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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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wir - wir wissen ja, daß du in solchen Sachen die meiste Erfahrung hast; es ist deiner leiblichen Schwester Sohn, mußt du bedenken. Willst du uns den Dienst erweisen und mit mir zu ihm kommen? - Du weißt, ich käme nicht so zu dir, wüßte ich nicht so gewiß, daß es das Leben des Knaben gilt“, sagte er flehend.
    Er wiederholte dieselben Worte drinnen in der Hütte zu Erlend, der, schlaftrunken und stillverwundert, im Bett saß. Erlend versuchte den Schwager zu trösten, sprach erfahren: so kleine Kinder fielen leicht in Fieber und redeten irr, wenn sie sich nur ein bißchen erkältet hätten, vielleicht sei es nicht so gefährlich, wie es aussähe. „Du darfst wohl glauben, Erlend, ich wäre nicht um diese Nachtzeit gekommen, um sie zu holen, hätte ich nicht genau erkannt, daß das Kind mit dem Tode ringt...“
    Kristin hatte die Glut angefacht und Holz aufgelegt; Simon saß da und starrte ins Feuer, trank begehrlich die Milch, die sie ihm anbot, wollte jedoch nichts essen. Am liebsten wollte er wieder hinunterreiten, gleich nachdem die anderen gekommen waren. „Wenn du mitkommen willst, Kristin?“ Einer seiner Knechte brächte eine Witwe herauf, die auf Formo diene, eine tüchtige Frau, die die Arbeit hier einstweilen übernehmen könnte - sehr tüchtig sei Aasbjörg, sagte er noch einmal.
    Als Simon sie in den Sattel gehoben hatte, meinte er:
    „Am liebsten würde ich den kürzesten Weg hier nach Süden einschlagen - wenn du nichts dagegen hast.“
    Kristin war noch nie in diesem Teil des Gebirges gewesen, aber sie wußte, daß dort ein Pfad ins Tal hinunterführte, steil über den Hang oberhalb von Formo hinab. Sie antwortete ja -dann aber müsse der Knecht den anderen Weg nehmen und
    nach Jörundhof reiten, ihren Schrein und die Säcke mit Zwiebeln und Kräutern holen. Er solle Gaute wecken, der Knabe wisse am besten Bescheid über diese Dinge.
    Am Rand eines großen Moores konnten sie Seite an Seite reiten, und Kristin ließ sich von Simon nochmals über die Krankheit des Knaben berichten. Die Kinder auf Formo hatten um die Zeit der Olavsmesse Halsentzündung gehabt, waren aber leicht darüber hinweggekommen. Die jetzige Sache hatte Andres ganz plötzlich befallen, während er scheinbar bei bestem Wohlbefinden war - mitten am Tage, vor etwa drei Tagen. Simon hatte ihn mit sich hinausgenommen, er sollte auf dem Kornschlitten zum Acker hinunterfahren dürfen - da aber klagte Andres darüber, daß er friere, und als Simon sich ihn näher ansah, wurde das Kind so von Frostschauern geschüttelt, daß ihm die Zähne aufeinanderschlugen. Danach kamen die glühende Hitze und der Husten, er spuckte einen häßlichen braunen Schleim aus und hatte starke Schmerzen in der Brust - aber er konnte ja nicht viel darüber sagen, wo es ihm am wehesten tat, der arme kranke Junge.
    Kristin redete Simon Mut zu, so gut sie konnte, dann mußte sie wieder ein Stück weit hinter ihm reiten. Einmal drehte er sich nach ihr um und fragte sie, ob sie friere; er wollte, daß sie seinen Umhang über den ihren nehme.
    Dann sprach er wieder von seinem Sohn. Er hatte es wohl bemerkt, der Knabe war nicht sehr kräftig. In diesem Sommer und Herbst aber war Andres viel gesünder geworden - das meinte auch seine Amme. Ja, die letzten Tage, ehe er krank wurde, war er ein wenig seltsam und schreckhaft gewesen. „Angst“, sagte er, wenn die Hunde an ihm hinaufsprangen und mit ihm spielen wollten. An dem Tag, an dem er das Fieber bekam, war Simon bei Sonnenuntergang mit einigen Wildenten heimgekommen. Sonst wollte der Knabe immer die Vögel haben, die der Vater mit heimgebracht hatte, und wollte mit ihnen spielen, jetzt aber hatte Andres auf einmal laut aufgeschrien, als der Vater ihm die zusammengebundenen Vögel hinhielt. Später schlich er sich wohl hin und berührte die Enten, als er sich aber dabei mit Blut beschmutzte, wurde er ganz wild vor Schrecken. Und heute abend war er dagelegen und hatte so schmerzlich gestöhnt, ohne Schlaf und Ruhe finden zu können - und plötzlich schrie er auf und sagte etwas von einem Habicht, der ihn verfolge.
    „Weißt du noch den Tag, an dem mich die Botschaft in Oslo
    erreichte? So werden es also deine Nachkommen sein, die nach dir auf Formo leben werden, sagtest du.“
    „Sprich nicht so, Simon - als dächtest du, daß du ohne einen Sohn sterben müßtest. Gott und seine mildtätige Mutter können wohl helfen. Es gleicht dir nicht, Schwager, so mutlos zu sein.“
    „Halfrid, mein erstes Weib,

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