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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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dänische Königin, des Sommers Zeit, da Ihr in Schweden wurdet für Dänemark gefreit?
    Man führte Euch aus Schweden nach Dänemark herein, mit Tränen auf der Wangen, mit der goldnen Krone Schein.
    Mit Tränen auf der Wangen,
    mit der goldenen Krone Schein. Wißt Ihr noch, dänische Königin, Ihr wart erst mein!“
    Die Geigen sangen wieder mit, die Tanzenden summten die neugelernte Weise und stimmten in den Endreim ein:
    „Und seid Ihr, Ivar Herr Jonssohn, mein eigner Knecht und Mann, da sollt Ihr morgen hangen am Galgen dran!
    Das aber war Ivar Herr Jonssohn, er war nicht feig, er sprang in das goldne Boot im Eisenkleid.
    Gott geb Euch, dänische Königin, so manche gute Nacht, wie der Himmel Euch zu Häupten mit Sternen ist bedacht.
    Gott geb Euch, Dänenkönig, so manches böse Jahr, wie die Linde trägt an Laub
    und die Hindin trägt an Haar.
    Kennet Ihr Ivar Herrn Jonssohn ?“
    Es war tief in der Nacht, und die Feuer waren nur noch Gluthaufen, die immer schwärzer und schwärzer wurden.
    Kristin und Erlend standen Hand in Hand unter den Bäumen am Gartenzaun. Hinter ihnen war der Lärm des Trinkgelages verklungen; einige junge Burschen sprangen trällernd um die Gluthaufen herum, aber die Spielmänner waren schlafen gegangen, und die meisten Leute hatten sich entfernt. Einzelne Frauen gingen umher und suchten nach ihren Männern, die das Bier irgendwo überwältigt hatte.
    „Wo habe ich wohl meinen Umhang hingelegt?“ flüsterte Kristin. Erlend legte seinen Arm um ihre Mitte und schlang seinen Mantel um sie beide. Dicht aneinandergeschmiegt gingen sie in den Wurzgarten.
    Eine Erinnerung an den heißen Kräuterduft des Tages, aber gedämpft und feucht von der Kühle des Taues, schlug ihnen dort entgegen. Die Nacht war sehr dunkel, der Himmel über den Baumwipfeln von grauen Wolken bedeckt. Sie hörten, daß noch andere Leute im Garten waren. Erlend drückte das Mädchen einmal an sich und fragte flüsternd:
    „Hast du nicht Angst, Kristin?“
    Einen flüchtigen Augenblick lang gedachte sie der Welt außerhalb dieser Nacht - dachte, daß dies Wahnsinn sei. Aber sie war so wunderbar kraftlos. Sie schmiegte sich nur dichter an den Mann und flüsterte undeutlich - sie wußte selbst nicht, was.
    Sie kamen an das Ende des Weges; dort war ein Steinwal! gegen den Wald zu. Erlend half ihr hinauf. Als sie auf der anderen Seite hinunterspringen sollte, fing er sie auf und hielt sie ein wenig in seinen Armen, bevor er sie zur Erde niederließ.
    Sie stand mit emporgewandtem Gesicht und nahm seinen Kuß entgegen. Er hielt die Hände um ihre Schläfen gelegt -es dünkte sie so schön, zu fühlen, wie seine Finger sich in ihr Haar vergruben, es dünkte sie, sie müsse ihm wiederum etwas Liebes tun, und so faßte sie seinen Kopf und versuchte Erlend zu küssen, so wie er sie geküßt hatte.
    Als er ihr die Hände auf den Busen legte und sie über ihre Brüste hinausgleiten ließ, war es ihr, als lege er ihr Herz bloß und nähme es; er teilte die Falten des Seidenhemdes ganz wenig und küßte sie dort - es durchdrang sie heiß bis in die Herzwurzeln.
    „Dich könnte ich niemals kränken“, flüsterte Erlend. „Du dürftest niemals um meinetwillen eine Träne weinen. Nie hätte ich geglaubt, daß ein Mädchen so gut sein könnte, wie du es bist, meine Kristin.“
    Er zog sie ins Gras herab unter die Büsche; sie saßen mit dem Rücken an den Steinwall gelehnt. Kristin sagte nichts, wenn er aber aufhörte, sie zu liebkosen, streckte sie die Hand aus und berührte sein Gesicht.
    Nach einer Weile fragte Erlend: „Bist du nicht müde, du Liebe?“ Und als Kristin sich an seine Brust schmiegte, schlang er die Arme um sie und flüsterte: „Schlaf, schlaf du, Kristin, hier bei mir.“
    Sie glitt tiefer und tiefer hinein in Dunkel und Wärme und Glück an seiner Brust.
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie ausgestreckt im Grase, die Wange auf seinem Schoße, auf der braunen Seide seines Gewandes. Erlend saß wie zuvor mit dem Rücken gegen den Steinwall, sein Gesicht war grau im Morgengrauen, aber seine weitgeöffneten Augen waren so seltsam klar und schön. Sie sah, daß er seinen Mantel ganz um sie geschlungen hatte; ihre Füße waren im Pelzfutter so herrlich warm.
    „Nun hast du in meinem Schoß geschlafen“, sagte er und lächelte schwach. „Gott lohne es dir, Kristin - du schliefst so ruhig wie das Kind in Mutters Arm.“
    „Habt Ihr nicht geschlafen, Herr Erlend?“ fragte Kristin. Aber er lächelte ihr in die eben

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