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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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fällt es von alters her schwer, sich an Gewalttaten seiner Könige zu gewöhnen“, sagte Herr Erling schroff.
    „Ich habe ja doch eine Stütze an meiner Ritterschaft und jenen Männern, die mir Treue geschworen haben“, antwortete Magnus Eirikssohn mit einem jungenhaften Lachen. „Was sagt Ihr, Simon?“
    „Ich sage, Herr, es dürfte sich zeigen, daß dies keine so sichere Stütze ist - nach dem Streich der Ritterschaft und des Adels gegen ihre Könige in Dänemark und Schweden zu urteilen, als die Allgemeinheit keine Macht besaß, die Königsgewalt gegen sie aufrechtzuerhalten. Wenn Ihr aber, Euer Gnaden, auf solche Dinge sinnt, dann will ich Euch bitten, mich von Euren Diensten zu entlassen, denn dann will ich lieber unter dem Bauernhaufen gefunden werden.“
    Simon hatte ruhig und besonnen gesprochen, und es hatte zuerst den Anschein, als verstünde der König seine Meinung nicht. Dann lachte er.
    „Droht Ihr, Simon Andressohn? - Wollt Ihr mir Eueren Handschuh zuwerfen?“
    „Damit wird es so, wie Ihr es wünscht, Herr“, sagte Simon ebenso ruhig, aber er nahm seine Handschuhe aus dem Gürtel und behielt sie in der Hand. Da beugte der junge Bjarne sich vor und umfaßte sie.
    „Da kauft Ihr keine geziemlichen Hochzeitshandschuhe, Euer Gnaden.“ Er hielt die dicken, abgenutzten Reithandschuhe in die Höhe und lachte. „Wird es ruchbar, Herr, daß Euch nach solchen der Sinn steht, dann könnten Euch leicht allzu viele angeboten werden - zu billigem Preis!“
    Erling Vidkunssohn stieß einen Ruf aus. Mit einer heftigen
    Bewegung schien er den jungen König nach der einen, die drei Männer nach der anderen Seite zu fegen, er schob sie zur Türe.
    „Ich will allein mit dem König sprechen.“
    „Nein, nein, ich will mit Bjarne reden“, rief der König und lief ihnen nach.
    Aber Herr Erling puffte seinen Sohn mit den anderen hinaus.
    Eine Zeitlang trieben sie sich im Burghof und draußen auf dem Berg umher - keiner von ihnen sagte etwas. Stig Haakonssohn sah nachdenklich aus, hielt jedoch den Mund, wie er es die ganze Zeit getan hatte; Bjarne Erlingssohn lächelte nur immer leise und heimlich vor sich hin. Nach einiger Zeit kam Herrn Erlings Waffenträger heraus und bat im Namen seines Herrn, sie möchten in der Herberge warten - ihre Pferde stünden im Burghof.
    Dann saßen sie in der Herberge. Sie vermieden es, über das Geschehene zu sprechen - schließlich gerieten sie in eine Unterhaltung über ihre Pferde, Hunde und Falken. Es endete damit, daß gegen Abend Stig und Simon beieinandersaßen und Weibergeschichten erzählten - Stig Haakonssohn hatte stets einen großen Vorrat von solchen Geschichten, Simon aber erging es so, daß Stig die meisten, deren sich Simon entsann, gerade zu berichten anfing, und entweder waren sie Stig selbst widerfahren oder hatten sich kürzlich irgendwo in der Nähe von Mandvik zugetragen, selbst wenn Simon sich erinnerte, diese Geschichten in seiner Jugend von den Knechten daheim auf Dyfrin gehört zu haben.
    Aber er wieherte und lachte mit Stig um die Wette. Von Zeit zu Zeit war es ihm, als schwanke die Bank, auf der er saß - er fürchtete sich vor etwas, wagte jedoch nicht, auszudenken, was es war. Bjarne Erlingssohn lachte still, trank Wein und nagte an Äpfeln, zupfte an der Kapuze und erzählte dazwischen kurze Geschichten - diese waren die allerschlimmsten, aber sie waren so voller Hinterlist, daß Stig sie nicht verstand. Er habe sie von einem Priester in Björgvin gehört, sagte Bjarne.
    Endlich kam Herr Erling. Der Sohn ging ihm entgegen, um ihm den Umhang abzunehmen. Zürnend drehte Erling sich dem Jungen zu.
    „Du!“ Er warf Bjarne den Umhang zu - dann flog über des Vaters Gesicht der Schimmer eines Lächelns, das er nicht zugeben wollte. Er wandte sich an Simon.
    „Ja, nun mögt Ihr zufrieden sein, Simon Andressohn, nun könnt Ihr gewiß ruhig darauf vertrauen, daß der Tag nicht mehr ferne ist, an dem Ihr in Frieden und Ruhe zusammen auf Euren Nachbarhöfen sitzen werdet - Ihr und Erlend - und sein Weib und alle deren Söhne.“
    Simon war um einen Schatten bleicher, als er aufstand und Herrn Erling dankte. - Er wußte, welche Furcht es gewesen war, der er nicht in die Augen zu blicken gewagt hatte. Aber da war nun nicht mehr zu helfen.
    Ungefähr vierzehn Tage später wurde Erlend Nikulaussohn frei. Simon ritt mit seinen beiden Knechten und Ulv Haldorssohn nach Akersnes hinaus und holte ihn ab.
    Die Bäume waren schon fast kahl, denn es war die Woche

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