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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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glaubte bemerkt zu haben, daß Aasmund sie nicht besonders gern mochte. Aber am Tage bevor die Messe stattfinden sollte, kam Aas-mund Björgulvssohn zum Kloster und holte seine Brudertochter ab. Kristin erhielt Bescheid, sich in weltliche Tracht zu kleiden, jedoch dunkel und einfach. Die Leute hatten sich darüber aufgehalten, daß die Schwestern von Nonneseter sich allzuoft außerhalb des Klosters sehen ließen; deshalb hatte der Bischof befohlen, daß die Zöglinge, die nicht zu Nonnen geweiht werden sollten, nichts tragen dürften, was der Ordenstracht zu ähnlich wäre, wenn sie bei ihren Verwandten zu Gast weilten - damit die Gemeinde sie nicht mit den angelobten oder geweihten Nonnen verwechseln sollte.
    Kristin war seelenfroh, als sie mit ihrem Oheim auf der Landstraße dahinritt, und Aasmund wurde munterer und freundlicher gegen sie, als er merkte, daß das Mädchen auch selbst den Mund öffnen konnte. Im übrigen war Aasmund ziemlich bedrückt; er sagte, es sähe ganz so aus, als käme es noch in diesem Herbst zum Krieg und als würde der König mit seinem Heer nach Schweden ziehen, um die Untat zu rächen, die an seinem Verwandten, dem Mann seiner Brudertochter, verübt worden sei. Kristin hatte von dem Mord an den schwedischen Herzögen gehört, und es dünkte sie dies die erbärmlichste Feiglingstat - doch lagen ihr alle Angelegenheiten des Reiches so ferne. Niemand daheim im Tal kümmerte sich viel um so etwas; sie wußte jedoch, daß ihr Vater gegen Herzog Eirik bei Ragnhildarholm und Konungahella gekämpft hatte. Aasmund berichtete von dem ganzen Vorgang zwischen dem König und den Herzögen. Kristin verstand nicht viel davon, aber sie hörte genau auf das, was der Oheim alles von den Gelöbnissen berichtete, die mit den Königstöchtern eingegangen und wieder gebrochen worden waren. Es tröstete sie, daß es nicht an allen Orten so war wie daheim in ihren Gemeinden, wo ein verabredetes Verspruchsfest für fast ebenso bindend wie eine Heirat angesehen wurde. Sie faßte Mut, berichtete von ihrem Abenteuer an dem Abend vor dem Halvardsfest und fragte ihren Oheim, ob er Erlend von Husaby kenne. Aasmund stellte Erlend ein gutes Zeugnis aus - sagte, er habe sich unklug benommen, aber die Schuld liege hauptsächlich bei seinem Vater und beim König; die hätten so getan, als wäre der junge Bursche das Horn des Teufels selbst, weil er in diese dumme Geschichte geraten war. Der König war viel zu fromm, und Herr Nikulaus war ungehalten, weil Erlend so viel wertvolles Gut auf diese Weise vertan hatte, da hatten sie denn von Hurerei und Höllenfeuer gedonnert. „Und ein wenig Trotz muß doch schließlich in einem tüchtigen Burschen stecken“, sagte Aasmund Björgulvssohn. „Und das Weib war wunderbar schön. Aber du hast ja nichts mit Erlend zu schaffen, also kümmere du dich auch nicht um seine Sachen.“
    Erlend kam nicht zur Messe, wie er Kristin versprochen hatte, und sie dachte mehr daran als an Gottes Worte. Sie konnte keine Reue dabei verspüren - hatte nur die seltsame Empfindung, all dem fremd gegenüberzustehen, an das sie sich früher gebunden gefühlt hatte.
    Sie versuchte sich zu trösten - Erlend hielte es wohl für das Verständigste, daß niemand, der Macht über sie besaß, jetzt von dieser Freundschaft erführe. Das konnte sie selbst begreifen. Aber sie hatte sich so herzlich gesehnt, und sie weinte, als sie am Abend im Oberstock des Nebengebäudes, wo sie mit Aasmunds kleinen Töchtern schlafen sollte, zur Ruhe gekommen war.
    Tags darauf ging sie mit dem jüngsten von des Oheims Kindern, einem kleinen Mädchen von sechs Jahren, in den Wald hinauf. Als sie ein Stück gegangen waren, kam Erlend ihnen nachgelaufen. Kristin wußte, daß er es war, noch ehe sie gesehen hatte, wer kam.
    „Ich habe den ganzen Tag hier oben auf dem Hügel gesessen und auf den Hofplatz hinuntergespäht“, sagte er, „ich dachte mir wohl, daß du eine Gelegenheit finden würdest, herauszukommen."
    „Glaubst du denn, ich sei weggegangen, um dich zu treffen?“ fragte Kristin und lachte. „Und fürchtest du dich nicht, mit Hunden und Bogen in meines Oheims Wald zu gehen?“
    „Dein Oheim hat mir erlaubt, hier zum Zeitvertreib zu jagen“, sagte Erlend. „Und die Hunde gehören Aasmund - sie fanden mich heute morgen.“ Er streichelte die Tiere und hob das kleine Mädchen auf. „Du kennst mich, du Ragndid? Aber du darfst nicht sagen, daß ihr mit mir gesprochen habt, dann sollst du das von mir bekommen“, er

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