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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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deinen Verwalter reden?“
    „Nein.“ Sie richtete sich auf, stand da, den Kopf ein wenig zurückgeworfen, das Gesicht weiß bis unter das herabwallende Frauentuch. „Nun bitte ich Euch, ehrwürdiger Herr und Vater, wenn jemand hinter meinem Rücken Gerüchte über mich verbreitet hat, so gebietet ihm, diese mir ins Gesicht hinein zu wiederholen!“
    „Namen sind nicht genannt worden“, antwortete der Bischof. „Dies ist gegen das Gesetz. Aber Jardtrud Herbrandstochter hat die Erlaubnis eingefordert, ihren Mann verlassen und mit ihren Verwandten heimziehen zu dürfen, weil sie ihn beschuldigt, sich mit einer anderen Frau, einem verheirateten Weib, abgegeben und mit ihr ein Kind gezeugt zu haben.“
    Eine Weile schwiegen sie beide. Dann sagte Kristin wiederum :
    „Herr - ich bitte Euch, mir so viel Barmherzigkeit zu erweisen, daß ihr diese Männer zwingt, zu sagen, so daß ich es hören kann - ich sei dieses Weib.“
    Bischof Halvard blickte Kristin scharf und forschend an. Dann winkte er - aus dem Langschiff kamen die Männer herauf und stellten sich um seinen Stuhl. Herr Halvard ergriff das Wort:
    „Ihr guten Männer von Sil habt euch heute zu unpassender Zeit an mich gewandt und mir eine Klage vorgetragen, die eigentlich erst meinem Vertrauensmann hätte unterbreitet werden müssen. Nun gab ich mich damit zufrieden, da ich wußte, daß ihr kaum so gesetzeskundig sein könnt. Hier aber ist diese Frau, Hausfrau Kristin Lavranstochter auf Jörundhof, mit einer seltsamen Bitte zu mir gekommen - sie bittet mich, euch zu fragen, ob ihr wagt, es ihr ins Gesicht zu sagen, daß hier im Tal das Gerücht umgegangen ist, ihr Gemahl, Erlend Nikulaussohn, sei nicht der Vater jenes Kindes, das sie in diesem Frühjahr bekam.“
    Sira Solmund antwortete:
    „Man hat es sich auf jedem Hof und in jeder Hütte hier im Tal erzählt, daß das Kind in Hurerei und Blutschande zwischen der Hausfrau und ihrem Verwalter gezeugt worden sei. Und es dünkt uns wenig glaubhaft, daß diese Frau nicht selbst wissen sollte, welches Gerücht im Umlauf war.“
    Der Bischof wollte sprechen, aber Kristin sagte laut und fest:
    „So mögen mir Gott der Allmächtige, die Jungfrau Maria, Sankt Olav, Sankt Tomas und der Erzbischof beistehen - ich habe nie gewußt, daß diese Lüge über uns verbreitet wurde.“
    „Dies ist nicht leicht zu verstehen - weshalb glaubtest du dann, es so unbedingt verbergen zu müssen, daß du ein Kind erwartetest?“ fragte der Priester. „Du verstecktest dich vor den Leuten und kamst den ganzen Winter hindurch kaum vors Haus.“
    „Es ist lange her, seit ich unter den Bauern dieses Tales Freunde hatte - wenig Umgang habe ich in den letzten Jahren mit den Leuten hier gehabt. Obgleich ich bis auf den heutigen Tag nicht wußte, daß sie alle meine Feinde zu sein scheinen. Aber ich kam an jedem Feiertag zur Kirche“, sagte Kristin.
    „Ja - und du hülltest dich in dicke Tücher und kleidetest dich so, daß man nicht sehen konnte, wie breit du unter dem Gürtel wurdest.“
    „Nicht anders, als jede Frau es tut - die vor den Leuten gerne anständig aussehen möchte“, antwortete Kristin kurz.
    Wiederum begann der Priester:
    „Wäre das Kind von deinem Mann gewesen, wie du sagst -so wärst du wohl nicht so weit gegangen, durch schlechte Pflege seinen Tod zu verursachen.“
    Der eine der jungen Hamarpriester trat vor und fing Kristin rasch auf. Einen Augenblick danach stand sie wie zuvor da, bleich und aufrecht, dankte dem Priester mit einem Neigen.
    Sira Solmund fuhr heftig fort:
    „Das sagten die Dienstmägde auf Jörundhof - auch meine Schwester, die auf den Hof kam, hat es gesehen der Frau strömte die Milch aus den Brüsten, so daß die Kleider durch und durch naß waren - aber jedes Weib, das die Leiche des Knaben gesehen hat, kann bezeugen, daß er vor Hunger gestorben ist..."
    Bischof Halvard machte eine Handbewegung.
    „Genug, Sira Solmund. Wir müssen uns an die Sache halten, die vorliegt, und zwar handelt es sich darum, ob Jardtrud Herbrandstochter, als sie ihren Mann anklagte, keine andere Handhabe hatte als die Gerüchte, von denen die Hausfrau hier sagt, sie seien Lüge - und ob Kristin diese Gerüchte widerlegen kann. - Kein Mensch behauptet wohl, sie habe Hand an ihr Kind gelegt.“
    Aber Kristin stand bleich da und sagte nichts mehr.
    Der Bischof wandte sich wieder an den Kirchspielpriester.
    „Aber du, Sira Solmund, du hattest die Pflicht, mit dieser Frau hier zu sprechen und sie wissen zu

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