Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
Vom Netzwerk:
Gjawaldssohn und Bruder Leif von Holm auf Husaby gewesen waren und ihrer und der Kinder Habe nach Nidaros geholt hatten. Auch hierfür hatte Erlend die Sorge ihr überlassen - er ließ sich’s draußen im Kloster auf Holm gut gehen. Sie wohnte in dem Stadthaus -es gehörte jetzt den Mönchen und Arne Gjawaldssohn war bei ihr und stand ihr mit Rat und Tat bei; Simon hatte ihm in dieser Angelegenheit einen Brief gesandt.
    Arne hätte nicht eifriger sein können, auch wenn es sich um sein eigenes Hab und Gut gehandelt hätte. An dem Abend, an dem er in die Stadt kam, wollte er unbedingt, daß sie und Frau Gunna von Raasvold, die mit den beiden kleinen Kindern gekommen war, in den Stall hinausgingen. Sieben ausgesuchte Pferde - die Leute wollten gegen Erlend Nikulaussohn recht und billig sein und stimmten Arne zu, als er hervorhob, daß von den fünf ältesten Söhnen jeder sein eigenes Reitpferd besäße, ebenso die Hausfrau eines für sich selbst und eines für ihren eigenen Knecht. Daß Erlend den Kastilier, seinen spanischen Hengst, seinem Sohn Nikulaus geschenkt hatte - selbst
    wenn auch wohl mehr oder minder im Scherz dafür könne er, Arne, Zeugen aufbringen. Nicht etwa, daß Arne von diesem langbeinigen Tier so sehr entzückt gewesen wäre - aber er wußte, daß Erlend den Hengst besonders liebte.
    Auf die Prachtrüstung mit dem großen Helm und dem goldgezierten Schwert verzichten zu müssen war schwer, fand Arne - diese Sachen taugten zwar nur zum Turnier, aber sie waren eine Menge Gold wert. Doch Erlends Panzerhemd aus schwarzer Seide mit dem gestickten roten Löwen hatte er erhalten. Und seine englische Streitrüstung hatte er für Nikulaus angefordert. Und die fand Arne so hervorragend, daß er glaubte, in ganz Norwegen gäbe es keine ähnliche Rüstung mehr - für den, der sich auf so etwas verstünde. Mitgenommen war sie ja allerdings - Erlend hatte seine Waffen abgenützt , mehr als die meisten Söhne der Großen in jener Zeit... Arne liebkoste jedes Stück: den Helm, den Schulterkragen, die Arm-und Beinschienen, die Stahlhandschuhe aus feinsten Platten, den leichten Harnisch und das Panzerhemd aus Ringen, so leicht und angenehm und dennoch so stark. Und dieses Schwert - es hatte nur einen einfachen Stahlgriff, und das Leder war abgewetzt, aber solch eine Klinge bekam man nicht jedes Jahr zu Gesicht...
    Kristin saß da und hatte das Schwert quer über ihren Knien liegen. Sie wußte, daß Erlend es wie eine geliebte Braut entgegennehmen würde - von all den Schwertern, die er besaß, hatte er nie ein anderes benützt. Schon in frühester Jugend hatte er es von Sigmund Torolvssohn, seinem Bettgenossen, erhalten, gleich nachdem er zum Königsgefolge gekommen war. Ein einziges Mal hatte Erlend diesen seinen Freund ihr gegenüber erwähnt. „Hätte Gott nicht solche Eile damit gehabt, Sigmund von dieser Erde abzurufen, so wäre wohl vieles anders für mich geworden. Nach seinem Tode mochte ich nicht mehr am Königshof sein, und endlich erbettelte ich mir damals von König Haakon die Erlaubnis, mit Gissur Galle nach Norden zu fahren. Dann aber, hätte ich dich wohl niemals bekommen, meine Holde - da wäre ich wohl ein verheirateter Mann gewesen, noch lange, ehe du ein erwachsenes Mädchen warst.“
    Durch Munan Baardssohn hatte sie gehört, daß Erlend den Freund Tag und Nacht gepflegt hatte wie eine Mutter ihr Kind, nicht geschlafen hatte, außer in den kurzen Augenblicken, in denen er am Bett bei dem Kranken mit offenen Augen schlummerte - in jenem letzten Winter, als Sigmund Torolvssohn dalag und Herzblut und Lungen stückweise ausspie. Und als Sigmund in der Halvardskirche beerdigt lag, war Erlend früh und spät zu seinem Grab gegangen, hatte sich flach auf den Leichenstein geworfen und getrauert. Ihr gegenüber aber hatte er nicht öfters als dieses eine Mal von ihm gesprochen. Auch in der Halvardskirche hatten Erlend und sie sich ein paarmal getroffen, in jenem Winter der Verirrung in Oslo. Aber er hatte nichts davon erwähnt, daß sein liebster Jugendfreund hier lag. - Genauso hatte er um seine Mutter getrauert, das wußte sie; und als Orm starb, war er vor Verzweiflung ganz von Sinnen gewesen. Aber er sprach nie von ihnen. Sie wußte, daß er in der Stadt gewesen war und sich nach Margret umgesehen hatte - aber er sprach nie von seiner Tochter . . .
    Ganz oben unter dem Griff sah sie einige Schriftzeichen in die Klinge eingeritzt. Die meisten waren Runen, und diese vermochte sie nicht zu lesen, auch

Weitere Kostenlose Bücher