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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Bischof wiederum. „Dünkt dich nicht, es wäre geziemender gewesen, du hättest bis nach Mittag gewartet und wärst dann zu mir nach Romundhof gekommen, um mir zu sagen, was dir auf dem Herzen liegt?“
    „Jardtrud Herbrandstochter hat Euch hier aufgesucht, würdiger Vater“, antwortete Kristin. „Nun aber hat Ulv Haldorssohn fünfunddreißig Jahre lang mit meinem Gemahl zusammen gelebt; stets war er unser getreuer Freund und Helfer und ein guter Verwandter - ich dachte, daß vielleicht ich ihm in irgendeiner Weise behilflich sein könnte.“
    Jardtrud stieß einen leisen Schrei aus, entweder vor Hohn oder vor Zorn - alle anderen starrten Kristin an, die Leute aus dem Tal verbittert, das Gefolge des Bischofs gespannt und neugierig. Herr Halvard blickte scharf um sich, dann sagte er zu Kristin:
    „Verhält es sich so, daß du dich erdreistest, Ulv Haldorssohn zu unterstützen? Du weißt vielleicht...“, sagte er rasch und hob eine Hand, als sie antworten wollte. „Niemand hat
    ein Recht, deine Aussage in dieser Sache zu erzwingen - außer deinem Gemahl -, wenn nicht dein eigenes Gewissen dich dazu treibt. Überlege es dir zuerst..
    „Ich dachte vor allem daran, Herr Bischof, daß Ulv sich hinreißen ließ und bei der Kirche zur Waffe griff - daran, ob ich ihm in dieser Sache dadurch helfen könnte, daß ich Bürgschaft anbiete. Oder“, brachte sie mit vieler Mühe vor, „mein Gemahl wird sicher in dieser Sache alles tun, was er vermag, um seinem Freund und Verwandten zu helfen.“
    Ungeduldig wandte sich der Bischof an die Umstehenden, die alle sehr erregt zu sein schienen.
    „Diese Frau dort braucht nicht hierzubleiben. Ihre Fürsprecher mögen einstweilen im Langschiff unten warten, geht alle hinunter, während ich mit der Hausfrau spreche, und laßt die Leute einstweilen hinausgehen - und Jardtrud Herbrandstochter mit ihnen.“
    Der eine der jungen Priester war damit beschäftigt gewesen, das Bischofsornat bereitzulegen. Jetzt stellte er behutsam die mit einem goldenen Kreuz verzierte Mitra auf die ausgebreiteten Falten des Chorgewandes, ging hinunter und sprach ein paar Worte mit den Leuten im Langschiff. Die übrigen folgten ihm dorthin nach. Die Gemeinde und mit ihr Jardtrud verließ die Kirche, und der Mesner verschloß die Türen.
    „Du sprachst von deinem Gemahl“, sagte der Bischof und sah sie an wie zuvor. „Verhält es sich so, daß du im letzten Sommer dich mit ihm auszusöhnen versuchtest?“
    „Ja, Herr.“
    „Aber es kam zu keiner Versöhnung?“
    „Herr - verzeiht mir, daß ich es ausspreche, aber ich habe nicht Klage gegen meinen Gemahl geführt. Ich suchte Euch auf, um wegen Ulv Haldorssohns Sache mit Euch zu sprechen ...“
    „Wußte dein Mann etwas davon, daß du in der Hoffnung warst?“ fragte Herr Halvard. Er schien über ihren Einwand erzürnt zu sein.
    „Ja, Herr“, sagte sie sehr leise.
    „Und wie nahm Erlend Nikulaussohn dies auf?“ fragte der Bischof.
    Kristin stand da und drehte einen Zipfel ihres herabhängenden Kopftuches zwischen den Fingern - blickte zu Boden.
    „Er wollte sich nicht mit dir aussöhnen, als er dies hörte?“
    „Herr, verzeiht mir...“ Kristin war sehr rot geworden.
    „Gleichgültig ist es, ob mein Herr, Erlend, so oder so gegen mich handelte - wenn es Ulv etwas helfen kann, daß er hierherkommt, so weiß ich, daß Erlend zu ihm eilen wird.“
    Der Bischof runzelte die Stirn, während er sie ansah.
    „Meinst du, daß Erlend, aus Freundschaft für diesen Mann Ulv - oder deshalb, weil nun die Sache ans Licht gekommen ist -, dennoch dieses Kind anerkennen wird, das du im Frühjahr gebarst?“
    Kristin hob den Kopf - starrte den Bischof mit aufgerissenen Augen und halboffenem Munde an. Es war, als begriffe sie erst nach und nach, was seine Worte bedeuteten. Herr Halvard sah sie ernsthaft an.
    „Zwar ist es richtig, Weib, niemand außer deinem Ehegatten hat ein Recht, dich um dieser Sache willen anzuklagen. Aber du begreifst wohl, daß ihr beide eine schwere Sünde begeht, wenn er die Vaterschaft für das Kind eines anderen Mannes auf sich nimmt, um Ulv zu decken. Besser fahrt ihr alle miteinander, vorausgesetzt, daß ihr gesündigt habt, wenn die Sünde gebeichtet und gesühnt wird.“
    In Kristins Gesicht kam und ging die Farbe.
    „Hat jemand gesagt, daß nicht mein Gemahl - daß es nicht sein Kind war?“
    Der Bischof fragte langsam:
    „Willst du, Kristin, daß ich glauben soll, du habest nicht einmal gewußt, was die Leute über dich und

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