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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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entgegengenommen, sich gehorsam dem Willen ihres Gemahls unterworfen, während sie ein Gefühl hatte, als müsse sie zugrunde gehen, von Müdigkeit erschöpft. Mit einer Art gramerfüllter Freude hatte sie, wenn sie Erlends schönes Gesicht und seinen gesunden schönen Körper sah, gedacht, dies könne sie für die Mängel des Mannes nicht mehr blind machen. Ja, er war immer gleich jung und gleich schön. Immer noch konnte er mit seinen Liebkosungen über sie dahinstürmen, ebenso heiß wie damals, da auch sie noch jung war. Aber sie war alt geworden, dachte sie und empfand dabei förmlich einen Schauer von Hochmut und Siegerstolz. Leicht kann sich der jung erhalten, der keine Lehren annehmen will, der sich nicht nach den Umständen des Lebens richten will und nicht darum kämpfen mag, die Umstände nach seinem Willen zu zwingen.
    Aber selbst wenn sie seine Küsse mit hart geschlossenen Lippen entgegennahm, sich mit ihrem ganzen Wesen von ihm abwandte und sich dem Kampf um die Zukunft der Söhne opferte, ahnte sie doch, daß sie in diesem Werk sich mit dem gleichen heißen Feuer hingab, das der Mann einstmals in ihrem Blut entzündet hatte. Die Jahre hatten sie abgekühlt, so glaubte sie, denn sie wurde nicht mehr heiß, wenn in Erlends Augen das alte Funkeln trat und seine Stimme den tiefen Ton erhielt, vor dem sie zusammensank, willenlos, machtlos vor Glück, in jener ersten Zeit, da sie Erlend kannte. Aber ebenso, wie sie damals sich danach gesehnt hatte, die schweren Bedingungen der Trennung und die Herzensangst in der Begegnung mit Erlend zu lindern, so sehnte sie sich jetzt dumpf und brennend nach einem Ziel, das erst dann erreicht sein würde, wenn sie einmal in langer, langer Zeit eine weißhaarige Frau war, ihre Söhne geborgen und in sicheren Verhältnissen sehen konnte. Jetzt erlitt sie um der Söhne Erlends willen die gleiche Angst vor der ungewissen Zukunft. Immer noch quälte sie eine Begierde, gleich Hunger und brennendem Durst: sie mußte sehen, daß es ihren Söhnen wohl erging.
    Und so, wie sie sich zuerst Erlend hingegeben hatte, so gab sie sich jetzt der Welt hin, die rings um ihr Zusammenleben herangewachsen war. Sie warf sich jeder Forderung entgegen, die erfüllt werden mußte, erbot sich zu jeglicher Arbeit, die getan werden mußte, um das Wohlergehen Erlends und seiner Kinder zu sichern. Halb und halb begriff die Frau selber, daß sie mit Erlend lebte, wenn sie auf Husaby saß und zusammen mit ihrem Priester die Schriftstücke in der Truhe ihres Mannes las, wenn sie mit seinen Pächtern und seinen Arbeitern sprach, mit ihren Mägden im Vorratshaus und im Küchenhaus war, an den schönen Sommertagen mit den Kindsmägden oben auf der Pferdeweide saß und ihre Kinder hütete. Es schien ihr selbst, ihm wende sie ihren Zorn zu, wenn etwas im Hause verkehrt ging und wenn die Kinder gegen den Willen der Mutter handelten, ihm strömte ihre Herzensfreude entgegen, wenn man im Sommer das Heu und im Herbst das Getreide gut einbrachte, wenn ihre Kälber gediehen und wenn sie ihre Knaben auf dem Hofplatz lärmen und lachen hörte. Daß sie ihm gehörte, dieser Gedanke flammte verborgen in ihrem Herzen, wenn sie das letzte der Feiertagsgewänder für ihre Söhne fertiggenäht beiseite legte, erfreut dastand und den Berg ihrer schönen vollbrachten Winterarbeit betrachtete. Er war es, dessen sie müde und überdrüssig war, als sie im Frühjahr eines Abends mit den Dienstmägden vom Fluß heimging; sie hatten die Wolle der letzten Schafschur gewaschen, in einem Kessel am Strand gekocht, im Fluß gespült, und der Hausfrau selbst tat der Rücken weh, ihre Arme waren bis hoch über die Ellbogen hinauf mit klebrigem Schmutz bedeckt, der Geruch nach Schafen und Fett hatte sich so sehr in ihre Kleider gesetzt, daß sie das Gefühl hatte, ihr Körper könne auch durch drei Bäder nicht wieder rein werden.
    Und jetzt, da Erlend nicht mehr war, schien es der Witwe, als sähe sie keinen Sinn mehr in der rastlosen Geschäftigkeit ihres Lebens. Er war gefällt, und da mußte sie sterben, wie ein Baum, dessen Wurzeln durchschnitten sind. Die jungen Triebe, die rings um ihren Schoß aufgeschossen waren, mußten jetzt auf ihren eigenen Wurzeln wachsen. Sie waren alt genug, jeder einzelne, für ihr eigenes Schicksal zu sorgen. Flüchtig zog dieser Gedanke durch Kristins Gemüt - wenn sie es nicht schon früher verstanden hatte, damals, als Erlend dies sagte. Schattenähnliche Bilder von einem Leben mit Erlend oben auf

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