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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Brust lag es drückend schwer - Erlend schlief mit dem Kopf auf ihrer Schulter, er hatte einen Arm über sie gelegt und hielt mit seiner Hand ihren linken Oberarm umfaßt.
    Kristin betrachtete das eisengraue Haar des Mannes. Sie sah ihre eigenen kleinen eingefallenen Brüste - darüber und darunter waren die hochgeschwungenen Bogen der Rippen unter der dünnen Hautdecke zu erkennen. Es befiel sie wie eine Art Schrecken, während eine Erinnerung nach der anderen aus dieser Nacht in ihr aufstieg. In dieser Stube - sie beide in ihrem Alter ... Grauen und Scham überwältigten sie, als sie die blut-unterlaufenen Stellen an ihren abgezehrten Mutterarmen, an der vertrockneten Brust sah. Heftig griff sie nach dem Fell und wollte sich bedecken.
    Erlend erwachte, richtete sich jäh auf den Ellbogen auf, starrte ihr ins Gesicht - seine Augen waren kohlschwarz nach dem Schlaf.
    „Ich glaubte.. .“, er warf sich wieder zu ihr hinab; tief und wild durchzitterte es ihr ganzes Innere bei dem Jubel und der Angst in seiner Stimme: „Ich glaubte, ich hätte wiederum geträumt!“
    Sie öffnete ihre Lippen an seinem Mund und schlang die Arme um seinen Nacken. Nie, nie war es so wunderbar gewesen.
    Am Nachmittag, die Sonne war bereits gelb, die Schatten lagen lang auf dem grünen Hofplatz, wollte sie Weggehen, um Wasser am Bach zu holen. Erlend trug die beiden großen Kannen. Kristin ging neben ihm, frei, rank und geschmeidig. Ihr Kopftuch war herabgeglitten und lag auf ihren Schultern; ihr Haar leuchtete braun und glänzend in der Sonne. Sie fühlte es selbst, wenn sie die Augen schloß und ihr Antlitz dem Licht entgegenhob - ihre Wangen waren rot geworden und ihre Gesichtszüge weich. Sooft sie Erlend verstohlen betrachtete, schlug sie überwältigt den Blick nieder — wenn sie sah, wie jung er war.
    Erlend kam auf den Gedanken zu baden. Während er tiefer ins Wasser hineinging, saß Kristin auf der Wiese, den Rücken an einen Felsen gelehnt. Der Gebirgsbach mit seinem Rieseln und Plätschern schläferte sie ein - ab und zu, wenn Mücken und Fliegen ihre Haut berührten, öffnete sie die Augen ein wenig und schlug mit der Hand nach ihnen. Unten zwischen den Weidenbüschen sah sie Erlends weißen Körper - er hatte den Fuß auf einen Stein aufgestützt und rieb sich mit einem Grasbüschel ab. Sie schloß die Augen wieder und lächelte glücklich müde. Ihm gegenüber war sie immer noch gleich machtlos.
    Erlend kam und warf sich vor ihr ins Gras - mit nassen Haaren, den roten Mund kalt vom Wasser, als er ihn in ihre Hand drückte. Er hatte sich barbiert und trug heute ein besseres Hemd - aber übermäßig schön war auch dieses nicht. Lachend griff er sich unter den Arm, wo es zerrissen war.
    „Du hättest mir gerne ein Hemd mitbringen können, wenn du schon endlich einmal hier heraufkamst.“
    „Ich werde dir sofort Hemden nähen, sobald ich nach Hause komme, Erlend“, antwortete sie lächelnd und fuhr ihm mit der Hand über die Stirn. Er hielt sie fest.
    §
    „Du kommst nie wieder von hier weg, meine Kristin.“
    Die Frau lächelte nur und antwortete nicht. Erlend rückte ein wenig weg, wie er so auf dem Magen lag. Unter den Büschen wuchs in dem feuchten Schatten eine Schar kleiner weißer Sternblumen. Ihre Blätter waren blau geädert, wie die Brust einer Frau, mitten in jeder Blüte saß ein kleiner braunblauer Knopf. Erlend pflückte jede einzelne Blume.
    „Du bist doch so klug in solchen Dingen, Kristin, du weißt sicher einen Namen für diese Blumen hier?“
    „Das ist Friggjagras - nein, Erlend..." Sie wurde rot und wehrte seine Hand ab, als er ihr die Blüten in den Busen schieben wollte.
    Erlend lachte und biß ganz leicht in jedes der weißen Blütenblätter. Dann legte er alle Blumen in ihre offene Hand und bog ihre Finger darum.
    „Weißt du noch, als wir miteinander im Garten des Hofvinsspitals gingen - gabst du mir eine Rose?“
    Kristin schüttelte langsam den Kopf und lächelte ein wenig. „Nein. Du nahmst mir eine Rose aus der Hand.“
    „Und du ließest sie mich nehmen. Und so ließest du mich dich selber nehmen, Kristin - so sanft und fromm wie eine Rose; später stachst du mich bisweilen bis aufs Blut, meine Süße.“ Er warf sich nach vorn in ihren Schoß und schlang seine Arme um ihre Mitte. „Heute nacht, Kristin - da half es dir nichts - da kamst du nicht so billig davon - da durftest du nicht nur sanft dasitzen und warten ..."
    Kristin beugte das Gesicht herab und barg es an seiner Schulter.
    Am

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