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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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mußt jetzt gehen, Nikulaus“, sagte er zu Naakkve, „und dich ruhig verhalten. Deine Brüder haben ihrer Mutter nicht genützt, aber ich verstehe, daß sie schwer gereizt wurden.“
    In seinem Herzen meinte der Hamar-Bischof, daß die Söhne der Sache ihrer Mutter wohl kaum geschadet hätten. Er hatte gesehen, daß es bereits viele gab, die jetzt anders über die Frau auf Jörundhof dachten, als sie noch an diesem Morgen getan hatten, da Kristin selber den Becher zum Überlaufen brachte, indem sie mit Ulv Haldorssohn zur Kirche kam und ihn als Firmpaten für ihren Sohn auserwählt hatte. Einer von diesen Leuten war Kolbein Jonssohn - und so setzte Herr Halvard ihn als Obersten über die Wachmannschaft.
    Naakkve ging zuerst in die Stube im Oberstockwerk, wo Kristin auf dem Bett bei Lavrans saß, mit Munan auf dem Schoß. Er berichtete ihr, was sich zugetragen hatte, legte jedoch viel Gewicht darauf, daß der Bischof sie für unschuldig hielt und daß er auch meinte, die jüngeren Brüder seien zu ihrer Gewalttat sehr aufgereizt worden. Er riet der Mutter ab, selbst hinzugehen und den Bischof aufzusuchen.
    Nun wurden die vier Brüder hereingeführt. Die Mutter blickte sie an, sie war bleich und ihr Blick seltsam. Mitten in Angst und tiefer Verzweiflung weitete ihr Herz sich wieder so seltsam schwellend, trotzdem sagte sie ruhig zu Gaute:
    „Schlimmes hast du jetzt angerichtet, mein Sohn - und es ist wenig Ehre für Lavrans Björgulvssohns Schwert, daß du es gegen einen Bauernhaufen zogst, der dastand und Gerüchte wiederkäute.“
    „Zuerst zog ich es gegen die Bewaffneten des Bischofs“, sagte Gaute böse. „Aber es ist richtig, es war nur wenig Ehre für unseren Muttervater dabei, daß es sich als notwendig erwies, in einer solchen Sache die Waffe zu ziehen.“
    Kristin betrachtete ihren Sohn. Dann mußte sie sich abwenden, sosehr seine Worte sie auch schmerzten, mußte sie doch lächeln - wie wenn das Kind seine Milchzähne in die Brust der Mutter gräbt, dachte sie.
    „Mutter“, sagte Naakkve, „ich glaube, es ist jetzt am besten, Ihr geht und nehmt Munan mit Euch. - Ihr dürft ihn jetzt keinen Augenblick allein lassen, ehe es ihm nicht besser geht“, sagte er leise. „Achtet darauf, daß er im Haus bleibt, damit er nicht sieht, daß seine Brüder bewacht werden.“
    Kristin stand auf.
    „Meine Söhne - wenn ihr meint, ich sei dessen nicht unwürdig, so möchte ich euch bitten, mich zu küssen, ehe ich weggehe.“
    Naakkve, Björgulv, Ivar und Skule kamen zu ihr und küßten sie. Gaute, der Täter, sah die Mutter traurig an - als sie ihm die Hand zum Kuß hinhielt, ergriff er einen Zipfel ihres Ärmels und küßte ihn. Alle fünf Söhne, sogar Gaute, waren jetzt größer als sie, das sah Kristin. Sie machte sich ein wenig an Lavrans’ Bett zu schaffen und ging dann mit Munan hinaus.
    Auf Jörundhof gab es vier Häuser mit einem Oberstockwerk: das Haus mit der Halle, die Neustube, die in Kristins Kindheit die Sommerstube gewesen war, ehe Lavrans das große Haus errichtet hatte, die Altstube und der Salzschuppen, über dem sich ebenfalls ein Dachraum befand; dort schliefen im Sommer die Mägde.
    Kristin begab sich mit Munan in die Neustube; dort schliefen jetzt die beiden seit dem Tod des kleinen Kindes. Sie ging auf und ab, als Frida und Gunhild die Abendgrütze brachten. Kristin befahl Frida, dafür zu sorgen, daß die Wachmannschaft Bier und Essen bekäme. Die Magd antwortete, das sei bereits geschehen - auf Naakkves Geheiß -, aber die Männer hätten gesagt, sie wollten nichts von der Hausfrau entgegennehmen, da sie doch in einer solchen Angelegenheit auf ihrem Hof seien. Sie hätten sich schon Essen und Trinken von anderer Seite her besorgt.
    „Trotzdem müßt ihr ihnen doch eine kleine Tonne Bier hinstellen“, sagte Kristin.
    Gunhild, die Jungmagd, war gänzlich verweint.
    „Keiner von deinem ganzen Gesinde glaubt das von dir, Kristin Lavranstochter, dessen darfst du sicher sein - wir sagten stets, daß wir das alles nur für Lüge hielten.“
    „Ihr habt also das Gerede gehört“, sagte die Hausfrau. „Es wäre besser gewesen, ihr hättet mir etwas davon gesagt.“
    „Wir wagten es nicht um Ulvs willen“, sagte Frida, und Gunhild fügte weinend hinzu:
    „Er befahl uns drohend, es dir zu verschweigen, ich dachte oft, daß ich es dir hätte sagen und dich hätte bitten sollen, vorsichtiger zu sein - wenn du oft noch bis tief in die Nacht hinein aufbliebst und dich mit Ulv

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