das Gesetz an dieser Stelle geändert werden“, sagte der König heftig, „wenn es sich wirklich so verhält, daß ich nicht die Macht habe, mir Kenntnis darüber zu verschaffen, wie das Volk mir die Treue zu halten gedenkt...“
    „Dennoch könnt Ihr nicht nach dem veränderten Gesetz handeln, ehe es verändert ist, außer Ihr verübt Gewalt an dem Volk, und diesem

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