Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
Vom Netzwerk:
Ingebjörg gedankenvoll. „Doch dich braucht dies ja nicht zu kümmern - du sollst ja Simon Darre haben. Aber schön ist er, Erlend Nikulaussohn ..
    Das Gefolge von Nonneseter sollte am selben Tage nach der Vesper aufbrechen. Kristin hatte Erlend versprochen, an den Steinwall zu kommen, wo sie in der Nacht gesessen hatten, wenn es ihr möglich sein würde.
    Er lag auf dem Bauch im Gras, den Kopf in den Händen. Sobald er sie sah, sprang er auf und reichte ihr beide Hände, als sie herabhüpfen wollte.
    Sie nahm sie, und eine Weile standen sie da, Hand in Hand. Da sagte Kristin:
    „Warum erzähltest du mir das von Herrn Björn und Frau Aashild gestern?“
    „Ich kann es dir ansehen, daß du es weißt“, erwiderte Erlend und ließ plötzlich ihre Hände los. „Was denkst du jetzt von mir, Kristin?
    Ich war damals achtzehn Jahre“, sagte er heftig, „es sind zehn Jahre her, seit der König, mein Verwandter, mich auf die Fahrt nach Vargöy-Haus sandte, und da blieben wir den Winter über auf Steigen - sie war mit dem Lagmann, Sigurd Saksulvssohn, verheiratet. Es dünkte mich schade um sie, denn er war alt und unglaublich häßlich; ich weiß nicht, wie es sich zutrug - ja, ich hatte sie wohl auch lieb. Ich bot Sigurd an, als Buße zu verlangen, was er wolle, ich hätte gerne recht gegen ihn gehandelt - er ist in vieler Beziehung ein tüchtiger Mann -, aber er wollte, daß es nach dem Gesetz gehe, er brachte die Sache vor das Thing, ich sollte gebrandmarkt werden wegen Hurerei mit der Frau jenes Hauses, dessen Gast ich gewesen war, verstehst du ...
    So kam es meinem Vater zu Ohren, und so kam es König Haakon zu Ohren; er - er jagte mich aus seinem Hof hinaus. Und wenn du alles wissen mußt - es ist jetzt nichts mehr zwischen Eline und mir als die Kinder, und sie macht sich nicht viel aus ihnen. Sie sind im Östertal auf meinem Hof, den ich dort besaß, ich habe ihn Orm, dem Jungen, gegeben - aber sie will nicht bei ihnen sein. Sie erwartet wohl, daß Sigurd nicht ewig leben kann - ich weiß nicht, was sie will.
    Sigurd nahm sie wieder zu sich - aber sie sagt, man habe sie wie einen Hund und wie eine Sklavin in seinem Hofe gehalten; da bestellte sie mich nach Nidaros zu einer Zusammenkunft. Mir ging es nicht viel besser auf Husaby bei meinem Vater. Ich verkaufte alles, über das ich verfügen durfte, und floh mit ihr nach Halland - Graf Jacob war mir ein guter Freund. -
    Konnte ich anders handeln? Sie erwartete ein Kind von mir. Ich dachte, so viele Männer, die so mit der Frau eines anderen zusammen gelebt haben, sind glimpflich davongekommen -wenn man reich ist, dann... Doch König Haakons Art ist es, am strengsten gegen die Seinen zu sein. Wir waren ein Jahr lang voneinander getrennt, aber da starb mein Vater, und sie kehrte zurück. Dann kamen noch andere Dinge dazu. Meine Bauern weigerten sich, den Landeszins zu zahlen oder mit meinen Vertrauensmännern zu verhandeln, weil ich im Bann war - ich setzte hart auf hart, und so wurde ich des Raubes angeklagt, aber ich hatte nicht einmal Geld, mein Gesinde zu entlohnen; du magst mir glauben, ich war zu jung, um in diesen Schwierigkeiten verständig zu handeln, und meine Verwandten wollten mir nicht helfen - außer Munan, der mir so viel half, wie er um seiner Frau willen wagte.
    Ja, nun weißt du es, Kristin, daß ich viel zugesetzt habe, sowohl an Gütern als auch an meiner Ehre. Besser gedient wäre dir freilich, wenn du an Simon Andressohn festhieltest.“ Kristin legte die Arme um seinen Hals.
    „Wir wollen an dem festhalten, was wir heute nacht einander geschworen haben, Erlend - wenn du so denkst wie ich.“ Erlend zog sie an sich, küßte sie und sprach:
    „Darauf magst du nun auch vertrauen, daß sich alles anders gestalten soll - jetzt hat niemand in der Welt Macht über mich außer dir. Oh, ich dachte so vieles heute nacht, als du in meinem Schoße schliefst, du Holde. So viel vermag kein Teufel über einen Mann, daß ich dir Kummer oder Sorgen bereiten könnte, du mein teuerstes Leben.“

4
    Zu jener Zeit, als Lavrans Björgulvssohn auf Skog wohnte, hatte er der Kirche von Gerdarud für Seelenmessen am Todestag seiner Eltern Ländereien verliehen. Björgulv Ketilssohns Jahrestag war der dreizehnte August, und Lavrans hatte mit seinem Bruder verabredet, daß er dieses Jahr Kristin zu sich holen solle, damit sie der Messe beiwohnen könne.
    Sie fürchtete, es könnte etwas dazwischenkommen, so daß der Oheim sein Versprechen nicht halten würde - sie

Weitere Kostenlose Bücher