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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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vierten Tag hatten sie ihre Zuflucht im Birkenwald zwischen den Hügeln oberhalb des Hofes gesucht. Denn an diesem Tag brachte der Pächter sein Heu ein. Und ohne daß sie darüber gesprochen hatten, waren Kristin und Erlend darin einig: niemand brauchte zu wissen, daß sie bei ihm war. Erlend ging ein paarmal zu den Häusern hinunter, um Essen und Trinken zu holen, sie aber blieb oben im Heidekraut zwischen den Birken sitzen. Von dort aus, wo sie saß, konnte sie sehen, wie der Pächter und sein Weib sich plagten und die Heuballen auf dem Rücken heimtrugen.
    „Erinnerst du dich“, fragte Erlend, „wie du mir einmal versprachst, zu mir zu kommen und mir das Haus zu führen, wenn ich einmal auf einem kleinen Hof drinnen im Gebirge leben würde? Du willst wohl zwei Kühe hier haben und Kleinvieh?“ Kristin lächelte und spielte mit seinem Haar.
    „Was würden unsere Söhne dazu sagen. Erlend - wenn ihre Mutter ihnen so davonliefe?“
    „Ich denke, es würde ihnen recht gut behagen, selbst auf Jörundhof befehlen zu dürfen“, sagte Erlend lachend. „Sie sind alt genug dazu. Gaute ist ja ein fertiger Bauer, so jung er auch ist. Und Naakkve ist doch beinahe ein Mann.“
    „Ach nein.“ Die Mutter lachte still. „Er selbst meint es zwar auch, das ist richtig - ja, sie denken es gewiß alle fünf -, aber es fehlt noch allerlei, bis er den richtigen Männerverstand hat, der Junge.“
    „Gerät er seinem Vater nach, so kann es sein, daß er ihn spät bekommt oder nie“, antwortete Erlend. Er lächelte hinterlistig. „Du glaubst, du könntest deine Kinder immer noch unter dem Rock verstecken, Kristin. Naakkve wurde in diesem Sommer Vater eines Sohnes - das weißt du wohl nicht?“
    „Nein!“ Kristin errötete entsetzt.
    „Ja, das Kind war tot geboren, und der Junge hütet sich wohl, noch einmal dorthin zu gehen - es war die Witwe von Paals Sohn hier in Haugsbrekken; sie sagte, es sei sein Kind, und ganz unschuldig war er wohl nicht, gleichviel, wie es auch sonst zusammenhing. Ja, so alte Leute sind wir jetzt, du und ich.“
    „Kannst du so darüber reden, wenn dein Sohn Unehre und Verdruß geerntet hat?“ Es schnitt ihr ins Herz, daß ihr Mann so leichtfertig sprechen konnte - und daß es ihn zu belustigen schien, sie ahnungslos zu sehen.
    „Ja, was soll ich denn wohl sagen?“ fragte Erlend wie zuvor. „Der Bursche ist achtzehn Winter alt. Da siehst du selbst, es hilft nicht viel, wenn du umhergehst und deine Söhne hütest, als seien sie Kinder. Wenn du zu mir heraufziehst, müssen wir sehen, ihn zu verheiraten.“
    „Meinst du, daß es leicht sein wird, Naakkve eine ebenbürtige Heirat zu verschaffen? - Nein, Erlend, nachdem ich dies gehört habe, meine ich, du müßtest selbst verstehen, daß du mit mir heimkommen und mir helfen mußt, die Burschen im Zaum zu halten.“
    Erlend richtete sich heftig auf den Ellbogen auf.
    „Das tue ich nicht, Kristin. Fremd bin ich und bleibe ich in deinem Tal - kein Mensch erinnert sich bei mir an etwas anderes als daran, daß ich als Königsverräter und Landesverräter verurteilt wurde. Dachtest du denn nie daran, in all den Jahren, die ich auf Jörundhof saß, daß ich dort schlecht saß - ich war von daheim, von Skaun aus, gewohnt, als etwas anderes unter den Leuten zu gelten. Selbst in jener Zeit - in meiner Jugend -, als die Gerüchte über meinen schlechten Lebenswandel umgingen, als ich im Kirchenbann war - war ich dennoch Erlend Nikulaussohn auf Husaby! Dann kam die Zeit, Kristin - da ich das Glück hatte, den Leuten dort im Norden zeigen zu können, daß ich nicht ganz aus der Art meiner Vorfahren geschlagen war. Nein, sage ich dir! Hier auf diesem kleinen Hof bin ich ein freier Mann - niemand rechnet mir meine Schritte nach oder redet hinter meinem Rücken über mich. Hörst du, Kristin, meine Einziggeliebte - bleibe bei mir! Nie sollst du Ursache haben, dies zu bereuen. Hier wohnt es sich besser als je auf Husaby. Ich weiß nicht, wie es kommt, Kristin - nie war mir dort leicht und frei ums Herz, weder in meiner Kindheit noch später. Eine Hölle hatte ich dort, während Eline bei mir lebte, und nie waren wir beide, du und ich, dort so richtig von Herzen froh. Obgleich Gott der Allmächtige weiß, daß ich dich an jedem Tag und zu jeder Stunde, die ich dich kannte, geliebt habe. Ich glaube, der Hof war verhext - meine Mutter wurde dort zu Tode gequält, und mein Vater war stets ein unfroher Mann. Hier ist es gut sein, Kristin - wenn du bloß bei mir

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